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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling
Autoren: Georgette Heyer
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antwortete Venetia und streckte die Hand nach der Nuss aus, die er eben geschält hatte. „Danke! Sie musste nach London kommen, um sich einen neuen Reitanzug machen zu lassen. Sie erzählte mir, dass kein Franzose Reitanzüge so gut machen kann wie ein englischer Schneider."
    Er sah plötzlich verblüfft aus. „Sie erzählte dir? Du hast mit ihr gesprochen?"
    „Mit ihr gesprochen? Aber natürlich! Ich habe sie im Pulteney besucht, und ich kann dir nicht beschreiben, wie lieb sie war - und Sir Lambert dazu, der ein goldiger Mensch ist, muss ich wirklich sagen! Stell dir nur vor! Er ging den ganzen Weg bis zum Ende der Bond Street mit mir, und als wäre das noch nicht genug, kaufte er mir diese entzückende Brosche! War das nicht rührend von ihm? Er erzählte mir, er wünschte, ich wäre seine Tochter, und ..."
    „Das glaube ich!", unterbrach sie Damerei wütend.
    „... und das wünsche ich mir auch", fuhr Venetia heiter fort, „denn meinen eigenen Vater hatte ich nicht halb so gern!"
    „Willst du mir etwa erzählen", fragte Damerei, „dass deine Tante nicht mehr Verstand hatte, als dir etwas zu erlauben, das, wie jeder außer einem Grünschnabel weiß, genügt, jegliches Klatschmaul in der Stadt in Bewegung zu setzen? O mein Gott!"
    „Du musst meine Tante wirklich kennenlernen", sagte Venetia. „Ich bin überzeugt, ihr würdet euch wunderbar vertragen, denn ich sehe, du hast genau dieselben Ansichten wie sie! Weißt du, es war mir immer ziemlich rätselhaft - das heißt, bevor ich von der Existenz meiner Mutter wusste -, warum Tante mir ewig erzählte, ich müsste äußerst korrekt und steif sein, wegen meiner .Situation'. Und obwohl sie darauf aus war, einen respektablen Gatten für mich zu finden, konnte ich doch sehen, dass sie dachte, es würde eine sehr schwere Aufgabe sein. Es schien mir etwas seltsam, denn ich bin kein Abschreckungsmittel und keinesfalls arm wie eine Kirchenmaus.
    Natürlich habe ich gemerkt, wie es eigentlich war, als ich die Wahrheit über Mama erfuhr. Ich muss gestehen, Damerei, ich wünschte, du wärst aufrichtig zu mir gewesen - aber ich vermute, du hattest das Gefühl, dass du das nicht konntest." Sie fügte nachdenklich hinzu: „Nein, wirklich, das konntest du auch nicht! Es war eine höchst peinliche Klemme für dich!"
    „Was zum Teufel willst du damit sagen?", fuhr sie Damerei an, in einer derart Unheil verkündenden Stimme, dass jedes andere Frauenzimmer erbebt wäre.
    Venetia zeigte ihm ein Gesicht süßer Unschuld. „Nun, nur dass ich wirklich verstehe, wie sehr schwierig - ja, ganz unmöglich es für dich war, mir zu erklären, dass es für einen Damerei einfach nie und nimmer ginge, eine Tochter der Lady Steeple zu heiraten. Ich glaube jetzt, dass du es wohl versucht hast, ein- oder zweimal, mir einen Wink zu geben, aber ..."
    „Versucht, es zu - wie wagst du nur?", fragte er wutentbrannt. „Wie wagst du nur, Venetia?! Wenn du dir einbildest, ich habe dich gehen lassen, weil ich dich nicht für standesgemäß hielt ..."
    „Aber das muss doch der Grund gewesen sein!", wandte sie ein. „Ich weiß, du hast mich beschwindelt, damit ich glaube, dass du es seist, der für mich nicht standesgemäß ist, und das war sehr lieb von dir und sah dir so sehr ähnlich, mein lieber Freund - war aber vollkommen albern, da ich jetzt weiß, was für eine entsetzlich unerwünschte Partie ich bin!"
    Er erhob sich halb von seinem Stuhl. Sie dachte schon, er würde sie packen und wahrscheinlich ordentlich schütteln, und wartete hoffnungsvoll.
    Aber er sank wieder in seinen Stuhl zurück, und obwohl er sie weiterhin Unheil verkündend beäugte, sah sie, dass die Wut aus seinen Augen verschwunden war.
    „Das glaubst du keineswegs, mein Mädchen", sagte er trocken. „Ob es dir deine Tante - und es klingt mir ganz danach, dass sie entschieden ein Kamel ist! - in den Kopf gesetzt hat, die Scheidung deiner Eltern hätte dich zu einer unerwünschten Partie gemacht, oder ob es ein Einfall ist, den du dir mir zuliebe ausgeheckt hast, weiß ich nicht, aber jetzt darfst du mir einmal zuhören - und mir glauben, dass ich die Wahrheit sage! Es gibt nicht einen Mann, der es wert wäre, überhaupt ein Mann genannt zu werden, der sich, sobald er dich kennenlernt und liebt, auch nur einen Pfifferling um diesen schwülstigen Unsinn kümmern würde! Frage deinen Onkel, wenn du glaubst, dass ich dich anlüge. Er wird dir dasselbe sagen. Guter Gott, bildest du dir ein, dass sich noch nie vorher ein
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