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Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Titel: Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers
Autoren: Carmen Korn
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deinen Veränderungen?«, fragte Anni.
    »Noch weiß er nichts davon«, sagte Vera.
    Anni sah auf einmal aus, als hätte sie ein Tellerchen Sahne geschleckt. Nick hielt nichts von den Kaufanfällen, die Vera gelegentlich hatte. Neu einrichten? Obwohl hier doch alles so durabel war? Da würde Nick nur den Kopf schütteln. Er war kein Verschwender.
    Doch wem war noch zu trauen?
    Nick stand vor dem Esszimmer, zu dem Vera ihn gezogen hatte, kaum dass er zur Tür hineingekommen war. Sie wusste, was sie tat. Hielt er das pompöse Esszimmer doch für pure Bourgeoisie.
    »Und wenn die Möbel weg sind?«, fragte Nick. »Was willst du mit dem Zimmer tun? Mit Goldtalern füllen und darin baden?«
    »Ich dachte an ein Büro für ›amnesty international‹«, sagte Vera.
    Der neue Nick. Er lachte. Herzlich lachte er.
    Anni traute ihren Ohren nicht. Waren denn alle verrückt geworden?
    Die Chaiselongue wollte Nick trotzdem nicht haben. Seit er sich die Knochen gebrochen hatte, zog er ein Wasserbett vor. Da lag er weniger elegant, doch wesentlich bequemer.
    Vieles war neu geworden in seinem Leben, weil es anders nicht ging.
    Nick konnte nicht länger als Fotograf arbeiten. Dafür war er kaum mehr schnell genug, auch wenn ihm außer einem leichten Hinken nichts anzumerken war. Doch es war zu mühsam geworden, mit der Meute den besten Platz zu suchen für ein Foto. Auf Mauervorsprüngen zu balancieren und Gerüste zu erklettern.
    Auch zu mühsam, Pit Gernhardt durch das Unterholz zu folgen und an Hafenbecken entlangzuhangeln, um Leichen und ihre Fundorte zu fotografieren. Vermisste er dieses Leben?
    Nick sah zu Vera, die ihm gerade das Innenleben des Jugendstilbüfetts vorführte. Genug des Leides, hatte er gedacht. Damals. Nach den vielen Stunden im Paternosterschacht. Dem Tod des Jungen, um dessentwillen er dort hineingefallen war.
    »Wo willst du denn mit dem ganzen Geschirr hin, wenn ich das Büfett nehme?«, fragte er.
    »In das nagelneue Teil eines Designers tun«, sagte Vera.
    »Und zur Dekoration was Afrikanisches«, sagte Anni.
    »Afrikanisch?«, fragte Nick.
    Das Foto aus Kapstadt fiel ihm ein.
    »Nimm das Büfett, Nick, sagte Anni, »dann bleibt es in der Familie.«
    Anni hatte in dem Augenblick ihre Chance erkannt. Nicks großen Keller. Da ließe sich doch vieles lagern. Musste Vera gar nicht wissen.
    Gut, dass Engelenburg gerade gegangen war, um den Kleinen von einem Geburtstagsfest abzuholen. Der hätte Anni vom Gesicht abgelesen, was ihr da durch den Kopf ging.
    Nur nicht alles wegwerfen. Würde Vera noch leidtun.
    Anni hatte die große Hoffnung, Nick als Komplizen zu gewinnen.
    Er guckte sie an, als Vera noch vor dem Büfett hockte.
    Zwinkerte er nicht sogar? Nein. Nick lächelte nur.
    »Ich nehme das Büfett«, sagte er.
    »Fotografierst du gar nicht mehr?«, hatte Pit an jenem Abend gefragt, als sie Auflauf aßen und über die Haltestellenmorde sprachen.
    Doch. Nick fotografierte noch. Die Pentax lag im Handschuhfach seines Golfs, wie es die analoge Vorgängerin in früheren Tagen getan hatte.
    Eine Dunkelkammer gab es in der neuen Wohnung nicht. Die Bilder, die er machte, bearbeitete er am Computer.
    Nick verstand sich nicht länger als ein Romantiker der Fotografie.
    Es passierte, dass er an einer Ampel stand und eine kleine Szene aus dem offenen Autofenster heraus fotografierte. Einen Gemüsehändler, der seinen Salat mit Wasser aus einem Wäschesprenger erfrischte. Jungen, die Fußball spielten. Einen Hund, der das Bein hob.
    Einfach so. Er hatte sich früher viel zu oft den Kopf zerbrochen. In allen Bereichen seines Lebens. Die neuen Bilder waren gut. Alltagsszenen, die in der eigenen Zeitung ab und zu veröffentlicht wurden.
    An diesem Nachmittag stand er im Stau auf der Stresemannstraße, als er das Haltestellenhäuschen fotografierte. Ein Reflex auf das, was Pit ihm erzählt hatte. Das Häuschen war leer. Der Bus abgefahren.
    Nick dachte, dass dieser Ort ein guter Tatort sei.
    Die Häuser im Hintergrund waren abgeschabt, beinah unbelebt. Die Fenster im Erdgeschoss mit Zeitungen verklebt.
    Hinter ihm wurde gehupt. Nick fuhr an und bedauerte zum ersten Mal, dass sich ein Stau auflöste. Warum wirkte der Ort auf ihn?
    Eine Vorahnung? Nick lachte auf. Weg mit dem Gedanken. Seit er Perak auf dem Foto erkannt hatte, waren die alten Bilder wieder da und mit ihnen die Ängste. Vera hatte er nichts davon erzählt.
    Was glaubte sie? Dass Philip Perak tot sei? Aus ihrem Leben geschafft wie Peraks Möbel aus schwarzer
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