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Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition)

Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition)

Titel: Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition)
Autoren: Henryk M. Broder
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Leben. Eine 75 Jahre alte Israelin, die in einem Krankenhaus in Kampala lag, wurde am folgenden Tag von Mitarbeitern des ugandischen Präsidenten Idi Amin in ihrem Bett getötet, ebenso die Ärzte und Krankenschwestern, die sie beschützen wollten.
    Kaum waren die befreiten Geiseln in Tel Aviv gelandet, setzte eine Diskussion über die völkerrechtlichen Aspekte der israelischen Kommandoaktion ein. Der damalige UN-Generalsekretär Kurt Waldheim, ein Österreicher mit einer lupenreinen NS-Vergangenheit, bezeichnete die Aktion als eine »ernste Verletzung der Souveränität eines UN-Mitgliedsstaates«. Deutsche Antiimperialisten stimmten Waldheim zu und beklagten in Botschaften an Idi Amin die »flagrante Verletzung der Souveränität« Ugandas durch die brutalen Israelis.
    Ich kam mir vor wie ein Besucher in einem Irrenhaus, in dem die Patienten die Verwaltung an sich gerissen hatten. Stein des Anstoßes war nicht die Entführung der Maschine und die Selektion der jüdischen Geiseln – die erste nach 1945 –, es war die israelische Aktion zur Befreiung der Geiseln. Die »Operation Entebbe« war mein privates Erweckungserlebnis. Anders als bei dem Olympia-Anschlag von 1972 war ich nicht in der Lage, mich in das Paradies der selig machenden Ignoranz zurückzuziehen. Wenn dies das fortschrittliche politische Milieu war, dann wollte ich mit dieser verkommenen Mischpoche nichts zu tun haben. Die gleichen Dritte-Welt-Aficionados, die bewaffnete Befreiungsbewegungen unterstützten, ohne sich um die Souveränität der betroffenen Staaten zu kümmern, die gleichen Hinterfrager, die nicht verstehen konnten, warum die Juden keinen Widerstand geleistet und sich »wie Vieh zur Schlachtbank« hatten führen lassen, waren nun ganz aus dem Häuschen, weil die Souveränität einer Telenovela-Republik verletzt wurde und Juden Widerstand geleistet hatten, ohne einen UN-Beschluss zum Umgang mit Entführern und ihren Komplizen abzuwarten.
    Der »Ständige Ausschuss des Politbüros des ZK der KPD« – einer kleinen, aber sehr aktiven und lautstarken maoistischen Gruppe – gab eine »Erklärung« heraus, die mit dem Satz schloss: »Dem Ministerpräsidenten von Uganda, seiner Exzellenz Idi Amin, drücken wir unsere uneingeschränkte Solidarität aus und versichern ihm unser tief empfundenes Mitgefühl anlässlich der Ermordung von Angehörigen der ugandischen Armee.« Das Zentralorgan einer anderen maoistischen Organisation, des vor allem an Universitäten aktiven KBW, stellte grundsätzliche Überlegungen zur »Geschichte des Zionismus« an, die vor allem eine »Geschichte des Terrors« sei: »Mit seiner bewaffneten Aggression gegen Uganda, einen souveränen Staat, 3.700 km von Israel entfernt, hat der zionistische Staat eine weitere Seite in dieser Geschichte aufgeschlagen. Der zionistische Staat und seine imperialistischen Hinterleute mögen es noch eine Weile so treiben und die Unabhängigkeit der Staaten mit Füßen treten. Ihr Weg führt unvermeidlich in den Untergang. Hitlers Blitzkriege haben oberflächlichen Beobachtern große Bewunderung und großes Erstaunen abgerungen. Man weiß, wie es mit dem 3. Reich geendet hat … Die jetzige Aggression Israels gegen einen unabhängigen und souveränen Staat Afrikas wird früher oder später die angemessene Antwort erhalten …«
    Das waren sozusagen rhetorische Höhenflüge aus gegebenem Anlass. Aber auch die ganz normale tägliche Berichterstattung kam ohne antisemitische Sottisen nicht aus.
    Israel, der »militärische Brückenkopf der US-Imperialisten mitten im Herzen der arabischen Länder«, ist »die blutrünstige und machtgierige Bastion gegen die Völker«, ein »bis an die Zähne bewaffneter grausamer Feind, der auch vor Völkermord nicht zurückschreckt«, »die israelischen Faschisten kennen kein Erbarmen«, »die Zionisten sind tausendfach Mörder und nur durch Terror und Massenmord in den Besitz des palästinensischen Territoriums gelangt«, »israelische Supermörder« und »zionistische Mordbanden« bedienen sich »des faschistischen Terrors, um ganze Landstriche Palästinas araberfrei zu machen«, die Zionisten sind »die Nazis unserer Tage«, in Israel zeigt sich »der unterdrückerische und menschenverachtende Charakter des israelischen Kolonialstaates« und »der menschenverachtende und parasitäre Charakter des israelischen Unterdrückerstaates«, Israel wird »von einer Militärkaste beherrscht« und ist ein »mit geraubtem Land und geschnorrtem Geld errichtetes
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