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Verborgene Macht

Verborgene Macht

Titel: Verborgene Macht
Autoren: Gabriella Poole
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angestrengt aus dem Fenster gestarrt, um ihren Sitznachbar nicht ansehen zu müssen, und beobachtet, wie die Morgendämmerung an der Freiheitsstatue hinaufkroch. Interessiert hatte sie sich dafür allerdings nicht. Hatte kein Interesse an der Symbolik des Ganzen - Sonnenaufgang über ihrer eigenen Neuen Welt. Hatte sich nicht für die wunderschöne Symmetrie und die Skyline der Stadt interessiert. Sie hatte nur den einen Wunsch gehabt: dass das Flugzeug endlich landete, damit sie frische Luft atmen konnte. Luft, die nicht bereits in den Lungen anderer Leute gewesen war, sodass sie nach ihnen schmeckte. Sie wollte nur weg aus diesem Gedränge von Menschen, die in dem Flugzeug zusammengepfercht waren, als handele es sich um ein schmuddeliges, lebendes Buffet.
    Na ja, zumindest hatte sie ihre Gelüste im Zaum halten können. Sieben Stunden lang. Das war doch etwas, worauf man stolz sein konnte, oder? Das war eine Leistung.
    Natürlich, meine Liebe! Und du hast ja so recht. Ich bin froh, dass wir uns gezügelt haben. Das Essensangebot der Airlines. Immer so trocken und geschmacklos.
    Ohne es zu wollen, lachte Cassie gepresst laut auf.
    »Hey, Schätzchen, mach mal Platz.« Der Geschäftsmann stieß sie aus dem Weg, um nach seinem Koffer zu greifen.
    Wäre sie nicht gegen die giftige alte Dame auf der anderen Seite getaumelt, wäre sie der Länge nach hingeschlagen. Sie wankte; ihre Kraftreserven waren fast gänzlich erschöpft. Der schale Schweiß des Mannes war überwältigend. Der säuerlich salzige Geruch ließ ihre Nasenflügel beben, ohne dass sie etwas hätte dagegen tun können. Es war nur Schweiß, aber er war durchtränkt von der Lebenskraft des Mannes. Ihm war heiß und sein Herz hämmerte angestrengt in seiner Brust: Sie konnte es hören, es fühlen. Vitalität sickerte ihm aus allen Poren und sein Duft klebte ihr in der Nase wie ... der Geruch von Pommes frites. Ja, so gut. Cassie leckte sich über die Lippen, sie starrte auf seinen Mund, wie er keuchend die Luft einatmete und wieder ausstieß ...
    Fluchend drängte er sich an ihr vorbei, schlug ihr mit seinem Koffer gegen die Schienbeine und war verschwunden. Sie hatte ihre Chance verpasst. Tränen schossen ihr in die Augen, und Cassie wusste nicht, ob es Tränen der Erleichterung oder des Zorns waren.
    Verpasst! Nein! Wir haben ihn verpasst! Estelle klang halb wahnsinnig. Finde jemanden. Finde SOFORT jemanden!
    Vage registrierte Cassie, dass ihr eigener Koffer gerade vorbeigekommen war, zusammengehalten von einem leicht wiedererkennbaren Gummiband, das Patrick ihr gegeben hatte. Aber sie kümmerte sich nicht darum. Ihr Blick schweifte hungrig über die Menge und sie machte sich um nichts mehr Sorgen. Nichts, außer...
    Die da! Die da, schnell!
    Schwindlig drehte sie sich um und ihr Blick fiel auf die Gestalt, die Estelle meinte. Es war eine junge und starke Frau. Schlank, aber muskulös und auf eine dunkle, mediterrane Art und Weise auffallend hübsch. Die Frau hatte ein Kind bei sich, drückte es aber gerade mit einem Kuss und einem Lächeln seinem Vater in die Arme und steuerte mit klappernden Absätzen auf die Toiletten zu.
    Ja, ja. Sie! Schnell! WIR WERDEN SIE VERPASSEN!
    Cassie zwängte sich mit ein paar schnellen Schritten rückwärts durch die Menge und folgte dem Geklapper. In ihren Adern pulsierte jetzt nicht mehr allein der Hunger, sondern auch die Erregung der Jagd. Komisch, dass sie das Geräusch der Absätze inmitten all diesen Lärms, der Betriebsamkeit und der endlosen, verzerrten Lautsprecherdurchsagen so deutlich hören konnte. Es war, als sei ihr ganzes Sein auf dieses Klackern konzentriert, als sei jeder Nerv in ihrem Körper fixiert auf diese Frau. Ein kurzes Stück vor ihr schwang die Tür zu den Toiletten auf. Klack-klack-klack. Cassie beschleunigte ihren Schritt, lautlos in abgetragenen Turnschuhen. Fast da. Fast da!
    SCHNELL!
    Ja, Estelle, wir werden uns nähren. Wir werden uns NÄHREN!
    »Cassie!«
    Das Kreischen - ihr Name - drang trotz ihrer Konzentration auf die Frau zu Cassie durch. Gerade eben, aber ihre zielgerichteten Schritte gerieten ins Stocken.
    »Cassie Bell! Darliiiiing!«
    Eine Mücke. Summend. Nervend. Sie wollte sie zerquetschen, sie töten. Lass mich in Ruhe, wollte sie schreien. Ich muss...
    Etwas prallte mit Cassie zusammen, brachte sie aus dem Gleichgewicht und umschlang sie in einer warmen, teuer parfümierten Umarmung. »CASSIEEEE!«
    Für den Bruchteil einer Sekunde wehrte Cassie sich gegen die Umarmung und
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