Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verdeckte Fouls

Titel: Verdeckte Fouls
Autoren: Ben Nevis
Vom Netzwerk:
Bob ging zu der nächsten Tür und öffnete sie einen Spalt weit. Es war der Umkleideraum. Hosen und T-Shirts hingen an den Kleiderhaken und über den Bänken. Es waren die Privatkleider der Spieler. Logisch, die Trikots hatten sie ja an. Langsam schob sich Bob in den Raum und warf einen prüfenden Blick in die Runde. Auch hier schien sich niemand aufzuhalten. Die Fenster waren geschlossen. Hatte er sich so getäuscht? Aber nein, er war sicher, jemanden gesehen zu haben. Bob begann damit, die Kleidungstücke genauer zu untersuchen. Sie waren so weit in Ordnung, zumindest zerschnitten war keins. Eigentlich ganz normale Sweatshirts, die diese berühmten Spieler trugen. Plötzlich zuckte Bob zusammen. Ein kaum wahrnehmbares Scharren riss ihn aus seinen Untersuchungen. Die ganze Zeit über schon hatte er das deutliche Gefühl, dass er sich hier nicht alleine aufhielt. Irgendwo musste die Person schließlich sein, die er aus der Entfernung beobachtet hatte. Zumal es offenbar keinen zweiten Ausgang gab. Sekundenlang verharrte Bob bewegungslos und lauschte. Doch er hörte nur die gedämpft klingenden Stimmen von draußen. Gerade als er sich wieder an die Untersuchung der Kleider machen wollte, blieb sein Blick an der hinteren Raumwand hängen. Erschrocken realisierte er, dass es sich um eine verschiebbare Trennwand handelte, die einen Teil des Raumes abdeckte. Seine Anspannung stieg. Was mochte sich dahinter verbergen? Bob ließ die Kleider Kleider sein und ging langsam auf den Raumteiler zu. Er atmete tief durch, um sich ruhig zu halten. Doch sein Herz pochte heftig. Er dachte nicht darüber nach, was er sagen sollte, wenn sich hinter dem Raumteiler jemand befand. Wie er agieren sollte. Er wollte es einfach wissen, jetzt. Mit einem Ruck schob er die Wand zur Seite. Doch da war niemand.
    Vor ihm öffnete sich ein schmaler Raum, der völlig leer war. Nur an der gegenüberliegenden Wand, vielleicht drei Meter von Bob entfernt, standen mehrere mannshohe Spinde. Sie waren geschlossen. Die Spinde, durchfuhr es Bob, da konnte sich leicht jemand drin verstecken. Doch dann verließ ihn mit einem Mal der Mut. Die Anspannung und auch die Kraft entwichen aus ihm. Er wurde sich seiner Situation bewusst. Warum, zum Teufel, sollte er hier wie ein Einbrecher herumschleichen? Wie sollte er, Bob, seinen Aufenthalt im Umkleideraum des 1. FC Borussia erklären, wenn er plötzlich ertappt würde? Man würde ihn doch sofort verdächtigen, hier etwas im Schilde zu führen. Sein Mut kippte um in Angst. Bob ging einen Schritt zurück, drehte sich um und verließ eilig den Umkleideraum. Er schloss die Tür und ging schnell zum Ausgang. Vorsichtig öffnete er die Außentür einen Spalt weit. Er blickte hinaus. Das Spiel war noch im Gange.
    Eine scharfe Stimme hinter ihm ließ ihn zusammenfahren. »Was machst du hier?«
    Bob drehte sich erschrocken um. Ein Mann im dunklen Jackett stand im Gang. Es war Mr Toll, der Marketingmanager des Hotels. Seine Augen funkelten. »Habe ich dich nicht schon mal gesehen?«
    »Äh … ja«, stotterte Bob. »Ich schreibe für die L.A. Post .«
    »Ach so, ja richtig.« Die Stimme des Mannes wurde etwas ruhiger. Und er wechselte den Ton. »Darf ich Sie fragen, was Sie hier suchen?«
    »Ich wollte eigentlich nur auf die Toilette«, erwiderte Bob.
    »Ach so. Da gehen Sie aber bitte hinüber ins Hotel. Hier befinden sich die Mannschaftskabinen. Und nach dem kleinen Zwischenfall gestern – Sie haben ihn ja mitbekommen – achte ich sehr darauf, dass sich hier niemand Fremdes aufhält. Sie müssen bitte entschuldigen.«
    Bob nickte. »Ja, natürlich. Auf Wiedersehen, Mr Toll.« Toll reichte ihm die Hand. »Auf Wiedersehen, Mr Andrews, wenn ich nicht irre?«
    Bob nickte. »Ja, Bob Andrews.«
    Als Bob aus dem Gebäude trat, saß ihm der Schreck noch in den Gliedern. Am liebsten wäre er, dem ersten Impuls folgend, direkt zurück zu Elizabeth und Kelly gelaufen. Doch musste er zunächst seine Notlüge untermauern. Mr Toll beobachtete ihn ja vielleicht. Also ging er in Richtung Hotel. In der Empfangshalle nickte ihm der Hotelportier freundlich zu. Bob schritt direkt zur Toilette und schloss hinter sich ab. Erst mal beruhigen.
    Bald ließ die Aufregung nach. Schon ärgerte sich Bob über sich selbst, weil er so leicht aus der Fassung zu bringen war und sich nicht besser unter Kontrolle hatte. Eigentlich war doch alles erklärbar. Mr Toll musste nach der Geschichte mit dem zerschnittenen Trikot ja nach dem Rechten sehen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher