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Verborgene Macht

Verborgene Macht

Titel: Verborgene Macht
Autoren: Gabriella Poole
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sich. Versuchte, aufzustehen, fiel aber gleich wieder zurück aufs Sofa. Sie hörte ein leises, erleichtertes Aufheulen, und Isabella war wieder an ihrer Seite, ließ sich neben sie plumpsen und umarmte sie. Cassie schaute sich verständnislos in dem luxuriösen, eleganten Büro um.
    »Was hast du mir für einen Schrecken eingejagt! Oh, Cassie!«
    Endlich konnte sie auch ihre Gefährten deutlicher erkennen. Isabella war natürlich da — und Jake, der ganz in der Nähe stand und immens erleichtert wirkte, obwohl er seine Umgebung ein wenig argwöhnisch betrachtete. Als sie in seine warmen braunen Augen schaute, schenkte er
    ihr ein schwaches Grinsen. »Hey, Cassie. Schön, dich zu sehen.«
    »Jake. Es ist auch schön, dich zu sehen.«
    Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Cassie war mehr als nur froh, ihn zu sehen - sie war vollkommen und total erleichtert. Im letzten Trimester hatte Jake mehr über die Geheimnisse der Auserwählten erfahren, als für einen Außenstehenden gut war. Cassie hatte nicht gewusst, ob er je in die Akademie zurückkehren würde, nachdem er herausgefunden hatte, dass seine Mitschülerin und ehemaliger Schwarm, Katerina Svensson, seine Schwester Jessica ermordet hatte. Die Versuchung, Anzeige gegen das Institut zu erstatten, das das Verbrechen vertuscht und das Mädchen mit einem bloßen Verweis hatte davonkommen lassen, musste überwältigend gewesen sein. Doch hier war er, im Büro des Akademiedirektors.
    Was hatte ihn dazu getrieben zurückzukehren? Seine Zuneigung zu Isabella? Ein seltsames Gefühl übertragener Geschwisterloyalität in Bezug auf Cassie, das Mädchen, von dem alle sagten, sie sehe genauso aus wie seine verstorbene Schwester? Oder war er zurückgekommen, um sich um die »unerledigte Angelegenheit« zu kümmern, von der er am Ende des letzten Trimesters gesprochen hatte?
    Ihr schwaches Lächeln, das sie Jake geschenkt hatte, verblasste, als sie sich ein wenig widerstrebend zu Sir Alric umdrehte. Er hatte sich nicht verändert - seine gut geschnittenen Gesichtszüge waren so atemberaubend wie eh und je. Seine grauen Augen wirkten angespannt, und er lächelte nicht, aber sie hatte auch nicht den Eindruck, dass er wütend war.
    »Moment mal — wie...?« Cassie rieb sich hektisch die Stirn. Das Letzte, woran sie sich erinnern konnte, waren das quietschende Gepäckband, der Geruch von menschlichem Schweiß, das Gedränge und die Hitze. Und sie konnte sich daran erinnern, dass sie etwas gebraucht hatte. Sie hatte es so sehr gebraucht, dass sie völlig vergessen hatte ...
    »Mein Koffer! Ich habe ihn am Flughafen gelassen! Ich habe ihn nicht...«
    »Alles in Ordnung.« Isabella machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich habe ihn für dich abgeholt.«
    »Aber woher wusstest du ...«
    »Es ist der richtige, keine Sorge.« Isabella kicherte. »Ich kenne deinen Koffer. Dieses abgeschlachtete alte Ding würde ich überall wiedererkennen.«
    Cassie schüttelte für einen Moment sprachlos den Kopf. »Abgewrackt, Isabella. Mein abgewrackter alter Koffer. Aber die Sicherheitskontrolle? Die Einwanderungsbehörde? Wie hast du ...«
    »Als Sie ohnmächtig geworden sind, hat Isabella sich sofort mit mir in Verbindung gesetzt«, erklärte Sir Alric. »Ich habe Beziehungen im Ministerium für Heimatschutz, und dort war man in der Lage, die Angelegenheit zu beschleunigen.« Er warf Jake einen vorsichtigen Blick zu, als habe er Angst, zu viel zu sagen. »Also, Sie möchten sicher mit Ihren Freunden zusammen sein, aber zuerst müssen Sie und ich einige Dinge besprechen. Isabella und Jake, bitte. Ich muss mit Cassandra reden. Allein.«
    Isabella und Jake sahen einander zweifelnd an. Cassie wollte den beiden beruhigend zunicken, aber der bloße Anblick ihrer beiden Freunde genügte, und der Hunger durchbohrte sie abermals wie eine Lanze und raubte ihr in seiner Wildheit den Atem. Sie erhob sich taumelnd und fiel gegen Sir Alric. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter - es hätte eine freundliche, stützende Geste sein können -, wenn seine Finger nicht so fest zugedrückt hätten, dass sie blaue Flecken bekam. Cassie bemerkte den Schmerz jedoch kaum; sie spürte, wie ihre eigenen Muskeln sich in ihrem verzweifelten Verlangen nach Nahrung anspannten, und sie wusste, dass Sir Alric sie in Wirklichkeit zurückhielt.
    »Sofort, Isabella, Jake. Bitte, lassen Sie uns allein.«
    Der stählerne Unterton in der Stimme des Direktors schien Jake zu missfallen, denn er runzelte die Stirn. »Ich bin mir
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