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Verflucht in Alle Ewigkeit

Verflucht in Alle Ewigkeit

Titel: Verflucht in Alle Ewigkeit
Autoren: Michael J. Parrish
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nun sehen Sie sich das an!« Mit seiner Handfläche wischte der Assistent über eine Stelle am Boden, fegte den Sand beiseite – und die deutlichen Umrisse eines Zeichens erschienen. Vor undenklich langer Zeit war es in den Stein gemeißelt worden – und es war noch so deutlich zu erkennen wie am ersten Tag. Stein und Staub hatten es über die Epochen hinweg konserviert.
    »Oh … mein Gott!«, entfuhr es Braun voller Staunen.
    »Mein Führer!«, verbesserte Krieger, der mit ausdruckloser Miene hinzugetreten war. Braun beachtete ihn gar nicht. Sein kreisrundes Gesicht färbte sich feuerrot, sein silbergrauer Spitzbart begann zu kribbeln – wie immer, wenn die wissenschaftliche Neugier von ihm Besitz ergriff. Mit für einen Mann seines Alters erstaunlicher Behändigkeit ließ er sich auf die Knie fallen, blies behutsam den Staub von dem Zeichen.
    Es war eine Hieroglyphe, daran konnte kein Zweifel bestehen, allerdings keine der bislang bekannten. Dennoch war sich Braun sicher, dieses Zeichen schon einmal gesehen zu haben – auf der Kartusche, die kurz vor Kriegsbeginn auf einem Basar in Kairo aufgetaucht und von einem deutschen Mitarbeiter des archäologischen Instituts nach Berlin geschickt worden war.
    Es war ein Kreis, umgeben von vier Symbolen. Braun wusste nicht, was sie zu bedeuten hatten. Vielleicht deuteten sie auf die vier Elemente hin (obwohl die Elementarlehre erst viel später von den Griechen begründet worden war).
    Oder sie symbolisierten die Himmelsrichtungen, Gottheiten oder irgendetwas anderes. Braun wusste es nicht. Nur eines wusste er.
    Dass sie diesmal die richtige Grabkammer gefunden hatten. Unter dieser Deckplatte ruhte, wonach sie seit sechs Monaten suchten. So wie es aussah, war die Kammer nicht das Opfer von Grabräubern geworden wie so viele andere.
    Auch hatte es nicht den Anschein, als wäre die Platte irgendwann in den letzten dreitausend Jahren gehoben worden. Sie waren im Begriff, ein Geheimnis zu entdecken, das beinahe so alt war wie die menschliche Geschichte. Und er, Alfred Braun, war der Leiter der Expedition. Man würde Institute nach ihm benennen, vielleicht sogar eine ganze Universität. Wenn auch nur die Hälfte von dem wahr war, was die alten Inschriften besagten, würde er in einem Atemzug mit den großen Gelehrten genannt werden.
    Humboldt.
    Kant.
    Darwin.
    Braun.
    Die Augen des Professors leuchteten, als er sich langsam aufrichtete und sich den Staub von seinen Reithosen klopfte.
    »Und?«, erkundigte sich Krieger ungeduldig. »Was hat dieses primitive Gekritzel im Sand zu bedeuten?«
    »Dieses primitive Gekritzel«, sagte der Professor leise, »ist ein altägyptisches Schriftzeichen. Und es ist der Beweis dafür, dass wir an der richtigen Stelle graben. Sie können dem Führer sagen, dass wir fündig sind.«
    »Sind Sie sicher?« Kriegers Züge verrieten weder Freude noch Anerkennung.
    »Soweit ich es sein kann – ja.« Mehr brauchte der Hauptmann nicht zu hören. Mit lautem Knall schlug er die Hacken zusammen, vollführte jenen deutschen Gruß, den Braun so albern fand, und wandte sich zackig um. Mit stechenden Schritten durchmaß er die Grabkammer, stürmte die Leiter zur Oberfläche hinauf.
    Während er die Sprossen erklomm, spürte Krieger, wie sich sein Pulsschlag steigerte.
    Sie waren fündig.
    Was das bedeutete, konnte der Offizier nur erahnen – aber er wusste, dass es seinem Land einen großen Vorteil einbringen würde im Kampf gegen die Aggressoren aus Osten und Westen. Der Führer war ein vorausschauender Denker. Er unternahm nichts, wenn es für das Reich nicht von Vorteil war. Seine Genialität würde man auch noch in vielen Jahrhunderten bewundern, wenn der Krieg längst vorüber war und das Reich die Welt bezwungen hatte …
    Mit geschmeidigen Bewegungen stieg Krieger aus der Öffnung, zwinkerte gegen das gleißende Licht der Sonne. Mit schroffer Stimme befahl er den Soldaten, die oben Wache hielten, die Augen offen zu halten – jetzt war es wichtiger denn je, dass kein Feind erfuhr, worauf sie hier gestoßen waren.
    An den Panzerkampfwagen vorbei, aus deren Türmen schussbereite Flak-Geschütze lugten, ging Krieger zu dem großen sandfarbenen Militärzelt, das die Mitte des Lagers einnahm. Schon von fern hörte er das Summen der Generatoren, den wummernden, gleichförmigen Schlag der Ventilatoren – sein Gast mochte Hitze nicht besonders. Er pflegte zu sagen, dass es kalt war, dort, wo er herkam. Und wie immer, wenn sich Krieger ihm näherte, hatte er
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