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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben
Autoren: Stefanie Markstoller
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Gesängen der Kinder des Mondes, auf das sie niemals verstummen würden.
     
    °°°°°

Epilog
    „Okay, ich mach den Anfang“,
rief der junge, blonde Mann mutig. In seinen Augen lag ein Glitzern, das von Aufregung und Vorfreute sprach.
    Das Zwielicht der Abendsonne ließ die Schatten in dieser Dämmerung wachsen, als der junge Mann über die Klippe in die tiefe Spalte blickte. Ein reißender Fluss trennte diese Seite von der anderen. Sechs, vielleicht sieben Meter.
    „Okay“,
wiederholte der Blonde, und zog sich dann entschlossen das T-Shirt über den Kopf, um es achtlos auf den Boden fallen zu lassen. Einen Moment später folgte der Rest der Kleidung, bis der Mann nackt auf dem rissigen Felsen stand, der nur spärlich von vertrocknetem Gras bewachsen war.
    „So, dann macht mal Platz.“
Er klatschte in die Hände, und ging einige Schritte zurück, während seine beiden Freunde ihn bejubelten. Der Schwarzhaarige an der Kamera brüllte am lautesten, und schwang die Linse mit, damit ihm auch nichts entging.
    Gut zehn Meter von der Kante entfernt blieb der Blonde stehen, atmete noch einmal tief durch, und rannte dann plötzlich los, als sei Jonson Voorhees mit seiner Machete hinter ihm her.
    In großen Schritten kam er der Kante näher. Drei Meter, zwei, einer. In dem Moment, als er absprang, schien die Welt still zu sehen. Selbst die Geräusche der Natur verstummten für einen Augenblick. Es hatte den Anschein, als würde der junge Mann hoch über dem Abgrund schweben. Und dann passierte etwas Unglaubliches. Aus jeder Faser seiner Haut begann helles Haar zu sprießen, bis es den ganzen Körper überzogen hatte. Der Körper verformte sich, das Gesicht wurde länger, während Nacken und Ohren ihre Position veränderten.
    Das Rückgrat verlängerte sich, bis es zu einer Rute geworden war. Hände und Füße wurden kürzer und dicker, die Ohren spitzer. Und mit jedem Wimpernschlag der Verging, wurde klar, was dort passierte. Der junge Mann, der auf der einen Seite als Mensch abgesprungen war, überwand nicht nur den Abstand über der schmalen Schlucht, er kam auch als etwas auf, das nicht möglich war.
    Er hatte sich im Flug in einen verdammt großen Hund verwandelt.
    Auf der anderen Seite verschnaufte er einen Moment. Dann wandte er den Kopf herum, ein Lächeln auf den Lefzen.
    „Er hat´s geschafft!“,
jubelte der schwarzhaarige, und hielt die Kamera weiter auf den Wolf, der vor Freude hoch in die Luft sprang.
    Ein Klick der Maus brachte den Film zum stoppen. Das Standbild zeigte noch immer den Wolf, der halb in der Luft hing.
    „Und? Was sagst du?“
    „Ich muss zugeben, es ist wirklich gut gemacht, aber mal ehrlich, Tim, glaubst du wirklich dass das echt ist?“
    „Es ist ja nicht nur dieses eine. Da sind noch viel mehr. Hier, pass auf.“ Tim minimierte das Fenster, um ein weiteres Video zu starten. Eine Geburtstagsfeier der besonderen Art. Auf den ersten Blick schien sie nichts von normalen Partys zu unterscheiden. Die Leute dort tanzten, lachten, und genossen einen feucht fröhlichen Abend. Ein ganz normaler Abend, auf dem es eben einfach viele große Hunde gab.
    Doch je weiter das Fest fortschritt, desto deutlicher wurde, dass es sich hier um keine normale Feier handelte. Die Hunde tanzten und tranken genauso wie die Menschen, und als eine schwankende Frau dann auch noch am ganzen Körper ein Pelz wuchs, und sie aussah wie ein Hund auf zwei Beinen, wurde eindeutig klar, dass es dort nicht mit rechten Dingen zuging.
    Tim stoppte die Zusammenschnitte des Heimvideos, und startete das nächste.
    Dieses Mal war es eine Art Veranstaltung, auf der sich Hunderte von diesen großen Hunden zusammengefunden hatten. Das Bild wurde vom vollen Mond hoch oben am Himmel beschien, und gab dem Ganzen etwas Mystisches.
    Ganz vorne auf einem Hügel am Rand des Waldes saß ein wunderschönes Exemplar mit fast goldenem Fell. Eine Hündin, die ihren Blick majestätisch über die Horden an Pelzträgern gleiten ließ.
    Plötzlich gab es am Rand Unruhen. Zwei von diesen Hunden waren mit gesträubtem Fell übereinander hergefallen, und hatten sich ineinander verbissen. Die anderen drum herum gingen ihnen aus dem Weg, machten ihnen Platz, um nicht selber mit hineingezogen zu werden, und auch wenn die schlanke, goldenen Hündin von ihrem Hügel aus alles beobachtete, bewegte sie sich nicht vom Fleck. Nur ein zierliches Exemplar mit braunem Fell sprang vor.
    Es wirkte, als wollte sie die beiden Streithähne voneinander trennen, doch
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