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Vergiss es Baby - Roman

Vergiss es Baby - Roman

Titel: Vergiss es Baby - Roman
Autoren: Claudia Sanders
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good!
    Marlene sah sich in einem 300 SL Roadster, dem Sportwagen schlechthin. An das Schmuckstück der Classic Cars reichte so schnell nichts heran, ebenso wenig wie an deren Besitzer. Filmstars, Staatsoberhäupter, arabische Scheichs … da durfte eine Marlene Dittrich natürlich nicht fehlen.
    In ihren Träumen war das Fahrzeug rot. Wenn sie Gas gab, umflatterte einer dieser endlos langen Chiffonschals ihren Schwanenhals. Natürlich passte er perfekt zu ihrem taillierten Seidenkleid, das sie, wenn auch erst nach wochenlanger Diät, endlich tragen konnte.
    Dazu würde sie Mörderpumps tragen, mit unverantwortlichen Stilettoabsätzen, die abbrachen, kaum dass sie sich anschickte, das Gaspedal durchzudrücken. So sah wahre Klasse aus: Man ruinierte sich die Schuhe beim Cabriofahren, nicht bei dem Versuch, graziös die Herausforderung von Kopfsteinpflaster zu meistern. Was meist sowieso damit endete, wenig graziös auf die Schnauze zu fallen.
    Hey yeh, oh yeh, and don’t it feel good!
    Das Roadster-Cabrio. Ihr Traum. Der, einmal materialisiert, endlich Schluss machen würde mit der langweiligen Erscheinung und spießigen Existenz, die sich ihr Leben nannte. Der Flitzer würde ihr endlich jenen Hauch von Extravaganz und Klasse verleihen, nach dem sie sich schon lange sehnte. Leider würde der Wunsch, das legendäre Fahrzeug zu besitzen, niemals
in Erfüllung gehen. Selbst wenn es ihr gelang, eines dieser seltenen Exemplare aufzutreiben, hätte sie kaum das nötige Kleingeld, den Wagen auch zu bezahlen. Doch was machte das schon. Man würde ja wohl noch träumen dürfen.
    Wenn sie es heute allerdings schaffte, einen guten Eindruck bei Sauger zu hinterlassen, könnte sie sich ja einmal auf dem Gebrauchtwagenmarkt umsehen, wo sich bestimmt ein halbwegs ansprechendes Gefährt finden lassen würde.
    Wenn sie es schaffte …
    Dann würde der Erfolg nicht lange auf sich warten lassen, und die drei kleinen magischen Worte, nach denen sie sich schon so lange verzehrte, würden endlich ausgesprochen werden.
    Key - Account - Manager.
    Das war doch was! Das war die Position, die ihr nach dem Deal mit Sauger zustand, und die mehr Verantwortung, mehr Geld und - besonders wichtig - mehr Prestige bedeutete. Key - Account - Manager. Wie oft hatte sie sich zu Hause vor dem Badezimmerspiegel am Klang dieser Worte berauscht? Key - Account - Manager. Die letzte Stufe der Karriereleiter, bevor sie endgültig zum Sales Manager aufstieg.
    Sauger, oder der Vampir, wie man ihn in der Szene nannte, war der Shootingstar der Münchner Gastronomie. Bis vor kurzem war er noch Geschäftsführer eines zweifelhaften Nachtklubs gewesen. Ein Job, der einem das Tageslicht scheuenden Lebewesen sicher entgegenkam. Inzwischen arbeitete er auch nach Sonnenaufgang und hatte es im Handumdrehen zu den angesagtesten Restaurants, den coolsten Bars und den trendigsten Bistros gebracht. Gerüchte, Sauger, der seine Karriere
als Raußschmeißer in den Etablissements der Hansastraße begann, habe seinen Aufstieg einschlägigen Kontakten zur kriminellen Szene zu verdanken, wurden von ihm stets dementiert.
    Sein neuester Coup sah vor, sich Teile der lukrativen Erlebnisgastronomie einzuverleiben. Dazu brauchte er natürlich ein erstklassiges Angebot an Speisen und Getränken, das ihm das reichhaltige Sortiment von Öttken Lebensmittel zu bieten hatte. Das glaubte zumindest Marlene. Sie musste nur noch dafür sorgen, dass er es auch glaubte.
    »Passen Sie auf sich auf!«, hatte ihr Chef ihr noch mit auf den Weg gegeben. »Sauger ist ein Meister darin, seine Mitmenschen zu manipulieren.«
    Eine Warnung, die eigentlich überflüssig war. Marlene war nicht so leicht einzuschüchtern. Die Rolle der zarten Jungfrau, verdammt zu ewiger Gefolgschaft nach dem ersten Biss, stand ihr nicht.
    Außerdem arbeitete sie nicht erst seit gestern im Vertrieb. Seit drei Jahren war sie nun an Bord, eine der wenigen Frauen, die für Öttken, den führenden Lieferanten des Gaststättengewerbes, im Außendienst unterwegs waren. Der Job garantierte ihr ein Höchstmaß an individueller Freiheit. Ein Grund, warum sie ihn liebte. Ein weiterer war der Umstand, nach Herzenslust essen zu können. Die Auswahl war gigantisch. Zwar verkaufte Öttken nur Fertiggerichte, Tütensuppen und Tiefkühlkost, aber die waren von erstklassiger Qualität.
    Der Verantwortung, die sie gegenüber ihren Kunden hatte, war sie sich jederzeit bewusst. Niemals vergaß sie ihre Verpflichtung, sich von Zeit zu Zeit durch das
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