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Vampire und andere Kleinigkeiten

Vampire und andere Kleinigkeiten

Titel: Vampire und andere Kleinigkeiten
Autoren: Charlaine Harris
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Modetipp.«
    »Oh, gerne doch.« Claudine klang, als freute sie sich, mir in Stilfragen behilflich sein zu können. Doch ihr sonst so strahlendes Lächeln schien von Traurigkeit getrübt.
    »Was soll ich denn über diese Menschen herausfinden?«, fragte ich.
    »Darüber reden wir, wenn wir dort sind«, erwiderte sie, und danach sagte sie gar nichts mehr, während wir Richtung Osten fuhren. Was höchst ungewöhnlich war, denn sonst plapperte Claudine unentwegt.
    Langsam beschlich mich das Gefühl, dass es vielleicht doch keine so gute Idee gewesen sein könnte, diesen Job anzunehmen.
    Claudine und ihr Bruder wohnten in einem großen Haus im Ranchstil außerhalb von Monroe, einer Stadt, die nicht nur einen Wal-Mart hatte, sondern ein ganzes Einkaufscenter. Sie klopfte in einem bestimmten Rhythmus an die Tür. Nach einer Minute wurde die Tür geöffnet. Ich staunte nicht schlecht. Claudine hatte mit keinem Wort erwähnt, dass ihr Bruder ihr Zwilling war.
    Wenn Claude die Sachen seiner Schwester angezogen hätte, wäre er als Claudine durchgegangen; es war geradezu unheimlich. Sein Haar war kürzer, aber nicht sehr viel; er hatte es im Nacken zusammengebunden, doch so, dass seine Ohren bedeckt waren. Seine Schultern waren breiter, aber ich konnte nicht die Spur eines Bartes entdecken, nicht mal so spät in der Nacht. Hatten männliche Elfen etwa keine Körperbehaarung? Claude sah aus wie ein Unterwäschemodel von Calvin Klein; ehrlich, wenn der da gewesen wäre, hätte er die Zwillinge umgehend einen Vertrag unterschreiben lassen, der sicher voller Sabber gewesen wäre.
    Claude trat einen Schritt zurück, um uns hereinzulassen. »Ist sie das?«, fragte er Claudine.
    Sie nickte. »Sookie, das ist mein Bruder Claude.«
    »Freut mich«, sagte ich und streckte die Hand aus. Etwas erstaunt griff er danach und schüttelte sie.
    Dann sah er seine Schwester an. »Sie ist ja ziemlich vertrauensselig.«
    »Menschen eben«, sagte Claudine achselzuckend.
    Claude führte mich durch ein sehr traditionell eingerichtetes Wohnzimmer und einen holzgetäfelten Flur entlang bis in einen weiteren Wohnraum. Dort saß ein Mann auf einem Stuhl - das allerdings nur, weil ihm gar nichts anderes übrig blieb. Er war daran gefesselt mit etwas, das aussah wie Nylonschnüre. Er war ein kleiner muskulöser Mann mit blondem Haar und braunen Augen, etwa so alt wie ich, sechsundzwanzig.
    »Hey«, rief ich, und es gefiel mir gar nicht, dass meine Stimme so piepsig klang, »warum ist dieser Mann gefesselt?«
    »Na, weil er sonst weglaufen würde«, meinte Claude etwas erstaunt.
    Ich schlug die Hände vors Gesicht. »Hört mal, ihr beiden«, sagte ich dann. »Es macht mir ja nichts aus, mir diesen Typen da anzugucken, falls er irgendwas verbrochen hat oder falls ihr ihn als Verdächtigen aus-schließen wollt im Zusammenhang mit irgendeinem Verbrechen an euch. Aber falls ihr nur herausfinden wollt, ob er euch wirklich liebt oder irgend so was Albernes... Warum haltet ihr ihn fest?«
    »Wir glauben, dass er unseren Drilling Claudette ermordet hat.«
    Fast hätte ich gefragt: »Ihr wart sogar zu dritt?«
    Doch mir fiel gerade noch rechtzeitig auf, dass das wohl kaum der wichtigste Teil von Claudes Antwort gewesen war.
    »Ihr glaubt, dass er eure Schwester ermordet hat?«
    Claudine und Claude nickten gleichzeitig. »Heute Abend«, fügte Claude hinzu.
    »Verstehe«, murmelte ich und beugte mich über den Blonden. »Ich nehme ihm mal den Knebel ab.«
    Die beiden Elfen sahen nicht sehr glücklich drein, aber ich zog ihm das Taschentuch trotzdem aus dem Mund. »Ich war's nicht«, platzte der junge Mann sofort heraus.

    »So weit, so gut erst mal. Wissen Sie, was ich bin?«
    »Nein. Aber Sie sind keine von denen, oder?«
    Ich hatte keine Ahnung, wofür er Claude und Claudine hielt oder welches kleine Geheimnis ihres übernatürlichen Daseins sie ihm verraten hatten. Ich strich mein Haar zur Seite, um ihm zu zeigen, dass meine Ohren rund waren und nicht spitz, doch damit war er noch nicht zufrieden.
    »Und auch kein Vampir?«, fragte er.
    Also zeigte ich ihm meine Zähne. Die Eckzähne schnellen zwar nur hervor, wenn Vampire durch Blut, Kampf oder Sex erregt sind, aber auch in eingefahrenem Zustand sind sie auffallend spitz. Meine Eckzähne sind ziemlich durchschnittlich.
    »Ich bin bloß ein ganz normaler Mensch«, sagte ich. »Na ja, so ganz stimmt das auch wieder nicht. Ich kann Ihre Gedanken lesen.«
    Er sah zu Tode erschrocken aus.
    »Wovor haben Sie Angst?
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