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Velvet Haven Paradies der Dunkelheit

Titel: Velvet Haven Paradies der Dunkelheit
Autoren: Renwick Sophie
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Mitherrscher von Annwyn wurde, und schon gar nicht danach. »Was verschafft mir denn die Ehre deines Besuches?«, erkundigte er sich, während er seinen schwarzen Umhang umlegte.
    Die hochgewachsene, anmutig schlanke Frau trat in ihrem hautengen weißen Gewand zwischen die Stumpfe zweier uralter Eichen. Neben ihr stand eine ganz in Schwarz gewandete männliche Gestalt, deren Gesicht hinter einer Kapuze verborgen war. So waren nur die Hände zu sehen, und als der Mann aus den Schatten ins Mondlicht trat, wurden die Male darauf plötzlich sichtbar und verwandelten sich in einen Wirbel sich kräuselnder Linien. Auf seinen Armen trug er eine Frau, die ohne jeden Zweifel tot war.
    Â»Ein Verräter ist unter uns.«
    Diese Verlautbarung von Cailleach sandte eine Welle aus und störte alle Lebensenergie. Bran nahm die Vibrationen auf seiner Haut wahr und bemerkte das Böse, das sich in dem Wald um sie herum anzusammeln schien. Selbst die Kerzen auf dem Altar flackerten auf.
    Während Cailleach und der Fremde an den magischen Kreis, den er erzeugt hatte, herantraten, betrachtete Bran aufmerksam den Körper der Frau. Ihr weißblondes Haar streifte sanft über den schwarzen Mantelärmel des Mannes, ihre Arme hingen kraftlos an ihren Seiten herab. Ihre bleiche Haut, die der Tod wie Marmor erscheinen ließ, war von Schnittwunden entstellt, die auf den Armen und am Nacken auf barbarische Weise die Zeichen ihrer Welt hinterlassen hatten. Das Symbol der Lemniskate oder die liegende Acht, wie die Menschen es nannten, war ihr in jenem Tal zwischen den kleinen Brüsten ins Fleisch geritzt worden; die Triskele, eine Dreifachspirale und damit das Symbol von Annwyn, prangte direkt über ihrem Nabel. Rostfarbene Bahnen getrockneten Blutes zogen sich über ihr lebloses Fleisch.
    Die reglose Gestalt, die der Fremde so beschützend auf seinen Armen wiegte, war die einer Frau von Brans Art. Eine Sidhe. Das war eine Jungfer, die in wenigen Jahren zur Frau gereift wäre.
    Die Göttin bewegte sich auf den Altar zu. Ihr Begleiter legte die Jungfrau behutsam auf das schwarze Altartuch. Indem sie ihr mit der Hand über Gesicht und Brust fuhr, segnete Cailleach den entseelten Körper, bevor sie ihren stechenden grünen Blick auf ihn richtete.
    Â»Wie die anderen vor ihr auch wurde sie mit schwarzer Magie gesalbt.«
    Nekromantie. Schwarze Magie. Also war sie nach Annwyn zurückgekehrt, nachdem sie zweihundert Jahre lang verboten gewesen war. Es ließ sich nicht länger leugnen, dass da uralte Riten von sexueller Magie und längst vergessen geglaubte Todeszauber praktiziert wurden. Doch wie konnte das sein, da doch die Strafe für die Ausübung dieser verbotenen Künste derart hart war?
    Â»Darf ich?«
    Mit einem zustimmenden Nicken schien sich Cailleach anmutig schwebend vom Altar zu entfernen und gab ihm so die Erlaubnis vorzutreten. Doch der Fremde blieb standhaft, hielt den Körper schützend an sich gedrückt und verwehrte es Bran auf diese Weise, einen Blick auf sie zu werfen. »Bist du ihr Anam Car a ?«, fragte Bran, an den Fremden gewandt. Der Mann neigte den Kopf.
    Das erklärte seine Anwesenheit und die beschützende Energie, die, so spürte Bran, von der verhüllten Gestalt ausging. Der Fremde war der Seelenfreund der Jungfer. Und es lag in der Verantwortung des Anam Cara, die Seele des Freundes durch die Abfolge von Geburt, Leben und Tod zu begleiten.
    Â»Warst du bei ihr, als es geschah?«
    Â»Nein. Ich war nicht dazu bestimmt, sie von ihrem Pfad abzubringen.«
    Â»Du hast also nicht beobachten können, wer dies getan hat?«
    Der Fremde schüttelte den Kopf. »Ich kam gerade noch rechtzeitig, um ihre Seele zu retten, bevor man sie ihr nahm. Sie ist hier«, sagte er und hielt Bran seine Hände hin. Die Zeichen darauf leuchteten grell und blendeten ihn beinahe.
    Â»Du bist dir darüber im Klaren, dass sie die Neunte ist?«, erkundigte sich Cailleach. Bran wandte seinen Blick von dem Körper der Jungfer und von den strahlenden Händen des Anam Cara ab. Er sah ihr ins Gesicht.
    Â»Doch ist sie die erste Frau. Die anderen acht waren männlichen Geschlechts.«
    Cailleach begegnete nun seinem Blick. »Bist du der Ansicht, dass dies von Bedeutung ist?«
    Â»Das weiß ich nicht.«
    Bran schritt im Kreis um den Altar herum und betrachtete die Frau von allen Seiten. »Darf ich?«
    Widerwillig gab der Anam Cara
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