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Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
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unterdessen immer wieder zu Kelric, dem zusehends unheimlicher zumute wurde, denn den seltsamen rätselvollen Blick konnte er nicht deuten, und er begann unruhig auf seinem Hosenboden hin und her zu rutschen.
    Aber auch die Mutter spürte wohl, wie sich die Situation allmählich bedrohlich änderte, ein unbestimmtes furchtsames Gefühl beschlich sie, denn sie begann zerfahren zu antworten, machte mehr sinnlose Gesten als verständliche Worte und schwieg schließlich ganz.
    Und als sie verstummte, herrschte plötzlich Stille in der Hütte. Der Vater blickte pfeiferauchend vor sich hin; die junge Frau kam mit dem schlafenden Kind auf dem Arm herunter, verharrte jedoch verwirrt auf der Treppe und starrte auf die erstaunt blickenden Kinder, die mit dem Spielen aufgehört hatten und mit großen Augen die Zauberer anglotzten.
    Jene hatten diese Stimmung schon erlebt; wenn ein Familienmitglied augenscheinlich in irgendeiner Weise durch etwas Fremdes bedroht wurde, spürten es die anderen sofort, gleich welchen Alters, und Stille breitete sich aus, in die der Führer der Magier sprechen und dem Fürchterlichen Ausdruck verleihen musste.
    »Frau«, sagte Lord Sargon langsam zu Kelrics Mutter, »wir werden Ihren Sohn mitnehmen.«
    Seine Rede klang völlig sachlich und nüchtern in die reglose Stille hinein, dennoch hatte sie die Wirkung eines erschütternden Donnerschlags in einer Sturmnacht. Der Vater legte seine Pfeife beiseite, die junge Frau sank mit einem Seufzer auf der Treppenstufe nieder.
    Kelrics Mutter regte sich nicht, sie wurde nur sehr blass, und ihre Augen weiteten sich. »Nein«, flüsterte sie.
    Lord Sargon wies auf den Jungen, der nach wie vor ruhig, beinahe gleichmütig auf der Ofenbank kauerte und die Szene wie ein unbeteiligter Zuschauer beobachtete. »Er hat Magie«, fuhr der alte Zauberer fort, »die wunderbare Gabe.«
    Die Mutter löste sich endlich aus ihrer Starre und lief zu ihrem Kind, mit der Haltung einer Bärin, die um ihr Junges kämpfen will. »Aber er – Kelric ist erst zehn!«, rief sie.
    »Er ist alt genug. Zehn Jahre ist das richtige Alter«, erwiderte Sargon.
    »Nein!«, schrie sie auf und warf verzweifelte und hilfeheischende Blicke zu ihrem Gatten. »Ich lasse ihn mir nicht wegnehmen! Er ist mein Kind, und er gehört mir!« Sie brach in Tränen aus, als Kelrics Vater langsam und traurig den Kopf schüttelte.
    »Es ist Gesetz«, sagte er leise. »Wir dürfen sie nicht daran hindern.«
    »Ich werde Ihnen zahlen, soviel Sie wollen«, sagte Sargon sanft.
    Hass blitzte jetzt in den schmerzerfüllten Augen der Frau auf. »Schweigt!«, schrie sie wild. »Ich verkaufe mein Kind nicht! Ihr –«
    »Verzeihen Sie mir!«, bat Sargon, sie unterbrechend. »Es war eine unbedachte Bemerkung. Trotzdem: Kelric muss nach Laïre. Er ist begabt, und Sie wissen selbst, dass es nur wenige Menschen gibt, die Magie in sich tragen.«
    »Warum sorgt Ihr nicht selbst dafür, dass es mehr werden?«, rief die Mutter anklagend und bitter. »Anstatt einer Mutter das Herz zu brechen und ihr das geliebte Kind wegzunehmen, solltet Ihr endlich für eigene Söhne sorgen!«
    »Weib!«, sagte ihr Mann scharf und angstvoll. »Du vergisst dich!«
    »Er ist mein Sohn!«, schrie sie außer sich. »Ich lasse ihn mir nicht stehlen! Warum vererben sie denn ihre Magie nicht selbst?«
    Niemand außer Kelric sah das Zucken eines Muskels in Melwins Gesicht, das er beständig beobachtet hatte, ganz kurz nur; und auf einmal fühIte er sich zu dem jungen Mann stark hingezogen, wenn er auch nicht wusste weshalb.
    »Frau«, sprach Sargon unterdessen mild und ruhig wie zu einem bockigen Kind. »Die Götter schenkten uns die Magie mit der Bedingung, niemals Kinder haben zu dürfen. Die Gefahr der Abkapselung ist einfach zu groß, wenn wir uns selbst vermehren – wir würden vielleicht größenwahnsinnig werden und eine hohe Rasse heranzüchten, die magieunbegabte Menschen wie Sie eines Tages unterdrückt und versklavt, anstatt ihnen zu dienen, wie es unsere Aufgabe und Bestimmung ist. Außerdem vermeiden wir Inzucht, da die magiebegabten Kinder aus allen Teilen der Welt stammen. Solange wir dem Heiligen Zölibat in Treue verpflichtet bleiben, solange wird es Kinder mit Magie geben. Sie sollten stolz auf Ihren Sohn sein, anstatt um ihn zu klagen. Er erhält eine Bildung wie kein normaler Mensch, sein ganzes Wissen und seine Macht werden der Welt Lerranee einmal von großem Nutzen sein. Er wird einst als Zauberer in den Annalen stehen und
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