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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben
Autoren: Stefanie Markstoller
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Haupts auf die Stufen des Podests zu, war sich den Blicken um sich herum nur allzu bewusst. Und dann, in dem Moment als sie die unterste Stufe betrat, wurde es muskmäuschen still. Die ganze Stadt, das gesamte Rudel schien plötzlich die Luft anzuhalten, und voller Vorfreude jeden ihrer Schritte zu beobachten.
    Cio schob mich noch ein Stück nach vorne, so dass ich mich plötzlich wirklich in der ersten Riehe wiederfand, und dabei zusehen konnte, wie sie mit eleganten und geschmeidigen Bewegungen Stufe um Stufe erklomm.
    Die Luft vibrierte von der Aufregung des Rudels.
    Neunundreißig Stufen.
    Vierzig Stufen.
    Einundvierzig Stufen.
    Der Mond erreichte seinen höchsten Stand in dem Moment, als Naomi einen Fuß oben auf das Podest setzte. Im Gleichen Moment schien sie in dem Licht zu baden, ja von innen heraus zu leuchten. Leises Gemurmel setzte wieder ein. Es waren bewundernde Laute, Undgeduld, Spannung.
    Mein Mund öffnete sich ganz ohne mein Zutun. Meine Augen waren groß, und selbst wenn ich gewollt hätte, es wäre mir in diesem Augenblick nicht möglich gewesen den Blick abzuwenden.  
    Mit der Ausstrahlung eines Alphas, wandte Naomi sich den Wölfen zu.
    Augenblicklich wurde es wieder so ruhig, dass man eine Stecknadel hätte fallen gehört. Sie sah zu uns hinunter, ließ den Blick über uns gleiten. Wir alle waren ihr Rudel. Wir waren nur hier, um mich zu sehen, um unserem Führer nah zu sein. Wir alle hofften, dass sie der Alpharolle gerecht werden konnte, dass sie es besser machen würde als Cerberus. Ohne Lügen und Intrigen.  Keine Machtspielchen, keine Unterdrückung.
    Wir alle hofften, nun endlich den wahren Alpha unseres Rudels vor uns zu haben.
    Langsam hob sie ihre Hand, und berührte fast zärtlich den Stern von Chaim.  
    Einen Moment hielten alle die Luft an – inklusive mir selber, dann ergoss sich ein einzelner, intensiver Mondstrahl auf Seele in diesem Stein. Sie badete in diesem Licht.
    Die Melodie der Nacht pulsierte durch meinen Körper. Meine Hand schloss sich fester um die von Cio.
    Dann fegte ein Windhauch über uns hinweg.
„Königin der Nacht, Beschützerin des Rudels, Kind des Mondes. Nun ist alles wie es sein soll. Der wahre Alpha ist zurückgekehrt“,
schien der Wind zu säuseln. Die Worte waren in mir, in der Luft, in der Melodie, ein Hauch des Windes. Es waren die Worte einer nie vergessenen Seele, die noch nach all den Jahrtausenden über die Werwölfe wachte.
    Die Worte brannten sich in meiner Herzen.
Geister,
dachte ich. Ich konnte sie nicht sehen, aber sie mussten um uns herum sein. Sie waren immer da, ganz egal was wir taten. Das hatte meine Mutter mich gelehrt.
    „Folgt ihr!“
    Im nächsten Moment warf Naomi ihren Kopf in den Nacken, breitete die Arme aus, als wolle sie den Mond umarmen, und dann rollte eine Welle über uns hinweg. Anders konnte ich es einfach nicht beschreien.
    Der Atem stockte in meinen Lungen. Es war wie eine unsichtbare Welle, ein Geruch in der Luft, pure Macht, die über uns zusammenschlug. Ich spürte sie in jeder Zelle meines Körpers, spürte wie sie mich vereinnahmte, wie alles in mir nach ihr strebte meinem Alpha entgegen, hoffte, bangte.
    Ein Wolf, der sich auf einer Laterne einen Platz gesucht hatte, fiel vor Schreck herunter – hoffentlich hatte er sich nicht wehgetan. Es wurden überraschte Laute ausgestoßen, und irgendwo jauchzte ein Kind vor Aufregung.
    Das Mondlicht erstrahlte nicht länger nur vom Himmel, Königin Naomi war das Mondlicht. Einen Moment leuchtete sie in der Nacht wie eine Christbaumkugel an Weihnachten. „Ich bin Eure Königin!“, rief sie so laut, dass auch die hintersten mich verstanden. „Ich bin euer Alpha. Chaim hat es so gewollt, und ich beuge mich seinem Willen.“
    Und zum ersten Mal seit ich diese Frau kannte, wirkte sie nicht mehr schwach und zerbrechlich. Sie war Stärke und Macht in einer Person. Zukunft, und Schicksal.
    Und dann, als wären sie ein einziges Wesen, sank jeder Wolf um mich herum auf die Knie – ja, auch Cio und ich. Wir beugten unser Haupt vor ihr, akzeptierten sie, erkannten ihren Rang an, und würden ihr ab jetzt überall hin folgen.
    Erneut warf sie den Kopf in den Nacken, und heulte hinauf in die Nacht. Jeder von uns folgte ihrem Ruf, neigte den Kopf zum Himmel, und huldigte dem Mond. Der Schein um sie herum verging, doch die Macht pulsierte weiter. Chaim hatte gewählt, und wir alle würden folgen.
    Und dann, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, brach plötzlich das reinste
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