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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben
Autoren: Stefanie Markstoller
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Erwartung was geschehen würde.
    Naomi hatte sich von ihrem Thron erhoben, und sah mit diesen gebrochenen Augen zu uns hinunter. Sie wirkte so zerbrechlich, schwach, und doch hatte sie Cerberus die Macht entreißen können. Es war immer noch schwer zu glauben.
    Von der Seite eilte ein Diener heran. In seinen Händen trug er ein Kissen, auf dem eine schwarze Samtschachtel gebettet war. Von der anderen Seite trat Cheyenne hinzu, lächelte, und öffnete mit einer feierlichen Ruhe die Samtschachtel, dass ich richtig ungeduldig wurde.
    Was die Kiste barg war eine filigrane Kette mit einem großen Edelstein, der in allen Farben des Regenbogens schillerte. Eingefasst in ein goldenes Süll war er das Zeichen der Könige.
    Der Stern von Chaim.
    Ich hatte von ihm Bilder gesehen, berichte gelesen, doch dies war das erste Mal, dass er mir leibhaftig vor die Augen kam.
    Der ganze Raum hielt kollektiv den Atem an, als Cheyenne um Naomi herumtrat, und ihr von hinten die Kette um den Hals legte. Der Stein schmiegte sich an Naomis Schlüsselbein, und schien Augenblicklich ein inneres Strahlen abzugeben. Plötzlich wirkte Naomi nicht mehr so entrückt, sondern klar, und der Welt viel näher. Es war als würde sie eine innere Wandlung durchmachen, die wir alle mit ansehen konnten.
    Erst jetzt fiel mir auf, dass Cerberus nicht das Zeichen der Könige getragen hatte. Wahrscheinlich hatte er sich nicht getraut die magische Kette anzulegen, die jeden töten konnte, der nicht stark genug für ihre Macht war. Oder sie hatte ihn schlichtweg nicht als oberster Wolf des Rudels akzeptiert – was eigentlich so ziemlich aufs Selbe hinauslief.
    Cheyenne hatte mir einmal erzählt, dass die Seele von Chaim, dem ersten Werwolf in diesem Stein ruhte, und jenen die Macht gab, die sie verdient hatten. Zwar hatte sie ihre eigenen Worte belächelt, aber ich war mit Geistern aufgewachsen, wusste dass sie sehr real waren, und Fähigkeiten hatten, die das menschliche Denken übertrafen. Und eine Seele war etwas sehr Starkes, dem nicht jeder gewachsen war. Ich glaubte daran, dass die Seele des allerersten Werwolfs darin ruhte, um jene zu unterstützen, die nach ihm kamen.
    Cheyenne trat zurück, und als wäre der Bann des Augenblicks damit gebrochen, so machte sich im Raum eine gespannte Erwartung breit, die mit Händen zu greifen war.
    Auch ich spürte es. Ungeduld, ein innerer Drang, den ich nicht zu benennen wusste. Er wollte mich vorrantreiben, doch ich klammerte mich an Cios Arm, um ich nicht von der Stelle zu rühren. Nur leider schien es meinem Freund nicht anders zu gehen. Niemandem im Saal. Und trotzdem bewegte sich keiner von der Stelle, wartete nur gebannt, und beobachtete, wie Naomi mit einem letzten erhabenen Blick über die Menge langsam die drei Stufen vom Thron hinunter stieg.
    Vor ihr bildete sich eine Gasse, die sie entschlossen beschritt. Hände streckten sich nach ihr aus, berührten sie flüchtig an den Armen. Hinter ihr schloss die Gasse sich schneller als sie entstanden war. Die Leute drängten ihr hinterher, wollten in ihrer Nähe bleiben.
    „Komm“, sagte Cio, griff meine Hand fester, und zog mich bevor ich überhaupt wusste wie mir geschah durch einen Seiteneingang nach draußen ins Freie.
    „Cio, wo willst du hin?“
    „Na wohin schon?“ Er lächelte mich über Seine Schulter frech an, ohne den Schritt zu verlangsamen. „Nach vorne in die erste Reihe.“
    So schnell das ich fast Probleme hatte ihm zu folgen, zog er mich ein über ein paar überwucherte Pfade, die uns letztendlich nach vorne in den Vorhof brachten, wo nicht weniger los war als im Saal selber. Die Stimmung hier war eine brodelnde Suppe aus Aufregung und gespannter Erwartung, die die Luft zum vibrieren brachte. Der Höhepunkt erreichte die Aufgeladene Luft, als Naomi den Vorhof betrat. Sie war umgeben von einer Aura der Weisheit und Unschuld. So wiedersinnig, wie ihr äußeres, und doch mit einer Stärke, die uns alle vor Ehrfurcht erheben ließ – zumindest ging es mir so. 
    Sie wandte den Blick hinauf zum Mond. Ein Zittern überlief ihren Körper, die Wandlung, die sie zu einem Wolf in der Gestalt eines Menschen machte. Fell spross, Gelenke verschoben sich leicht, und auch wenn sie noch auf zwei Beinen stand, so war sie nicht mehr dieses entrückte Wesen, das den ganzen Abend auf dem Thron gesessen hatte.
    Über ihre Schnauze hinweg ließ sie den Blick über uns wandern. Nur kurz, als wollte sie sehen, ob auch alle da waren. Dann schloss sie die Augen, warf
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