Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt
Autoren: Freda Warrington
Vom Netzwerk:
tuschelnd unterhalten.«
    »Ist es nicht komisch, dass wir die nie zu Gesicht bekommen?«, fragte sie, ein Geheimnis witternd.
    »Ich habe sie gesehen«, sagte Matthew hochmütig. »Ein paarmal sogar, wenn sie in ihren dicken Autos herumflitzten. Der Vater ist oft im Ausland.«
    »Woher weißt du das?«, wollte Lucas wissen.
    Achselzuckend meinte Matthew: »Ich weiß alles.«
    Rosie betrachtete forschend das Haus und erschauderte bei dem Gedanken, dass es leer stand und verhext war. »Sind sie wie wir? Altes Blut?«
    »Dad behauptet es.« Matthew schaute in den Himmel. »Es wird gleich zu schütten anfangen. Lasst uns zurückgehen.«
    Er sprang von seinem Felsen und kam mit einem plattfüßigen Plumps auf dem Boden auf. Rosie und Lucas hatten Mühe, mit seinen langen Schritten mitzuhalten. Sie griff nach der Hand ihres kleinen Bruders und zog ihn hinter sich her. »Matthew! Warte auf uns!«
    Plötzlich war er verschwunden und der Weg verlor sich. Es gab schmale Pfade, die sich im Farn gabelten, vor ihnen standen junge Birken, rechts erhoben sich weitere Felsen. Sie wurde unruhig. Welchen Weg hatte er eingeschlagen?
    Geht nicht auf die andere Flussseite , hörte sie ihren Vater sagen. Unsere Nachbarn leben ganz für sich und es könnte gefährlich werden .
    Zwei Schatten tauchten auf und kamen zwischen den Birken auf sie zu. Sie näherten sich wie in Zeitlupe. Rosie war wie gelähmt. Zwei spindeldürre Gestalten in dunklen Gewändern, mit wehenden braunen Haaren. Anfangs hielt sie sie für bedrohliche Geister oder Erdgeister aus den Schattenreichen, dann – sie wusste es nicht.
    Lucas klammerte sich an ihre Hand. Die Gestalten näherten sich selbstsicher, drohend. Zwei Jungs. Der eine war etwa so alt wie sie, aber der andere sah aus, als hätte er Matthews Alter, ein gelenkiger Teenager mit harten Zügen und hellen meergrünen Augen.
    »Wohin glaubt ihr wohl, dass euch dieser Weg führt?«, sagte der Ältere. Das Lächeln, das über sein Gesicht huschte, jagte ihr einen Schauder über den Rücken. Es war spöttisch und forschend.
    »Nirgendwohin. Nach Hause«, sagte Rosie.
    »Ihr befindet euch auf dem Land unseres Vaters, wisst ihr«, sagte der Jüngere in sehr bestimmtem Ton. Er hielt sich zurück und sah sie nicht so finster an wie der ältere Junge. Seine Augen waren braun, sein Gesicht weicher, eher distanziert als aggressiv.
    »Ja, das ist unbefugtes Betreten«, sagte der Grünäugige. »Wollt ihr wissen, was wir mit Leuten anstellen, die unbefugt das Anwesen der Wilders betreten?«
    Rosie schob Lucas in den Schutz ihres Rückens. »Nein«, sagte sie tapfer. »Wir wollen nichts Böses. Wir haben uns verirrt.«
    »Das war leichtsinnig von euch. Dafür müsst ihr zahlen.« Die kalten Augen glitzerten grausam und sie wusste, dass hier ein übles Spiel gespielt wurde, das nur in Schmerz und Demütigung enden konnte. Der Junge schob eine Fingerspitze unter ihren geliebten neuen Anhänger. Tränen der Wut quollen aus ihren Augenwinkeln, aber sie wagte weder zu atmen noch zu sprechen. »Der ist hübsch«, säuselte er.
    »HEY!« Der Schrei kam aus ein paar Metern Entfernung. Matthew tauchte auf der Bergflanke nahe der Felsen auf. Er kam wie ein wütender Widder auf sie zugerannt und seine Stimme war so barsch wie die eines Mannes. »Lasst bloß die Finger von den beiden!«
    Der größere Junge fing zu laufen an. Er stürmte an Rosie vorbei und packte dabei die Silberkette und riss so fest daran, dass sie ihr in den Hals einschnitt, bevor sie zerriss. Sie schrie vor Schmerz. Er war weg und rannte mit ihrem kostbaren Kristallherz in der Hand in Windeseile über den mit Heide bestanden Hang, nur sein spöttisches Lachen war noch zu hören.
    Durch ihren Tränenschleier sah Rosie ihren Bruder heraneilen und den jüngeren Knaben umstoßen, sodass er auf den Rücken fiel. »Du kleiner Mistkerl!«, schrie er, um dann dem Dieb hinterherzurufen: »Du! Dafür krieg ich dich noch!«
    Die Antwort kam als verhallendes Echo. »Du und wessen verdammte Armee?«
    Der jüngere Knabe rappelte sich hoch. Einen Moment lang trafen sich sein und Rosies Blick und zwischen ihnen beiden geschah etwas, das einen körperlichen Schock auslöste. Anerkennung, eine unausgesprochene Entschuldigung? Er hustete vor Schreck über die von Matthew ausgeübte Gewalt, sodass Rosie Mitleid mit ihm bekam. Er trat rasch den Rückzug an, sagte aber noch: »Meinen Bruder solltet ihr nicht verärgern. Der bringt euch um.«
    Matthew quittierte das mit einem lauten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher