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Vergiss es Baby - Roman

Vergiss es Baby - Roman

Titel: Vergiss es Baby - Roman
Autoren: Claudia Sanders
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es sich verbat, weiterzudenken.

    »Was denn für Flitterwochen?«, wiederholte sie vorsichtig. Ihre Stimme war nicht viel mehr als ein leises Flüstern. Schnell setzte sie sich wieder aufs Bett.
    »Ist dir nicht gut?« Besorgt sah er sie an, als fürchtete er, sie könne jeden Moment in Ohnmacht fallen, womit er gar nicht mal so falsch lag. »Du bist ja weiß wie Wand.«
    Er kam auf sie zu und berührte sie leicht am Arm. Instinktiv zuckte sie zurück.
    Plötzlich schien das Zimmer zu schrumpfen, und die Anwesenheit ihres One-Night-Stands drohte sie zu erdrücken. Für einen kurzen Moment glaubte sie, keine Luft mehr zu bekommen. Eine fürchterliche Ahnung machte sich in ihr breit, Fragen kamen auf. Mit vor Panik geweiteten Augen blickte sie zu ihm hoch.
    »Wer bist du?«, brachte sie schließlich hervor.
    »Aber Babe.« Seine Stimme schien von weither zu kommen. »Was ist denn bloß los mit dir?« Er setzte sich neben sie und nahm ihre Hand in seine. Diesmal ließ sie seine Berührung zu.
    »Du zitterst ja. Vor mir brauchst du doch keine Angst zu haben.« Sanft strich er ihr über den Kopf, wie einem Kind, das getröstet werden musste. »Ich bin es. Valentin. Dein Mann.«
    Fassungslos starrte sie ihn an.
    »Erinnerst du dich nicht? Wir haben gestern Nacht geheiratet.«

Kapitel eins
    Schon wieder eine rote Ampel. Marlenes schwarzer BMW kam auf dem Mittleren Ring nur schleppend voran. Seufzend setzte sie den Blinker, ignorierte die durchgezogene Linie ebenso wie das Hupen hinter ihr, und drängelte sich auf der Nymphenburger Straße in die rechte Spur. Leider ging es dort auch nicht voran.
    Genervt sah sie auf ihre Armbanduhr und fand ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Wenn sie weiterhin in diesem Schneckentempo dahinkroch, würde sie zum wichtigsten Termin ihrer beruflichen Karriere zu spät kommen.
    Dabei hatte sie es diesmal sogar geschafft, das Haus rechtzeitig zu verlassen, was selten genug vorkam. Doch kaum hatte sie die Wohnungstür hinter sich geschlossen, waren auch schon die ersten Hindernisse aufgetaucht. Auf dem Weg zum Fahrstuhl war sie ihrer Vermieterin in die Arme gelaufen, die unglücklicherweise im Stockwerk unter ihr wohnte. Mit den Worten »Von Ihnen hätte ich das nicht erwartet, Frau Dittrich, von Ihnen nicht!« hatte sie Marlene den Weg versperrt. So ging das jede Woche. Immerhin brauchte Frau Gruber nicht mehr lange nach Gründen für ihre dauernden Beschwerden zu suchen, seit spontan organisierte Partys zur Abendgestaltung in Marlenes Wohngemeinschaft gehörten.
    Unten angekommen, wäre sie fast mit dem Briefträger zusammengestoßen,
der Wert auf die Tatsache legte, kein Archäo loge zu sein. Höflich hatte er sie gebeten, die mikroskopisch kleinen Hieroglyphen zu ersetzen, die als Namensschilder getarnt ihren Briefkasten zierten. Konnte sie denn etwas dafür, dass ihre Mitbewohner die Errungenschaften moderner Textverarbeitung verschmähten und eine Sauklaue hatten?
    Wieder heftete sich ihr Blick auf ihre Armbanduhr. Noch acht Minuten. Mit etwas Glück schaffte sie es vielleicht trotzdem rechtzeitig bis ins Lehel. Doch kaum hatte sie die Dauerbaustelle am Stiglmaierplatz hinter sich gelassen, stand sie erneut im Stau.
    Genervt schaltete sie ihren Lieblingssender ein, und ihre Laune besserte sich ein wenig, als sie kurz darauf die Melodie eines ihrer Lieblingssongs mitgrölte.
    Die Sommersonnen-Nummer passte perfekt. Es war ungewöhnlich warm für die Jahreszeit, und bei Temperaturen um die zwanzig Grad konnte man fast schon von einem Sommertag sprechen, auch wenn es erst Anfang April war.
    Interessiert musterte sie das neue Modell des Mercedes SLK Cabrios, das neben ihr an der Ampel hielt. Wer konnte sich so einen Wagen leisten? Der Typ war mindestens sechzig. Wahrscheinlich hatte er deshalb das Verdeck geschlossen. Bestimmt trieb ihm die Angst, die Zugluft könne sein Rheuma verschlimmern, den Schweiß auf die kahle Stirn. Tragisch, aber immer noch besser als der Herzinfarkt, der ihm drohte, sollte er einmal richtig aufs Gas drücken und dabei bemerken, dass die Haftcreme seiner dritten Zähne nicht hielt, was sie versprach. Der alte Knacker war doch wieder einmal der beste Beweis dafür, dass man sich einen Eins-a-Klasseflitzer leisten sollte, solange
man noch jung war. Oder anders gesagt: Jetzt. Jetzt, wo es noch Spaß machte, bei offenem Verdeck und voll aufgedrehter Stereoanlage mit hundertvierzig Sachen durch das Münchner Umland zu brausen.
    And don’t it feel
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