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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade
Autoren: Jane Feather
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ihren Töchtern. Meine Kutsche wartet auf mich. Danke, aber ich brauche keine Begleitung.«
    »Oh, da muss ich Ihnen widersprechen«, behauptete er und wandte sich an das wartende Dienstmädchen. »Lady Livia Laceys Umhang.«
    Das Mädchen knickste und eilte in die Garderobe, um das Kleidungsstück zu holen, während der Prinz zur Tür ging, um dem Lakaien seine Anweisungen zu erteilen. »Lady Livia Laceys Kutsche.«
    Der Lakai gab den Befehl an einen Burschen am Fuß der Treppe auf der Straße weiter. »Lady Livia Laceys Kutsche.« Der Bursche hielt die Fackel vor seinen Körper und rannte an den aufgereihten Wagen entlang, während er den Namen laut ausrief.
    Eine große bauchige Kutsche, es handelte sich um eine Berline, löste sich aus der Reihe und rollte zum Eingang des Clarington Mansion. Der Bursche sprang vor, klappte den Fußtritt aus und öffnete die Tür.
    »Meine Kutsche«, sagte Livia, nahm dem Dienstmädchen lächelnd den Umhang ab und drückte ihr diskret eine Münze in die Hand. »Vielen Dank für den Tanz, Prinz Prokov.«
    »Das ist Ihre Kutsche?« Ausnahmsweise klang er erschrocken. »Wirklich eine erstaunliche Equipage.«
    »Wir nennen sie unsere ›Teetasse‹«, erklärte sie, raffte die Falten ihres Umhangs und des Ballkleides zusammen und eilte die flachen Stufen zum Fußweg hinunter.
    »In der Tat, das trifft die Sache ganz genau«, stimmte er zu und schien sich prächtig zu amüsieren. »Wenn Sie gestatten, Ma’am.« Bevor sie widersprechen konnte, war er an ihrer Seite, griff nach ihrem Ellbogen und half ihr beim Einsteigen. Dann kletterte er neben sie in den Wagen, schlug die Tür fest hinter sich zu und ließ sich in die Polster in ausgeblichenem Purpur sinken. Aufmerksam und fasziniert schaute er sich um. »Wann sind diese Kutschen aus der Mode gekommen? Es muss schon mehr als zwanzig Jahre her sein.«
    »Mindestens«, bemerkte Livia, denn sie hatte längst begriffen, dass es bestenfalls vergeblich und schlimmstenfalls würdelos war, ihm zu widersprechen. Außerdem war sie sich gar nicht mal sicher, dass sie überhaupt protestieren wollte. »Der Wagen hat einer entfernten Verwandten gehört. Ich vermute, dass sie darauf beharrt hat, ihren gesellschaftlichen Rang zu zeigen, wenn sie ausgefahren ist.«
    Er musterte sie aufmerksam. Im dämmrigen Innern der Kutsche schimmerten seine Augen plötzlich hell. »Ach, wirklich? Wie interessant.«
    »Warum sollten Sie das interessant finden, Prinz? Ich bin mir sicher, dass sie sich so verhalten hat, wie die Umstände es erforderten. Sie ist Ende letzten Jahres gestorben«, ergänzte Livia.
    »Ah, das tut mir leid«, murmelte Prinz Prokov.
    »Ich habe sie nie kennen gelernt«, erklärte Livia, »wie gesagt, wir waren nur entfernt verwandt … ich bin mir noch nicht einmal sicher, über welche Verbindungen genau die Verwandtschaft verlaufen ist … Aber wir haben denselben Nachnamen getragen. Das war ihr aus unerfindlichen Gründen so bedeutsam, dass sie mich zu ihrer Erbin gemacht hat.« Noch während sie sprach, musste Livia sich fragen, warum sie eigentlich so ausführlich Auskunft gab. Was ging es den Gentleman eigentlich an? Aber trotzdem schien er ihr Geständnis irgendwie zu provozieren.
    »Erzählen Sie mir über sich, Lady Livia.«
    »Es gibt nichts zu erzählen.« Livia machte es kurz, denn für einen Abend reichte es mit den Vertraulichkeiten. »Aber Sie könnten mir zum Beispiel erklären, was ein russischer Prinz in Zeiten wie diesen in London verloren hat. Haben Sie keine Angst, dass man Ihnen mit Misstrauen begegnen könnte? Russen sind hier nicht besonders erwünscht, seit Ihr Zar einen Vertrag mit Napoleon geschlossen hat.«
    »Ach, die leidige Politik«, er winkte ab, »was für eine lästige Angelegenheit. Ich will nichts damit zu tun haben. Außerdem bin ich nur halb russisch.«
    »Oh, und die andere Hälfte?«
    »Natürlich englisch«, erklärte er so erfreut wie selbstgefällig, dass Livia unwillkürlich lachen musste. Dieser Mann brachte sie wirklich zu oft zum Lachen.
    »Darauf wäre ich nie gekommen«, bemerkte sie. »Das gilt natürlich nur, wenn man Ihr ausgezeichnetes Englisch nicht zählt.«
    »Ach, wir Russen können uns in allerlei Sprachen flüssig ausdrücken«, erklärte er leichthin, »außer in unserer eigenen. Nur die Leibeigenen sprechen Russisch.«
    Livia wollte gerade nachfragen, als die Kutsche hielt und der Bursche die Tür öffnete. »Danke, Jemmy«, sagte sie und stützte sich beim Aussteigen auf seine
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