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Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Titel: Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers
Autoren: Carmen Korn
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los? Du siehst aus, als hättest du eine Erscheinung.«
    Am Mittag hatte er den dünnen Mann noch allein weinen lassen. Doch jetzt sah Gernhardt aus, als ob er in Tränen ausbrechen wolle.
    »Guck dir das Foto an, das gleich aus dem Drucker kommt«, sagte er.
    Kummer griff nach der Kopie, die mit großem Geratter aus dem grauen Kasten kam. Das Porträt eines Jungen. Vielleicht dreizehn Jahre alt.
    »Die Polizei in Haarlern«, sagte Pit. »Sie haben ihn zusammen mit einem Zehnjährigen aus dem Keller eines Hauses befreit, das sie seit einer Weile observiert hatten. Er sagt, er heiße Kevin.«
    »Holland«, sagte Kummer, »so nah.«
    »Er ist es«, sagte Pit. »Das ist Kevins Gesicht. Er ist drei Jahre älter geworden. Doch ich erkenne ihn.«
    »Drei Jahre in einem Keller«, sagte Kummer.
    Gernhardt verschränkte die Arme und legte seinen Kopf hinein.
    Ein Moment der Meditation, bevor er zum Telefon griff.
    Vielleicht war es auch ein Dankgebet.
    Dann rief er Kevins Vater an.
    Hanloh auf St. Pauli war vor vierzehn Tagen ins Altersheim gekommen.
    Hanloh in Lurup nur noch durch seine Witwe vertreten.
    »Der Vorname weist eher auf ein höheres Lebensalter hin«, sagte Kummer. »Gucken wir uns den dritten Wilhelm Hanloh an.«
    Der dritte Hanloh lebte in einem Loft in Winterhude. Den Namen Wilhelm trugen die Männer seiner Familie seit Generationen. Der junge Mann war vierundzwanzig Jahre alt und damit sechs gewesen, als Marta, Bimbi und Gaby in ihrem Bordell litten.
    »Wer sagt uns, dass der Mann, von dem Gaby Lazar schreibt, in Hamburg lebt?«, fragte Kummer, als sie aus dem Loft kamen.
    »Keiner«, sagte Gernhardt, »wir geben es an die Kollegen im Umland.«
    Er fühlte sich noch beseelt von dem Gespräch mit Kevins Eltern.
    So selten, dass er keinen Tod mitzuteilen hatte.
    Das Haus, vor dem sie standen, war ein Bungalow in den Walddörfern.
    Ein Audi Q7 stand in einem Carport. Das beste Auto für einen Gutsherrn, der Äcker und Furchen besaß. Pferdeställe vielleicht noch. Doch hier gab es nur einen Garten, der das Haus umgab und eine Garage.
    Eine Frau in ihren späten Vierzigern kam aus dem Garten. Eine Harke haltend. Gummihandschuhe an den Händen.
    Wilhelm Hanloh war nicht zu Hause.
    Er brachte die zehnjährige Tochter in ein Ferienkamp nach Sylt. Frühestens in einer Stunde erwartete ihn die Hausherrin zurück.
    Gernhardt und Kummer tauschten einen Blick.
    Hanloh hörte sich kaum nach ihrem Kandidaten an.
    Doch die Kollegen im Umland benachrichtigen. Vielleicht war Wilhelm Hanloh auch längst ganz woanders. Nur für die Morde eingereist und dann zurück nach Mallorca.
    »Was wollen Sie denn von meinem Mann?«
    Eine berechtigte Frage, wenn die Kriminalpolizei vor der Tür stand.
    »Wir hoffen, dass er uns als Zeuge in einem Tötungsdelikt weiterhelfen kann«, sagte Kummer.
    »Mein Mann? Hat dieses Tötungsdelikt mit einem Auto zu tun?«
    Die Frau des Wilhelm Hanloh sah im nächsten Augenblick aus, als fürchte sie, einen falschen Schachzug getan zu haben.
    »Ein Auto?«, fragte Kummer. Ließ alle Details zu der Frage in der Luft hängen. Hoffte darauf, keine einzige Antwort abzuwürgen. Vielleicht deckten sie nebenbei einen Fall von Fahrerflucht auf.
    Frau Hanloh schien den gleichen Gedanken zu haben.
    »Sie können sich den Wagen anschauen«, sagte sie. »Er steht seit Wochen in der Garage. Da ist kein Kratzer dran.«
    »Sie haben noch einen dritten Wagen, mit dem Ihr Mann jetzt unterwegs ist?«, fragte Gernhardt. Vielleicht kriegten sie keine Villenetage zu sehen, doch wenigstens einen Fuhrpark.
    »Einen kleinen Stadtflitzer«, sagte Frau Hanloh. »Keine Ahnung, warum er den heute genommen hat und nicht den Audi oder den Jaguar.«
    »Dürfen wir uns den mal anschauen?«, fragte Gernhardt.
    Die Frau von Wilhelm Hanloh zog die Gummihandschuhe aus und ging zum Garagentor. »Da ist kein Kratzer dran«, wiederholte sie.
    Nein. Kein Kratzer an dem Jaguar XF des Karl Zwinglein.
    Hanloh unterbot die Zeit von einer Stunde. Dreißig Minuten später bog der schwarze Twingo in die Straße der Bungalows ein. Gernhardt und Kummer erwarteten ihn. Von hinten fuhr ein Streifenwagen heran, um einer Flucht zuvorzukommen.
    Einen kleinen Moment lang hatte Kummer die Hand an der Dienstwaffe. Doch er ließ sie im Holster stecken.
    Hanloh hielt schon das Handy in der Hand, dass er aus seinem Leinenjackett hervorgeholt hatte. Telefonierte mit einem Anwalt.
    Dann ließ er sich die Handschellen anlegen.
    Erst vor dem Verhör in Gernhardts
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