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Verdammt wo ist der Braeutigam

Verdammt wo ist der Braeutigam

Titel: Verdammt wo ist der Braeutigam
Autoren: Nicola Holzapfel
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Denn die sind so vielfältig wie seltsam. Gäbe es ein Ranking der schrägsten Gründe, es könnte so aussehen:
    Platz 1: Brad Pitt und Angelina Jolie sind seit dem Jahr 2005 zusammen. Sie haben mehrere Kinder. Jahrelang verwirrten sie ihre Fans mit einer widersprüchlichen Botschaft. Einerseits gaben sie kund, nichts gegen das Heiraten zu haben. Im Gegenteil: Es würde ihnen viel bedeuten, verriet Pitt in einem Interview. Sie heirateten trotzdem nicht, weil: Die Homo-Ehe ist in Kalifornien nicht erlaubt. Erst wenn alle Menschen in Amerika legal heiraten dürfen, dann wollten auch Angelina und Brad vor den Traualtar treten. Die Überlegung war wohl, dem kalifornischen Gesetzgeber das Zuckerl ihrer Hochzeit vor die Nase zu halten mit der Botschaft: Wenn ihr wollt, dass wir heiraten, dann legalisiert die gleichgeschlechtliche Ehe. Es ist so eine Art Volksabstimmung für zwei, was die beiden da betrieben haben. Würde das Schule machen, könnten Paare weltweit ihre Regierungen mit allerlei Forderungen erpressen: Wir heiraten erst, wenn die Steuern gesenkt, die Spielplätze gesäubert und die Radwege ausgebaut werden. Ganz neu ist die Idee nicht: In Kolumbien schlossen sich einmal die Frauen der Stadt Barbacoas zu einem Sexstreik zusammen. So wollten sie den Transportminister dazu bringen, eine Straße zu bauen. 110 Tage hielt er durch, dann lenkte er ein. Sie zeigten mehr Durchhaltevermögen als Jolie und Pitt, die ihren Hochzeitsstreik vorzeitig aufgegeben haben. Inzwischen sind sie – Homo-Ehe hin oder her – verlobt und, wenn nichts dazwischen kommt, tatsächlich bald verheiratet.
    Platz 2: Aber nicht nur Schauspieler haben interessante Einfälle, warum sie leider nicht heiraten können. Mein Bekannter Toni sagt: »Ich kann nicht heiraten. Ich würde mich dann eingesperrt fühlen.« Toni ist seit zehn Jahren mit seiner Freundin fest liiert, sie wohnen zusammen, und das soll bis an ihr Lebensende so bleiben. Jeden Abend verriegelt er eigenhändig die Haustür mit einem Sicherheitsschloss. Aber sobald man ihn auf das Thema Ehe anspricht, fängt er seltsam an zu zucken. So, als könnte er dieses befürchtete »Eingesperrtsein« spüren. Die Ehe muss in seiner Vorstellung so etwas wie eine Art Zaun sein – möglicherweise ein elektrischer wie um eine Kuhweide herum, vielleicht auch ein Stacheldrahtzaun, wie er um manche Grundstücke gespannt ist, oder ähnelt sie gar einer Mauer? Toni hält sich da bedeckt. Er will auch nicht darüber sprechen, dass Mauern ein Anfang und ein Ende und Zäune Türchen haben und wo der Schlüssel dazu liegen könnte. Das Wort »Ehe« in einer Unterhaltung reicht, ihn zu verscheuchen. Er packt dann zusammen, sagt »Macht’s gut« und geht nach Hause zu seiner Frau, die keine Ehefrau sein soll.
    Platz 3: Leute, die erfolgreich sind und viel zu tun haben, können einem echt leidtun. Die amerikanische Schauspielerin Christina Applegate etwa. Sie ist noch nicht mit ihrem Lebensgefährten, dem Musiker Martyn LeNoble, verheiratet, weil sie keine Zeit dafür hat. »Natürlich werden wir heiraten, aber so, wie unser Terminkalender aussieht, ist es fast unmöglich. Wirklich«, sagte sie in einem Interview. An dieser Aussage irritiert das nachgeschobene »Wirklich«. Es wirkt ein wenig zu betont. Und das »Fast unmöglich« zeigt doch: Möglich wäre es schon, aber ... Tja, nun müsste man wissen, wofür das »Aber« steht. Vielleicht ist es tatsächlich besser, die zwei klären das, bevor Christina vorm Traualtar »Ja, aber ...« sagt. Einen Termin für die Hochzeit könnten sie sich trotzdem schon mal in ihren übervollen Kalender schreiben. Sonst wird das ja nie was. Wirklich.
    Platz 4: Die Sache mit dem Heiraten wird nicht einfacher, wenn man älter wird. Die Sängerin Aretha Franklin war mit 69 Jahren kurz davor, ihrem langjährigen Freund William Wilkerson das Jawort zu geben. Sie hatte sich sogar schon Gedanken über die Wahl ihres Hochzeitskleides gemacht. Doch dann erklärte sie mit einem Mal, es werde keine Hochzeit geben: William und sie hätten beschlossen, dass das alles ein bisschen schnell gehe. Was die Frage aufwirft: Wie schnell darf es bei einer Trauung zugehen beziehungsweise: Was ist schnell? In München können sich Paare sechs Monate vor dem Termin beim Standesamt anmelden. Ist das schnell? Verglichen mit Aretha Franklin ist das zumindest ein wahrer Hochzeitssprint. Sie und ihr Freund kennen sich bereits seit mehr als zwanzig Jahren. Es wird spannend sein zu beobachten, was
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