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Verführung Der Unschuld

Verführung Der Unschuld

Titel: Verführung Der Unschuld
Autoren: Lilly Grünberg
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Tablett
entgegennahm und ihre erste Runde antrat.
Interessiert hatte sie zum Autofenster des Catering-Kleinbusses hinausgesehen, als sie dem
langen, von hohen Zypressen flankierten Zufahrtsweg durch den Park folgten. Um wie viel
mehr aber war sie von der Landhausvilla der Morenos und den Partyvorbereitungen
beeindruckt. Die Zwillinge feierten ihren Neunundzwanzigsten mit einem Aufwand, als ob es
ein runder Geburtstag wäre.
Nach klassischer Bauart bestand das Gebäude aus zwei Geschossen, über denen sich nur im
Eingangsbereich noch ein drittes erhob. Die große Terrasse hinter dem Haus und die daran
anschließende frisch gemähte Rasenfläche waren mit gemütlichen Sitzgruppen ausgestattet,
zu denen auch zwei Schaukeln aus massivem Teakholz mit dicken Polstern aus naturfarbener
Baumwolle gehörten. Vasen und Schalen im Empirestil ergänzten das Ganze zu einem noblen
Ambiente. Ein sechseckiges Zeltdach über dem Büfett und kleinere gespannte Dreieckssegel
über den Sitzgruppen schützten vor zu viel Sonneneinstrahlung und würden auch einem
eventuellen Gewitterregen standhalten.
An anderer Stelle hatte man hohe Bistrotische platziert, ein kleines Podium für eine Band
war aufgebaut, und über die großen Lautsprecher lief bereits dezente Partymusik. Für die
feste und auch flüssige kulinarische Verpflegung gab es ein Büfett, hinter dem drei von
Brunellis Kellnern darauf warteten, die Gäste, die nach und nach eintrafen, zu bedienen.
Als es allmählich dunkel wurde, sorgten die zwischen den Bäumen gespannten Lichterketten
und die Fackeln, die in den Beeten oder in Blumentrögen steckten, für eine stimmungsvolle
Partybeleuchtung. Inzwischen hatte auch die Band ihre Plätze eingenommen, und anstelle von
Musikkonserven wurden alte und neue Hits live zum Besten gegeben.
Giulia nahm von alledem kaum etwas bewusst wahr. Sie hatte keine Vorstellung davon
gehabt, dass sie an diesem Abend gar nicht mehr aus dem Laufen herauskommen würde. Ein
Tablett mit diversen Aperitifs, eines mit Prosecco, bevorzugt gemischt mit Aperol, dann
Wein, härtere Spirituosen, dazwischen eine Runde Espressi und so fort. Sie war Maria
dankbar, die ihr empfohlen hatte, Schuhe mit nicht allzu hohen Absätzen anzuziehen, somit
verzögerte sich das Einsetzen von Schmerzen in ihren Füßen, die diese Strapazen nicht
gewöhnt waren.
Bruno Brunelli stand im Halbschatten an der Hauswand. Seit fast einer halben Stunde
beobachtete die schlanke Frau neben ihm mit aufmerksamer und ernster Miene Giulia bei der
Arbeit. Brunelli übte sich schweren Herzens in Geduld. Wenn sie sich über ihren Handel einig
würden, bekäme er endlich seinen häuslichen Frieden zurück, und das allabendliche
Lamentieren seiner Frau, die Giulia wieder loswerden wollte, würde aufhören.
Dann, nach fast einer Ewigkeit sagte Mamsell Concetta leise: »Ich habe genug gesehen,
kommen Sie mit!« Er folgte ihr ins Haus und in die Küche, die eine halbe Etage tiefer lag als
der Eingangsbereich und die Wohnräume.
Concetta fasste sich kurz. Sie bot ihm keinen Stuhl an, sondern kam gleich zur Sache.
»Einverstanden, Signor Brunelli. Das Mädchen scheint fleißig und belastbar zu sein, eben
genau so, wie Sie mir Giulia beschrieben haben. Ob sie meinen Erwartungen tatsächlich
entspricht und ihre Aufgaben ordentlich erledigt, werden die nächsten Wochen zeigen. Ich
gebe ihr eine Probezeit von zwei Monaten.«
Brunelli nickte zustimmend und bemühte sich, seine Erleichterung nicht zu offensichtlich zu
zeigen. »Sie holen sie also wie besprochen ab?«, fragte er. Die Mamsell nickte.
***
    Lorenzo stand auf der untersten der fünf Stufen, die von der Terrasse in den Garten führten,
und nippte an seinem Prosecco Aperol. Der bitter-süße Geschmack entsprach im Augenblick
vollkommen seiner ambivalenten Stimmung. Am liebsten hätte er sich sinnlos betrunken, und
er war dankbar, einen leichten Schwips zu spüren. Aber der Abend war noch lange nicht
vorbei, und als einer der beiden Gastgeber sollte er sich wohl noch ein wenig aufrecht halten.
Er seufzte. Zehn Minuten zuvor hatte er sich mit Nicoletta gestritten, mit der er seit einem
halben Jahr ein Verhältnis hatte. Nach den üblichen Vorwürfen, dass er zu wenig Zeit für sie
hätte, und sie nie zusammen wegfahren würden, dass sie seine abartigen sexuellen Wünsche
satt hätte und vieles mehr – wobei Lorenzo ihr in einigen, aber nicht allen Punkten
zugestimmt hatte – hatte sie zum zweiten Mal in diesem Quartal mit ihm Schluss
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