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Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition)
Autoren: Morgan Matson
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im August waren meine Füße dann immer total abgehärtet und braun gebrannt – nur meine Flip-Flops zeichneten sich als scharfe weiße Kontur ab – und ich konnte locker barfuß über die Einfahrt rennen.
    Ich löste meinen Sicherheitsgurt und beugte mich zwischen den beiden Vordersitzen hindurch, um einen besseren Ausblick zu haben. Da vorn, direkt vor meinen Augen, stand unser Sommerhaus. Als Erstes fiel mir auf, dass es haargenau so aussah wie immer – das dunkle Holz, das spitze Dach, die bodentiefen Fenster, die umlaufende Veranda.
    Und als zweites bemerkte ich den Hund.
    Er saß auf der Veranda, gleich neben der Tür. Als das Auto näher kam, dachte er gar nicht daran, aufzustehen oder wegzulaufen, sondern wedelte mit dem Schwanz, als ob er schon die ganze Zeit auf uns gewartet hätte.
    »Was ist das denn?«, wunderte sich Gelsey, während Warren den Motor abstellte.
    »Was ist was denn?«, fragte er und blinzelte durch die Windschutzscheibe. »Oh«, sagte er gleich darauf und machte keinerlei Anstalten, aus dem Auto zu steigen. Auch wenn mein Bruder es ständig abstritt, hatte er definitiv Angst vor Hunden. Und zwar seit er sieben war und ein bescheuerter Babysitter ihm erlaubt hatte, den Film Cujo zu sehen.
    Ich stieg aus und ging ein Stück näher, um mir das Tier genauer anzusehen. Er war nicht unbedingt der hübscheste Hund der Welt. Eher klein, aber nicht die Art von klein, die in die Handtasche passte oder auf die man versehentlich treten konnte. Sein Fell war goldbraun und stand in alle Richtungen ab, was ihm einen dauerüberraschten Ausdruck gab. Er sah aus wie eine Promenadenmischung, mit großen, nach oben gerichteten, Schäferhund-artigen Ohren, kurzer Schnauze und einem eher langen, Collie-ähnlichen Schwanz. Er hatte auch ein Halsband mit Hundemarke um, war also offensichtlich nicht herrenlos.
    Gelsey stieg ebenfalls aus, doch Warren blieb immer noch sitzen und öffnete das Fenster einen winzigen Spalt, als ich zum Auto zurückkam. »Geht ihr schon mal vor. Ich, ähm, ich kümmere mich erst mal um die Taschen«, nuschelte er und drückte mir den Hausschlüssel in die Hand.
    »Ist nicht dein Ernst«, sagte ich und musterte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. Warren lief knallrot an und schloss hastig das Fenster wieder, als ob sonst das Hündchen gnadenlos auf den Fahrersitz gesprungen wäre.
    Amüsiert lief ich die Einfahrt entlang und stieg die drei Stufen zum Eingang hinauf. Irgendwie hatte ich ja erwartet, dass der Hund sich verdrücken würde, wenn ich näher kam, aber er wedelte nur noch wilder mit dem Schwanz und klopfte damit auf den Holzplanken herum. »Los, verschwinde«, versuchte ich ihn zu verscheuchen, als ich an ihm vorbeiging. Doch statt sich aus dem Staub zu machen, kam er geradewegs zu mir und stellte sich neben mich, so als wollte er ganz selbstverständlich mit mir zusammen ins Haus gehen. »Nein«, sagte ich streng, wobei ich mir Mühe gab, wie Randolph George zu klingen, dieser bebrillte britische Showmaster der Hundesendung Top Dog. »Lauf.« Ich machte einen Schritt auf ihn zu und da schien der Hund endlich zu kapieren, was ich von ihm wollte, denn er trollte sich, sprang die Verandatreppe hinunter und verschwand durch die Einfahrt, wobei er für einen Hund reichlich unentschlossen wirkte.
    Als die Gefahr in Gestalt des bedrohlichen Hündchens gebannt war, öffnete Warren seine Tür, stieg vorsichtig aus und sah sich in der Einfahrt um, wo außer unserem eindeutig kein weiteres Fahrzeug stand. »Mom und Dad müssten doch längst hier sein.«
    Besorgt zog ich mein Handy aus der Hosentasche meiner Shorts und sah sofort, dass er recht hatte. Sie waren vier Stunden vor uns losgefahren und ganz bestimmt nicht die ganze Zeit mit 60 km/h dahingeschlichen. »Gelsey, ob du mal eben …« Ich drehte mich zu meiner Schwester um, die sich gerade auf halber Länge zusammengefaltet hatte und die Nase an ihre Knie drückte. »Alles okay mit dir?«, fragte ich und versuchte sie verkehrt herum anzusehen.
    »Alles gut«, presste sie hervor. »Dehnübung.« Mit hochrotem Kopf richtete sie sich ganz langsam auf. Dabei nahm ihr Gesicht allmählich wieder seine normale Färbung an – blass und mit Sommersprossen, die sich im Sommer immer sprunghaft vermehrten. Sie schwang ihre Arme nach oben, wobei sie einen perfekten Kreis beschrieben und die Hände sich anschließend über dem Kopf trafen. Dann ließ sie die Arme wieder fallen und drückte die Schultern nach hinten. Für den Fall, dass ihr
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