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Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Titel: Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers
Autoren: Carmen Korn
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der Küche gedeckt werden sollte und ein Essen daraufgestellt, das mehr als nur ein Imbiss war.
    »Auf die Decken lasse ich nichts kommen«, sagte Anni zu Engelenburgs Verblüffung. Was sollte das? Kein Essen?
    »Hochgeschätzte Nachbarin«, sagte er, »ich verstehe nicht ganz.«
    »Vera will alles verändern«, sagte Anni, »nichts soll bleiben, wie es ist. Nur zehn Möbel will sie behalten.«
    Vera tauchte hinter Anni auf. »Treten Sie ein, Jan«, sagte sie. »Keiner tut den karierten Decken Leid an. Wir haben nur einen kleinen Disput, weil ich mich anders einrichten will.«
    »Nachher liegen hier nur noch Sets aus Elefantenhaar auf dem Tisch«, sagte Anni. »Soll alles afrikanisch werden. Und das, wo Billie weg ist.«
    »Quatsch«, sagte Vera, »ich sprach von viel Weiß kombiniert mit warmen Brauntönen und einem einzigen großen Elefanten aus Ebenholz, den ich in einem Laden gesehen habe.«
    »Ich hätte noch eine Fetischfigur aus Gabun«, sagte Engelenburg »und einige Keulen und eine Streitaxt.«
    Vera sah ihn an. Nahm er sie ernst?
    »In einer Holzkiste auf dem Dachboden«, sagte der Holländer. »Ein Großonkel väterlicherseits hat sie am Anfang des vergangenen Jahrhunderts in die Familie gebracht.«
    »Ich dachte, Ihre Vorfahren hätten Gummiplantagen auf Java gehabt?«
    »In Afrika haben sie sich auch herumgetrieben«, sagte Engelenburg.
    Er schien gar nicht verlegen zu sein, von einer ganzen Kompanie von Kolonialisten abzustammen. Veras alter Freund Nick hätte dazu nicht geschwiegen. Er war Veras Gewissen.
    »Darf ich Ihnen beim Einrichten helfen, liebste Vera?«
    War es ein Spiel, dass sich Vera und Engelenburg noch immer siezten? Als ob etwas aufbewahrt werden wollte in ihrer Beziehung zueinander, und das in Zeiten, in denen ein Du doch leicht über die Lippen kam.
    Was hatte Hauke gesagt?
    »Du bist nur mit einem auf Augenhöhe, und das ist Jan van Engelenburg.«
    Das war Haukes stete Sorge gewesen. Die Augenhöhe, die er glaubte, nicht mit Vera zu haben. Der Dorfpolizist und die Diva.
    Warum kam es dann zu keiner Verschwisterung mit Jan?
    »Wenn ihr so weitermacht, serviere ich euch Buschratte«, sagte Anni.
    Das kollektive Ihr und Euch gelang ihnen allen.
    »Was gibt es wirklich?«, fragte Vera.
    Jan van Engelenburg schnupperte. »Hühnerfrikassee?«, fragte er.
    Anni strahlte. »Mit Spargel und Champignons«, sagte sie.
    »Wann hast du das denn gemacht?«, fragte Vera.
    »Aus der Konserve ist es nicht«, sagte Anni.
    »Nehmen Sie dafür ein Suppenhuhn oder ein Hähnchen, beste Anni?«, fragte der Holländer.
    »Ich ziehe kräftige Hähnchen vor«, sagte Anni, »und gekocht habe ich es schon gestern, als Vera die Knutschkugel zum Bus gebracht hat.«
    Sie blitzte Vera an, als sei der Hauch eines Verdachtes, eine Büchse geöffnet zu haben, Hochverrat.
    »Dann lasst uns am Küchentisch über die neue Einrichtung plaudern«, sagte Jan van Engelenburg.
    Er war voller Vorfreude. Auf das Essen und die neue Aufgabe.
    Ein vermögender Bankier, der sich von den Finanzgeschäften zurückgezogen hatte, den drängte es nach Betätigung.
    Engelenburg langweilte sich sonst leicht.
    »Wir sollten noch Nick einladen«, sagte Vera. In letzter Zeit sah sie ihren besten Freund viel zu selten.
    Keinem anderen gelang es so gut, ihr Bodenberührung zu geben.
    Nick war nicht wie neu geworden. Das Versprechen hatten die Ärzte zu hoffnungsvoll gegeben. Der Sturz durch vier Stockwerke im stillgelegten Paternosterschacht war gewaltig gewesen, wenn er auch durch die vielen Schichten der Pferdedecken gemildert worden war, die unten im Schacht gelegen hatten. Nick. Ein Günstling des Schicksals.
    Ohne diese Decken hätte er den Sturz kaum überlebt.
    Als Wetterstation war Nick grandios. Vor allem Sturm und Regen konnte er vorhersagen, denn dann taten ihm alle einstigen Bruchstellen in den Knochen weh und die Narben.
    Eine andere Heilung hatte er erfahren. Er war nicht länger verzagt.
    Er gönnte sich viel mehr Zuversicht als in den letzten zwanzig Jahren.
    Nick hatte angefangen, sein Leben in die Hand zu nehmen. Vielleicht gehörte auch dazu, dass er nicht an Vera klebte, obwohl er noch immer ihr engster Vertrauter war.
    Nick lebte in einer neuen Wohnung, die nicht weit von Veras war. Er arbeitete als Fotoredakteur in einer Wochenzeitung, die links genug stand, um sein Gewissen zu beruhigen, und ihn dennoch anständig bezahlte. Nick kannte Frauen.
    Er war nicht zu Hause, als das Telefon klingelte. Das Frikassee vom kräftigen
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