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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)
Autoren: Gerhard Seyfried
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müde werden herauszuposaunen: Die Deutschen planten eine Invasion und hätten bereits Tausende von Spionen und getarnten Soldaten ins Land geschmuggelt. Bislang ist davon allerdings wenig zu merken, und soweit Drummond weiß, ist noch kein einziger deutscher Spion entlarvt worden.
    Er geht ein paar Schritte weiter bis zur Statue von Lord Lawrence, um im Schatten zu bleiben, denn die Sonne steigt eben über die Dächer der County Council Offices und schießt ihm ihre blendenden Strahlen in die Augen. Fast hätte er deshalb die Gestalt übersehen, die soeben hinter dem Crimean Monument hervorkommt und auf das Portal der Botschaft zusteuert. Ist er das? Er erhascht nur einen flüchtigen Blick auf das Gesicht, aber das genügt. Ja, das muß der Deutsche sein, dessen Photographie ihm Captain Kell gestern gezeigt hat! Vor gut einer Woche war die große internationale Flottenparade anläßlich der Krönungsfeierlichkeiten von King George V. im Spithead zu Ende gegangen, und als Korvettenkapitän Widenmann, der deutsche Marineattaché an der Botschaft, nach London zurückkehrte, war er in Begleitung dieses jungen Mannes. Melville, Kells Chefdetektiv, hatte den Attaché während seines Aufenthaltes in Portsmouth im Auge behalten und berichtet, daß der Deutsche dort die Uniform eines Marineoffiziers getragen habe. Jetzt trägt er Zivil und unterscheidet sich in nichts von irgendeinem Bankangestellten. Er soll seit einer Woche jeden Morgen kommen, als würde er hier arbeiten, benützt aber nicht den Eingang zu den Büros am Fuß der Waterloo-Treppe, sondern den zur Wohnung des Botschafters, No. 9, Carlton House Terrace. Eben verschwindet er im Haus. Drummond zieht sich tiefer in den Schatten zurück und holt sein Notizbuch hervor. Er notiert Datum und Uhrzeit, July 5th, 1911, 8 hrs 27 a. m. und schreibt dahinter: German (v) enters embassy. Das kleine v steht für »visitor«.
    Er steckt das Büchlein ein und überlegt, ob er den Constable bitten soll, ihn für ein paar Minuten zu vertreten, denn er verspürt ein allmählich dringend werdendes Bedürfnis. Dies ist keine Gegend, in der er mal schnell hinter eine Hausecke treten könnte. Aber der Bobby ist gerade am anderen Ende der Carlton House Terrace und unterhält sich dort mit einem Footman des Carlton Club. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als zu warten, bis sich der Polizist wieder hierherbequemt, dann kann er ihm Bescheid sagen und schnell im County Council Building hinter ihm verschwinden. Falls der Deutsche währenddessen herauskommen sollte, soll sich der Bobby genau merken, wohin er geht. Dann könnte er ihn mit etwas Glück noch einholen.
    Der Constable denkt aber nicht daran, sein Schwätzchen zu beenden. Drummond flucht leise vor sich hin. Das ist wirklich unmöglich. Captain Kell gibt ihm den Auftrag, diesen unangemeldeten Besucher keine Minute aus den Augen zu lassen, aber zugleich hat er keinen zweiten Mann, der mal kurz für ihn einspringen oder ihn ablösen könnte. Er hätte ja wenigstens Scotland Yards Special Branch um Unterstützung bitten können. Aber natürlich ist alles schrecklich geheim, es darf um Himmels willen kein Außenstehender einbezogen werden. Er faßt den Bobby scharf ins Auge und hofft, dieser möge trotz der Entfernung bemerken, daß er angestarrt wird, doch so sensibel scheint der Mann nicht zu sein.
    Statt dessen tut sich etwas am Eingang der Botschaft. Ein Mann kommt heraus, der Livree nach einer der Diener. Und gleich nach ihm kommt der Deutsche heraus und marschiert schnurstracks auf ihn zu. Drummond verwandelt sich in einen Bewunderer von Lord Lawrence und blickt mit schiefgelegtem Kopf zu dessen ehernem Standbild hinauf, aber so, daß er den Deutschen noch im Blickfeld hat. Der beachtet ihn gar nicht. Er scheint kaum älter als fünfundzwanzig zu sein, ein bartloses, jungenhaftes Gesicht mit einer Stupsnase. Drummond wartet, bis der Deutsche in die Pall Mall einbiegt, und folgt ihm dann rasch. Der Mann geht schnell, hastet aber nicht. Seine Haltung ist aufrecht und selbstbewußt, wie es zu einem Marineoffizier paßt.
    » Angeblich heißt er Adrian Seiler und ist Leutnant in der kaiserlichen Marine«, hatte Captain Kell gesagt und hinzugefügt: » Finden Sie heraus, wo er untergebracht ist. Wann immer er die Botschaft verläßt, folgen Sie ihm. Notieren Sie, mit wem er sich wo trifft, welche Geschäfte er besucht und so weiter.«
    Auf Drummonds Frage, ob der Mann als Spion verdächtigt werde, hatte der Captain nur erwidert, es
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