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Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition)
Autoren: Morgan Matson
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wollte so dermaßen nicht dorthin, dass ich völlig ohne Plan und Gepäck (abgesehen vom iPod meiner Schwester) abgehauen war, um dem zu entgehen.
    »Tja«, sagte Conny und zupfte an der Leine, sodass der Hund sich schwerfällig erhob, »dann bestell auf jeden Fall herzliche Grüße an deine Eltern! Ich hoffe, den beiden geht’s gut, und …« Abrupt unterbrach sie sich und bekam ganz große Augen und leicht gerötete Wangen. Ich wusste sofort, was das bedeutete, obwohl ich diese Reaktion der Leute erst seit drei Wochen kannte. Es war ihr gerade wieder eingefallen.
    Eigentlich hatte ich überhaupt keine Ahnung, wie ich mit so was umgehen sollte, aber diesmal kam es mir als unerwarteter Vorteil sehr gelegen. Quasi über Nacht wussten alle in der Schule Bescheid, obwohl es mir ein Rätsel war, wer sie warum informiert hatte. Aber das war die einzige Erklärung, weshalb bei mir sämtliche Abschlussklausuren mit der Bestnote A bewertet wurden – selbst in Fächern wie Trigonometrie, wo ich eigentlich schon fast auf C stand. Und als wäre das noch nicht genug gewesen, blieb meine Englischlehrerin beim Austeilen der Prüfungsbögen einen Moment lang neben mir stehen, legte ihre Hand auf die Blätter und wartete, dass ich sie ansah.
    »Ich weiß, dass dir das Lernen im Moment sicher schwerfällt, Taylor«, murmelte sie, als ob nicht die gesamte Klasse angestrengt lauschen würde. »Also, gib einfach dein Bestes, okay?«
    Und ich hatte brav genickt und mir auf die Zunge gebissen, denn natürlich war mir völlig klar, dass mein Verhalten pure Heuchelei war und genau dem entsprach, was sie von mir in dieser Situation erwartete. Prompt wurde die Arbeit dann auch mit A bewertet, obwohl ich nur in den Schluss von Der Große Gatsby hineingelesen hatte.
    Alles hatte sich verändert. Oder besser gesagt, alles würde sich in Kürze verändern. Vorerst war noch nichts passiert. Und das machte die Anteilnahme der Leute so merkwürdig – als ob sie mir sagten, wie leid es ihnen tue, dass unser Haus abgebrannt sei, obwohl ja eigentlich nur ein Stück glühende Holzkohle daneben lag.
    »Ja, mach ich«, sagte ich hastig, damit Connie nicht in die Verlegenheit kam, den üblichen gut gemeinten Zuspruch zu stammeln, den ich schon lange nicht mehr hören konnte. Schlimmer waren eigentlich nur die Berichte über irgendwelche entfernte Bekannte, die durch Akupunktur/Meditation/Tofu eine wundersame Heilung erfahren hatten, weshalb wir das natürlich auch dringend ausprobieren sollten. »Danke.«
    »Na dann alles Gute«, sagte sie deutlich emotionaler als üblich. Dabei streckte sie ihre Hand aus und tätschelte mir die Schulter. Ihr Blick, mitleidig und ein bisschen ängstlich zugleich, wirkte zudem leicht distanziert, denn wenn meiner Familie so etwas passieren konnte, dann war auch ihre davor nicht geschützt.
    »Ihnen auch«, antwortete ich und bemühte mich, so lange weiter zu lächeln, bis sie mir nochmals zugewinkt hatte und dann mit ihrem Hund weitergegangen war. Ich lief in die entgegengesetzte Richtung, obwohl ich inzwischen nicht mehr das Gefühl hatte, dass meine Flucht irgendwas besser machen würde. Was nützte es auch, wegzulaufen, wenn man ja doch andauernd jemanden traf, der einen an das erinnerte, was man eigentlich hinter sich lassen wollte? Obwohl ich schon eine ganze Weile nicht mehr den Drang dazu gespürt hatte, war ich früher ziemlich oft ausgerissen. Angefangen hatte das mit fünf, als meine Mutter sich nur noch um das süße Gelsey-Baby kümmerte und Warren mich wie üblich nicht mitspielen ließ. Das ärgerte mich so sehr, dass ich eines Tages einfach rausrannte, wo ich die Einfahrt sah und dahinter die große weite Welt, die mich lockte. Ich lief einfach die Straße hinunter und war gespannt, wie lange es dauern würde, bis überhaupt jemand mitbekam, dass ich weg war. Natürlich gabelte mich recht schnell jemand auf und lieferte mich wieder zu Hause ab, aber mit der Zeit gewöhnte ich mir an, immer dann das Weite zu suchen, wenn mir irgendwas nicht passte. Und das kam ziemlich oft vor. So oft, dass mich meine Mutter jedes Mal, wenn ich in der Tür stand und tränenreich meinen nunmehr dauerhaften Auszug von zu Hause ankündigte, meistens nur ermahnte, rechtzeitig zum Abendessen zurück zu sein.
    Ich nahm Gelseys iPod aus der Tasche, denn zur Ablenkung war ich sogar bereit, die Bentley Boys zu ertragen. Da hörte ich hinter mir das tiefe Brummen eines Sportwagens.
    Auch ohne mich umzudrehen, wusste ich schon, was
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