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Verbotene Geschichte

Verbotene Geschichte

Titel: Verbotene Geschichte
Autoren: L Fischinger
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authentisch? Wirklich cirka 2 000 Jahre alt?
    Schon 1870 legte der Franzose Ch. Rohault de Fleury eine bebilderte Untersuchung der dreisprachigen Tafel vor. Sein Werk ist illustriert und trägt den Titel Memoire sur des
Instruments de la Passion de N.-S. J.-C. Er konnte belegen, dass bereits im dritten Jahrhundert die Schreibweise der griechischen Zeile der Jesus-Tafel nachzuweisen ist.
    Doch erst am 25. April 1995 kam es zu einer genaueren Bestandsaufnahme. Maria-Luisa Rigato von der Päpstlichen Universität Gregoriana (Rom) war beauftragt worden, die Reliquie eingehend zu dokumentieren. Demnach ist die Tafel 25 Zentimeter lang, 14 Zentimeter hoch und 2,6 Zentimeter dick. Das beschädigte und dunkle Stück besteht aus rund 700 Gramm Nussholz und trägt sichtbare Inschriften. Der Botaniker Professor Elio Corona aus Italien ist sich sicher, dass das Holz von der Echten Walnuss (juglans regia) stammt, die im fraglichen Herkunftsgebiet durchaus vorkam.
     
    1998, als der Historiker Michael Hesemann noch Chefredakteur von Magazin 2 000 war, wurde ihm gestattet, die Kreuztafel genauer zu untersuchen. »Der deutsche Historiker Michael Hesemann sieht in ihr den einzigen schriftlichen Beweis für den Kreuzestod von Jesus«, schrieb Focus (Nr. 1/2 000) über seine Forschungen, die er in einem Buch 1999 vorlegte. Bild titelte am 1. Oktober 1999 denn auch: »Deutscher Wissenschaftler ist sich sicher: Dies ist ein Stück vom Kreuz Jesu.«
    Was war geschehen? Nachdem er im Jahr zuvor auf die Tafel aufmerksam geworden war, reiste er nach Israel, um dort Experten für Paläografie (die Lehre von alten Schriften) zu konsultieren. Sie bestätigten ihm, dass die Inschriften auf der Kreuzes-Tafel durchaus aus dem ersten Jahrhundert stammen können. Professor Dr. Israel Roll wies
Hesemann zudem auf Parallelen zwischen der lateinischen Zeile, die sich darauf befindet, und einer römischen Weihe-Inschrift aus dem ersten Jahrhundert hin, die 1961 gefunden wurde. Diese Inschrift, so geht aus Hesemanns Die Jesus-Tafel hervor, stammte von Pontius Pilatus, der auch die Tafel am Kreuz Jesu anfertigen ließ, wie es im Neuen Testament nachzulesen ist.
    Als Hesemann 1999 die Ergebnisse seiner Recherchen auf einem Kongress der Päpstlichen Lateran-Universität (Rom) vortrug, erhielt er großen Beifall.
    War der Kreuztitel, den Helena fand, also womöglich wirklich echt? Die Tafel ist den Berichten nach geteilt worden, und dabei ging im Laufe der Zeit ein Teil verloren – noch in Jerusalem, wie Hesemann dokumentiert. Auch das Exponat in Rom ist allem Anschein nach nicht vollständig erhalten. (Während es links eine saubere Schnittkante aufweist, wirken die anderen drei Seiten stark verwittert.)
    Der Historiker und Papyrologe Professor Carsten Peter Thiede (1952-2004), den Hesemann im Zuge seiner Recherchen für Die Jesus-Tafel interviewt hatte, war ebenfalls der Meinung, die Tafel müsse aus dem ersten Jahrhundert stammen. Davon zeugt auch sein Buch Das Jesus-Fragment , das er zusammen mit Matthew D’Ancona 2000 veröffentlichte.
    Zwei Jahre später jedoch ergab eine Radiokohlenstoffdatierung, die an der Universität Roma Tre durchgeführt worden war, dass das fragliche Stück wesentlich jünger war – nur etwa 1000 Jahre alt.
    In einem Vortrag, den er am 2. Mai 2009 auf einem Kongress hielt, der von der Universidad CEU San Pablo (Madrid)
abgehalten wurde, verteidigte Hesemann seine Forschungsergebnisse und mutmaßte, die Proben, die Roma Tre vorgelegen haben, könnten kontaminiert gewesen sein.
    Die Befürworter der Echtheit des Kreuztitels weisen vor allem auf Zeugnisse wie etwa das des Pilgers Antonius aus Piacenza hin, der um 570 in Jerusalem war und die Tafel vom Kreuz Jesu dort gesehen, geküsst und in den Händen gehalten haben wollte. »Dieses Kreuzesholz ist von Nussbaum«, soll er anschließend berichtet haben. Über die Verehrung einer Kreuzestafel in Jerusalem hatte sich auch die Pilgerin Egeria geäußert, allerdings schon im Jahr 383.
    Und was ist mit der Expertise der Paläografen, die Hesemann zu Rate gezogen hatten? Irrten sie, als sie das Alter der Tafel auf 2000 Jahre schätzten? Oder wollten sie dem deutschen Historiker etwa einen Bären aufbinden?
    Zu bedenken ist auch: Bei Johannes heißt es, dass die Tafel am Kreuz Jesu auf Hebräisch, Lateinisch und Griechisch verfasst wurde. Bei der Reliquie in Santa Croce di Gerusalemme aber ist die Reihenfolge der Schriftzüge anders, nämlich (von oben nach unten) hebräisch,
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