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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman
Autoren: Sharon Ashwood
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kann nichts anderes anbieten.«
    »Nicht so schnell!« Wind und Leder rauschten, als Caravelli in die Luft sprang und über Genevas Grab hinwegsegelte. Einen Moment lang schien er dort oben zu schweben wie ein Raubvogel in Motorradkluft.
    Mac stolperte rückwärts, denn sein Fluchtinstinkt siegte endgültig. Seine Beine benahmen sich seltsam schwerfällig, als versuchte er, auf gefüllten Wasserballons zu laufen. Caravellis Arme waren ausgestreckt, so dass Mondlicht auf die Schwertklinge und die Nieten an seinem Mantel und den Stiefeln fiel. Er tippte nur kurz auf die Erde, ehe er erneut abhob und über Macs Kopf flog. Mac drehte sich um. Der Vampir landete mit einem gedämpften Aufschlag auf der Erde, wo seine Stiefel sich in das weiche Gras gruben, als er sich zu Mac umwandte. Bei seiner Landung hatte er Laub aufgewirbelt, das zusammen mit dem Geruch taufeuchten Rasens aufstieg.
    Halb gebeugt, hob Caravelli das Schwert mit beiden Händen und richtete die Spitze auf Macs Brust. »Du musst bezahlen«, sagte er leise. »Ob es dir leidtut oder nicht, du hast das Gesetz gebrochen. Wir können nur so lange unter Menschen leben, wie wir ihnen nichts tun. Du aber hast sie ausgeschlürft wie billiges Bier. Vielleicht ist es nicht deine Schuld, doch Dämonen zerstören. Es liegt in ihrer Natur.«
    Caravelli sagte es in dem leiernden Tonfall, den Cops anschlugen, wenn sie einen Verhafteten über dessen Rechte aufklärten. Mac fragte sich, ob er genauso geklungen hatte, wenn er jemanden festnahm: ganz und gar gnadenlos kalt.
    »Nicht mehr! Ich kann mich überhaupt nicht mehr nähren«, erwiderte Mac vorsichtig und achtete darauf, seine Stimme nicht zu erheben. Nein, er würde nicht um sein Leben flehen. Niemals würde er Caravelli, den reißzahnigen Schnösel, anbetteln, aber er musste das hier klarstellen. »Ich esse jetzt Spaghetti, Bagels, Frosties, keine Seelen. Ich bin aus Fleisch und Blut. Keine magischen Tricks. Ich
muss
menschlich sein.«
    Die Lüge bildete einen Aschebelag auf Macs Zunge, und sie beide hörten es.
    »Aber du bist nicht menschlich, also was zur Hölle bist du?«, fragte der Vampir.
    Ich bin hungrig.
Er mochte die Fähigkeit verloren haben, sich zu nähren, aber der Wunsch war nicht fort. »Ich habe keinen Schimmer.«
    Die Worte hingen zwischen ihnen in der nebligen Dunkelheit, die an einen Alptraum gemahnte. »Der Zauber hat dich nicht vollständig verwandelt«, stellte Caravelli ungerührt fest. »Es ist noch nicht vorbei.«
    Prompt lief Mac ein Schauer über die Arme. Der Schmerz des Zaubers war surreal gewesen, fast jenseits seiner Wahrnehmung. »Ich stand am Rande des Zauberkraftfelds.«
    »Wie bedauerlich! Hätte es funktioniert, wäre ich eventuell bereit gewesen, dir zu vergeben.« Sein Bedauern schien echt.
    Macs Wut schnappte ein wie ein mürbes Gummiband. Hitze schoss ihm ins Gesicht. »Wen schert’s? Spar dir die Mühe! Ich bin längst in jeder Hinsicht tot, die mir etwas bedeutet. Alle, die ich mochte, haben eine Heidenangst vor mir. Ich habe meine Freunde, meine Familie und meinen Job verloren. Der Kern dessen, was ich war, ist verdreht, pervertiert. Alles, was du jetzt noch tun könntest, ist reine Energieverschwendung.«
    »Und trotzdem«, fuhr der Vampir fort, »bin ich hier, um dich zu töten.«
    Angst und Zorn verengten Mac die Sicht, bis er nichts mehr außer Caravellis brennenden braunen Augen sah. Er
hasste
ihn. Wieso zur Hölle bildete dieser Blutsauger sich ein, über ihn richten zu können? Mac stach einen Finger in die Luft. »Hock dich doch auf einen Pfahl, und lass mich in Frieden! Ich bin hierher zurückgekommen, um alles zu klären.«
    Caravelli schwang sein Schwert in einem absichtlich langsamen, bedrohlichen Übungshieb. Er spielte mit Mac, zögerte den Mord heraus, den er ohnehin begehen würde. »Was klären?«
    »Scheiße, Mann, ist das nicht offensichtlich?«
    Caravelli blickte ihn mit gelüpfter Braue an. »Was?«
    »Ich will mein altes Leben zurück! Ich zerstöre nichts und niemanden. Ich bin der Kerl mit der Dienstmarke, der Leute rettet. Der muss ich sein.« Mac holte tief Luft. »Ich will wieder ein Mensch sein.«
    Mac war fassungslos, als Caravelli loslachte. Er
lachte!
    Das war der Tropfen auf Macs Elend, der das Fass zum Überlaufen brachte. Schneller als ein menschliches Auge es hätte sehen können, schnellte seine Hand vor und packte den Vampirunterarm mit dem Schwert. Sogleich verstummte der Vampir. Caravelli versuchte nicht, sich Macs Dämonengriff zu
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