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Vanilla aus der Coladose

Vanilla aus der Coladose

Titel: Vanilla aus der Coladose
Autoren: Eva Hierteis
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Mathilda neben sich ab und presste sich die Handflächen fest auf die Ohren.
    Mathilda gab ihren Widerstand auf und tat es ihr nach. »Was macht Valilla?«, fragte sie.
    »Was?« Laili nahm kurz eine Hand vom Ohr.
    Fieööööp!
»Was macht Valilla da?«, wiederholte Mathilda. »Fräulein Müller beschwören«, erklärte Laili, die sich schon wieder die Ohren zuhielt. Ihre eigene Stimme klang seltsam dunkeldumpf.
    »Was?« Mathilda nahm eine Hand vom Ohr.
    Tröööödilifiep!
    »Fräulein Müller beschwören«, wiederholte Laili lauter, ohne den ängstlichen Blick vom Puppenwagen abzuwenden.
    »Aha.« Mathilda nickte wissend. »Und was ist
beschweren?«
, fragte sie dann.
    »Be
schwören«
, verbesserte Laili, während Vanilla weiter nervtötend auf der Flöte rumfiepste. »Wenn man eine Schlange beschwören will, dann spielt man ihr auf der Flöte vor«, schrie sie gegen den Lärm an. »Damit sie einem gehorcht. Und dann schlängelt sie sich aus ihrem Korb heraus und macht so tanzende Bewegungen zur Musik.«
    »Aha«, machte Mathilda wieder. »Und warum tanzt Fräulein Müller dann nicht?«
    Gute Frage. Laili zuckte mit den Schultern. Fräulein Müller schien sich fürs Verstecken entschieden zu haben. Sogar der Schwanz war nun unter der Decke verschwunden.
    »Und warum?«, fragte Mathilda weiter.
    »Warum
was?«
    »Warum wollt ihr Fräulein Müller überhaupt beschweren?«
    Laili seufzte. Erst Vanillas Gedudel und jetzt fragte ihr Mathilda auch noch ein Loch in den Bauch. Die beiden konnten einem echt den letzten Nerv rauben. »Mathilda, das ist jetzt die letzte Frage, die ich beantworte. Ist das klar?«
    Mathilda streckte ihr die Zunge raus.
    »Damit Fräulein Müller wieder zurück in ihr Terrarium geht«, erklärte Laili trotzdem.
    »Und warum . . .?«
    Laili tat, als würde sie Mathilda nicht hören.
    Aber das hielt die Kleine nicht davon ab, ihre Frage trotzdem zu stellen. »Und warum nehmt ihr sie dann nicht einfach und legt sie zurück?«
    Weil das viel zu gefährlich ist, wollte Laili schon sagen. Aber sie gab Mathilda ja keine Antworten mehr. Papa sagte immer, dass konsequentes Handeln wichtig in der Kindererziehung war. Laili hatte das nicht ganz verstanden. Aber was sie verstanden hatte, war, dass man manchmal auch ein bisschen fies zu Mathilda sein durfte. Zu ihrem eigenen Besten natürlich. Also blieb sie stumm. Auch als Mathilda ihre Frage noch fünfmal wiederholte und ihr Tonfall immer lauter und quengeliger und ihr Köpfchen unter dem hellblonden Haarschopf immer noch ein bisschen röter wurde.
    »LAIIIIIILIIIIIII!«, schrie sie.
    Laili schwieg.
    Vanilla dudelte.
    »Du. Sollst. Doch. Was. Sagen!«, brüllte Mathilda.
    Laili schwieg.
    Schließlich stampfte Mathilda wutentbrannt mit ihrem kleinen Fuß auf, rannte zum Puppenwagen, riss dem verdutzten Fräulein Müller die Decke weg, packte es und beförderte es mit einem beherzten Wurf ihrer kurzen Ärmchen ins Terrarium.
    Das alles war so schnell gegangen, dass Laili gar nicht hatte reagieren können. Nur schreien. Mit offenem Mund starrte sie ihre kleine Schwester an, während Vanilla hastig den Deckel auf den Glaskasten schlug. Ihre erste gute Tat.
    »Was ist denn hier für ein irres Geplärr?« Papa erschien im Türrahmen. Einer seiner weiteren Leitsätze zur Kindererziehung war:
Misch dich nicht ein, wenn die Fratzen sich streiten.
Deshalb war er nicht schon viel früher aufgetaucht.
    Laili und Vanilla wussten nicht, was sie sagen sollten. Sie schnappten nach Luft wie Fische auf dem Trockenen. Es war einer jener seltenen Momente der Stille in der nachtwehschen Wohnung.
    Deshalb hörten auch alle die Wohnungstür ins Schloss fallen. Es folgte das vertraute Bimmeln der Fußkettchen und gleich darauf stand Mama in der Tür. Es war eine richtige Familienversammlung – und das in Olafs verbotenem Zimmer!
    »Bin wieder da«, verkündete Ulrike überflüssigerweise.
    »Ach«, sagte Papa.

    »Genau«, sagte Mama.
    Die Mädchen schwiegen. »Alles in Ordnung mit euch?«, fragte Mama.
    Laili und Vanilla warfen sich einen kurzen Blick zu und nickten wie die Wackeldackel.
    »Wir . . . ich . . . ich wollte Vanilla nur Fräulein Müller zeigen«, stammelte Laili. »Oder Fräulein Müller Vanilla . . .Äh, also . . . Vanilla wollte gern die Schlange sehen.«
    Vanilla konnte gar nicht mehr aufhören zu nicken. »Ich . . .äh . . . habe ihr ein Lied vorgespielt.« Sie hielt die Flöte in ihrer Hand hoch.
    »Das ist ja mal eine tolle Idee«, meinte Ulrike. Den
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