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Verdammt wo ist der Braeutigam

Verdammt wo ist der Braeutigam

Titel: Verdammt wo ist der Braeutigam
Autoren: Nicola Holzapfel
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Hochzeit. In der Regel haben sie selbst schon eine geschiedene Ehe hinter sich. »Ich wüsste nicht, was ich da bezeugen sollte«, sagen sie hinter dem Rücken der Brautleute und schütteln melancholisch den Kopf. Trauzeuge sind sie dann aus reiner Höflichkeit. Ob eine solch leere Geste besser ist als ein engagierter Kampf um die richtige Partnerwahl? Immerhin dürften die resignierten Trauzeugen fürs Brautpaar weniger anstrengend sein.
    Am einfachsten sind die treuen Trauzeugen. Sie nehmen eine neue Liebe ebenso wie die Möglichkeit einer Scheidung hin wie Naturereignisse. Heiraten die Geschiedenen wieder, stehen sie selbstverständlich erneut als Trauzeugen zur Verfügung. Was haben sie mit einer Trennung am Hut? Sie sind fürs Liebesglück zuständig und das notfalls eben in Serie mit wechselnden Gatten oder Gattinnen. (Für die neuen Partner dürfte es zwar seltsam sein, einen gebrauchten Trauzeugen für ihre Heirat zu bekommen, aber im Zweifelsfall ahnen sie gar nichts von seinem Vorleben.)
    Und dann gibt es noch die überforderten Trauzeugen. Sie sind aufgeregter als die Brautleute selbst. Das macht sie zwar unter Umständen nervig, aber dafür haben sie einen gewissen Unterhaltungswert. Überforderte Trauzeugen schaffen es zum Beispiel, in der Hochzeitszeitung ein großes Foto von der Exfreundin des Bräutigams abzudrucken oder bei der Trauungszeremonie »Wie bitte?« zu rufen, weil sie den Dialekt des Standesbeamten nicht verstehen.
    Inzwischen sind Brautleute gar nicht mehr auf Trauzeugen angewiesen. Sie sind bei der standesamtlichen Trauung heute nicht mehr nötig. Wer will, kann also ganz ohne heiraten. Allerdings tragen Brautpaare, die auf sie verzichten, damit auch ihre Entscheidung füreinander ganz allein auf ihren Schultern. Erfahrene Trauzeugen können da nur sagen: Hut ab. Brautpaare sind ziemlich mutig.

Die Steuerklasse
SPAREN UND DOCH GELD AUSGEBEN
    Der albernste Grund zu heiraten ist das Steuerrecht. Menschen, die vom Heiraten angeblich nie etwas wissen wollten, fangen irgendwann an, darüber zu reden, wie toll es wäre, wenn sie eine andere Steuerklasse hätten. Also bitte: Die Sonne auf der Haut zu spüren ist toll. Ein Kuss im Sommerregen. Kinderlachen. Aber was ist am Wechsel der Steuerklasse toll?
    Doch diese Idee kann eine fast unheimliche Macht entfalten. Die Leute fangen auf einmal an, wie wild Zahlen in Online-Steuerrechner einzugeben, »Da kann man so viel mit sparen«, sagen sie und seufzen. Das geht ein paar Monate lang so. Und dann wird geheiratet.
    Folgerichtig wäre, wenn sie kein großes Ding daraus machten, schließlich geht es ja nur um den Wechsel der Steuerklassen. Da sollte es ja wohl reichen, zu zweit ins Standesamt zu marschieren und sich danach flugs wieder dem Alltag zu widmen. Na gut, in München könnte noch ein Weißwurstfrühstück drin sein. Aber das müsste dann wirklich genug sein.
    Doch was tun Menschen, die angeblich nur wegen der Steuerklasse heiraten? Sie geben ein Fest. Sie führen sich auf wie Christo, als er den Reichstag verpackte, und machen ein Riesenspektakel mit weißem Hochzeitskleid, Einladungen auf Büttenpapier, Tanten und Onkeln, Fünf-Gänge-Menü und Übernachtung im Schlosshotel. Sie geben dafür also eine immense Summe aus. Um die je wieder einzuspielen, müssen sie bis zur Diamant-Hochzeit zusammenbleiben, wenn es überhaupt reicht.
    Menschen, die behaupten, sie heirateten nur wegen der Steuerklasse, darf man etwas mehr Konsequenz abverlangen. Also, falls Sie jemanden kennen, der nur heiratet, weil ihn angeblich das Steuerrecht dazu zwingt, dann verweisen Sie ihn oder sie auf Paragraph 100 Absatz 1 des Einkommensteuergesetzes: Eine Steuerklassen-Hochzeit ist nur dann eine echte Steuerklassen-Hochzeit, wenn sie die folgenden Voraussetzungen erfüllt:
    Kleidung: Jeans
    Getränke: Flasche Wasser, falls der Mund vor dem entscheidenden »Ja« auf einmal so trocken wird.
    Gäste: –
    Überraschung: Konfetti aus dem Bürolocher
    Essen: –
    Flitterwochen: Wer wird denn wegfahren wollen? Ein Termin beim Steuerberater muss reichen.
    Scheidung: Nie. Das wäre doch viel zu teuer.
    P.S: Und nicht vergessen, den Standesbeamten um eine Quittung zu bitten, für die nächste Steuererklärung.

Die Event-Hochzeit
AUSGEFALLENE ORTE FÜRS JAWORT
    Es ist nun bereits ein paar Monate her, seit ich das letzte Mal auf einer Hochzeit war. Inzwischen hat sich vieles verändert. Man heiratet nicht mehr einfach so. Das entnehme ich jenen Hochzeitseinladungen, die
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