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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade
Autoren: Jane Feather
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ändern. Es gab vieles, was er dazu zu sagen hatte, aber das meiste kam mir irgendwie belanglos vor … Predigten haben mich noch nie interessiert.« Er schmunzelte, als hätte er den Vorfall nun zu ihrer Zufriedenheit erläutert.
    »Sie wollten mit mir tanzen?«, fragte Livia fassungslos. Es war schmeichelhaft. Oder besser, es wäre schmeichelhaft gewesen, wenn das Kompliment nicht von einem Mann stammen würde, der eindeutig den Verstand verloren hatte.
    »Ja«, bestätigte er schlicht. »Ich habe Sie schon den ganzen Abend über beobachtet. Es war mein Wunsch, Ihnen vorgestellt zu werden.«
    »Und es hätte nicht gereicht, unsere Gastgeberin darum zu bitten? Stattdessen mussten Sie jemanden in den Brunnen schubsen?«
    »Nun, ich hatte den Eindruck, als könne ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen«, entschuldigte er sich. »Ich wollte Ihnen vorgestellt werden, und ich wollte auch mit Ihnen tanzen. Es schien nur einen Weg zu geben, nämlich einen Ihrer voraussichtlichen Partner zu beseitigen. Und weil ich den Cotillon ganz besonders schätze, schien es mir die richtige Wahl zu sein. Übrigens«, fügte er hinzu, »ich habe diesen Bellingham bei den ländlichen Tänzen beobachtet und hatte nicht den Eindruck, dass er gut tanzen kann. Mit mir sind Sie also wesentlich besser gefahren. Leider stand er meiner überaus höflichen Bitte mit größter Unversöhnlichkeit gegenüber, wenn Sie verstehen.«
    Livia hatte nicht die geringste Ahnung, wie sie ihre Ausgelassenheit noch länger zügeln sollte. Unmöglich, ihn wegen seiner Arroganz jetzt noch mit einem frostigen Kommentar zu bedenken und einfach fortzugehen. Denn es gab ein Problem: Der Mann sagte schlicht die Wahrheit. Einerseits war ihr klar, dass sie durchaus Mitgefühl für Lord Bellingham empfand. Aber wie oft hatte sie andererseits den Drang verspürt, seiner Großspurigkeit mit einer eiskalten Dusche einen gehörigen Dämpfer zu verpassen.
    Sie lachte. Er lehnte sich gegen die Brüstung und beobachtete sie lächelnd, bis sie sich wieder im Griff hatte. Dann nahm er ihr den Fächer aus der Hand, schlug ihn auf und fächelte ihr Luft zu, bis die Röte in ihren Wangen sich ein wenig verflüchtigt und sie sich die Augen mit einem dünnen seidigen Taschentuch abgetupft hatte.
    »Du liebe Güte«, meinte sie, »wie unhöflich, dass ich so lachen muss … der arme Bellingham.« Livia schüttelte den Kopf, als wollte sie die letzten Fetzen ihrer Belustigung loswerden, und schaute ihn an. »Ich muss gestehen, Prinz Prokov, dass Sie eine ausgesprochen unenglische Art an den Tag legen, mit Widrigkeiten umzugehen.«
    »Weil ich kein Engländer bin«, betonte er und gab ihr den Fächer zurück, »das slawische Temperament neigt zur Impulsivität. Gewöhnlich entscheiden wir uns für die schnellste und effizienteste Art, Widrigkeiten aus dem Weg zu räumen.«
    Livia musterte ihn noch aufmerksamer als zuvor, bemerkte die hohen Wangenknochen, die lange, dünne Nase, die fein geschwungenen Lippen und den blonden Haarschopf, den er sich aus der breiten, intelligenten Stirn gekämmt hatte. Seine Gesichtszüge wirkten edel, und die wundervoll blauen Augen fielen ihr besonders auf.
    Außerdem sprach er mit einem leichten, aufregenden Akzent. Ein Slawe? Seltsam, denn in diesem Zusammenhang hatte sie bisher immer an düstere Mienen und schwarzes Haar gedacht. Aber es schien Ausnahmen zu geben. »Sind Sie aus Russland?«, riet sie ins Blaue hinein, »oder vielleicht aus Polen?«
    »Größtenteils aus Russland«, erklärte er, nahm ihr das Glas ab und stellte es auf die Brüstung. »Sollen wir noch mal tanzen?«
    »Ich fürchte, ich kann nicht«, entgegnete Livia und warf einen Blick auf ihre Tanzkarte, die mit einem Seidenband an ihr Handgelenk geknüpft war. »Es sei denn, Sie können es arrangieren, dass die nächsten sechs Gentlemen auf meiner Karte ebenfalls unglückliche Bekanntschaft mit dem Brunnen schließen.«
    »Wer steht jetzt auf der Liste?«, wollte er prompt wissen. Livia lachte schallend, bevor sie sich umwandte und entschlossen in den Ballsaal zurückmarschierte, wo ihr nächster Partner den Blick untröstlich umherschweifen ließ.
    Alexander Prokov blieb auf dem Balkon stehen und betrachtete den märchenhaften Garten, der sich unter ihm erstreckte. Fackeln brannten am Wegesrand, und tausende kleiner Lichter hingen im Geäst der Bäume. Er verspürte nicht die geringste Lust, an diesem Abend noch irgendjemand anders auf das Parkett zu bitten.

    Livia hatte große
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