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Verbotene Nähe

Verbotene Nähe

Titel: Verbotene Nähe
Autoren: Christina Dodd
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Jobs bekam. Malik hatte ihr klargemacht, dass die Zuschauer Mädchen mit regennassen, im Wind fliegenden Haaren sehen wollten. Es war die lausige, unstreitige Realität des Fernsehgeschäfts.
    »Und was hast du getan, dass du so etwas verdient hättest?«, hatte sie gefragt.
    »Es ist das Schicksal des schwarzen Mannes, unterdrückt zu werden«, hatte er niedergeschlagen geantwortet, was Kate aber nicht hatte täuschen können.
    »Und außerdem bist du der stärkste Kameramann, den der Sender zu bieten hat, und der Einzige, der bei diesem Wetter eine Kamera halten kann.« Sie spähte aus dem Fenster des Ü-Wagens in den stärker werdenden Sturm.
    »Das auch.« Er fuhr über den Damm auf die zerbrechliche Halbinsel, wo sie sich zu den anderen Nachrichtenteams und den Hurrikan-Fanatikern gesellten, die sich in den Hotels auf der Insel eingemietet hatten, um den Sturm zu beobachten.
    Jetzt stand sie bis zu den Knöcheln in der Brandung. Die Wellen hinter ihr krachten viel zu gewalttätig, und im Licht der Kamera war die schäumende Gischt zu sehen, die vor dem Wind zurückwich. Das gelbe Ölzeug schlug an ihre Beine, und die Kapuze war kein Schutz gegen den peitschenden Regen. Sie wünschte sich nur noch, irgendwer möge ihrem Boss erklären, dass er Schwierigkeiten bekommen würde, falls er eine Jungreporterin verlor.
    Aber vielleicht war das auch völlig egal, weil es hundert andere hübsche, ambitionierte Reporterinnen gab, die ihren Job übernehmen und für eine Chance, berühmt zu werden, mit Freuden in die windgepeitschte Brandung waten würden.
    Sie hatte hart für diese Chance gearbeitet, hatte auf der Vanderbilt in Nashville ihren Abschluss in politischer Wissenschaft und Journalismus gemacht. Ihr Agent hatte ihre Bewerbungsunterlagen und ein Interview-Band herumgeschickt, bis er schließlich diese Stelle bei diesem Sender in Houston für sie gefunden hatte, was nicht einfach gewesen war, und sie würde nicht aus dem Wasser rausgehen, bis sie die Aufnahme im Kasten hatten.
    »Fertig für 'nen Probelauf?«, schrie sie Malik zu.
    Er streckte die Daumen hoch. Dann hob er in sicherer Entfernung die Kamera auf die Schulter und richtete das Objektiv auf sie.
    »Drei, zwei, eins«, sprach sie in das Mikrofon unter ihrem Kinn. Sie schlug eine hohe Stimmlage an, um sich über das Dröhnen des Sturms verständlich zu machen, und sagte: »Ich befinde mich hier in Galveston, wo die Natur ihren Zorn einmal mehr am Strand austobt und diesen üblicherweise so friedlichen Ferienort in ein ...« Eine übermütige Welle schlug ihr ohne Vorwarnung von hinten in die Kniekehlen.
    Sie stolperte nach vorn.
    Ihr Herz machte einen Sprung.
    Der Sand unter ihren Füßen gab nach.
    Sie ruderte wie eine Wahnsinnige mit den Armen und kreischte schrill und mädchenhaft.
    Die Welle drohte sie umzuwerfen. Sie fiel... fast... fast... in die tosende Brandung.
    Sie fing sich. Das Wasser wich zurück, um Kraft zu sammeln und erneut an die Küste zu branden.
    Ein kleiner Hurrikan, fürwahr.
    Sie stolperte über den Strand, sah Malik grinsen und immer noch filmen.
    »Du gemeiner Fiesling!« Der Schweiß lief ihr den Rücken hinunter, und ihre Hände zitterten. »Ich hätte ertrinken können!«
    »Nein. Im schlimmsten Fall hättest du das Mikrofon ertränkt.« Er nickte und war wieder ernst. »Damit hättest du Butch ziemlich auf die Palme gebracht.«
    Ihr Sinn für Humor meldete sich, und sie lachte: »Das kommt auf die Peinliche-Ausrutscher-MAZ.«
    »Oh, ja. Ich habe bei der Weihnachtsfeier noch jedes Mal den Preis für den besten Patzer abgesahnt. Versuch es noch mal«, sagte Malik, »und dieses Mal warne ich dich, falls wieder eine Welle kommt.«
    In Austin betrat der Senator des Staates Texas, George Oberlin, sein dunkel getäfeltes, mit Hirschköpfen dekoriertes Jagdzimmer und fand seine Frau vor dem Fernseher sitzend vor, starr den Bildschirm fixierend und offenkundig von den Nachrichten fasziniert.
    »Ist der Hurrikan schon an der Küste?«, fragte er desinteressiert. Es war kein großer Hurrikan, weswegen es auch keine intensive landesweite Berichterstattung geben würde. Es brachte nichts, hinzufahren und den Schaden zu begutachten, solange nicht die ganze Nation zusah.
    »Es ist wegen ihr.« Evelyn zeigte auf den Fernseher, während die Eiswürfel in ihrem Glas klirrten.
    »Was?« Er betrachtete den 52-Zoll-Bildschirm, auf dem irgendeine dumme Reporterin zu sehen war, die in gelbem Ölzeug in der Brandung stand und gegen den heulenden Wind
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