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Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Titel: Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)
Autoren: Eileen Dreyer
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mit einem Mal kam es ihr so vor, als stünden sämtliche Anwesende im Weg. Viele der Offiziere liefen verunsichert durch die Menge. Junge Mädchen rangen die Hände und sprachen mit schriller, besorgter Stimme. Wellington selbst unterhielt sich mit dem Duke of Richmond, und beide wirkten beunruhigt. Es hatte also begonnen. Die große Schlacht, die sie seit Wochen erwarteten, hatte angefangen. Olivia fühlte sich schlecht, denn sie war insgeheim erleichtert: nun wäre sie wieder unsichtbar.
    »Also gut«, sagte die Duchess und erhob sich. »Es scheint, als wäre die Zeit der Oberflächlichkeiten vorbei. Noblesse oblige. Ehe wir gehen, Grace, sollten Sie meine neue Freundin kennenlernen.«
    Olivia stand auf und war überrascht, als sie bemerkte, dass die Duchess ihr nur bis zur Schulter reichte. Und Olivia war nur durchschnittlich groß.
    »Es tut mir leid, dass wir keine Zeit hatten, um noch mehr Beobachtungen miteinander zu teilen«, sagte die zierliche Schönheit mit einem schelmischen Lächeln. »Ich denke, wir hätten diesen Haufen ganz schön durcheinanderwirbeln können.«
    Olivia machte einen Knicks. »Es war mir ein Vergnügen, Durchlaucht.«
    Die Duchess hob belustigt eine Augenbraue. »Mir auch, mir auch. Obwohl Sie morgen früh dafür berüchtigt sein werden, mit mir geredet zu haben. ›Ach, du meine Güte‹, werden sie empört flüstern. ›Haben Sie von der netten Gesellschaftsdame gehört, dieser Miss …‹« Die kleine Duchess wirkte mit einem Mal sehr verdutzt. »Großer Gott, ich kann Sie ja überhaupt nicht vorstellen.«
    Olivia erstarrte. Hatte sie sie doch noch erkannt?
    »Ich kenne Ihren Namen nicht«, fuhr die Duchess lachend fort. »Ich sollte anfangen. Es ist traurig, aber wahr: Ich bin Dolores Catherine Anne Hilliard Seaton, verwitwete Duchess of Murther.« Vornehm wedelte sie mit der Hand. »Sie dürfen mit dem gebotenen Ernst reagieren.«
    Während sie einen sehr tiefen Knicks machte, fragte Olivia sich, wie jemand so jung Witwe sein konnte. »Mrs Olivia Grace, Euer Durchlaucht.«
    »Grundgütiger, ich bin laut meinem englischen Titel eine Grace, Sie heißen Grace, und Grace heißt ebenfalls so.« Sie tätschelte den Arm der großen jungen Frau. »Stellen Sie sich, um die Ironie der ganzen Situation komplett zu machen, auch noch vor, meine Liebe.«
    Mit einem Lächeln, bei dem ihr längliches Gesicht viel weicher wirkte, deutete die rothaarige junge Frau eine Verbeugung an. »Miss Grace Fairchild, Ma’am.«
    »Grace ist die Tochter des hochdekorierten Generals der Gardisten dort hinten. Der Mann mit dem prächtigen weißen Schnurrbart«, erklärte die Duchess. »General Sir Hillary Fairchild. Grace ist eine der unzähmbaren Frauen, die ihr Leben beim Militär verbringen. Sie weiß mehr darüber, Nahrung aufzutreiben oder aus einem alten Kuhstall eine Truppenunterkunft zu machen, als ich über die Themen aus Debrett’s. «
    Olivia machte ebenfalls einen Knicks. Sie mochte diese unkomplizierte junge Frau, die die freundlichsten grauen Augen hatte, die sie je gesehen hatte. »Es ist mir ein Vergnügen, Miss Fairchild.«
    »Bitte«, entgegnete die Frau, »nennen Sie mich Grace.«
    »Und ich bin Kate«, sagte die Duchess. »Lady Kate, wenn die Vertrautheit für Sie nicht akzeptabel ist. Nennen Sie mich nur nicht Duchess oder Mylady oder Durchlaucht« – sie warf Grace Fairchild einen bedeutungsvollen Blick zu – »das macht es einfacher. Und unter Freunden sollte das erlaubt sein. Und wir sind doch Freundinnen, oder?«
    Olivia hütete sich davor, ihr zuzustimmen. »Es wäre mir eine große Freude«, erwiderte sie. »Bitte, nennen Sie mich Olivia.«
    »Sehen wir Sie heute Abend bei Madame de Rebaucour, Olivia?«, fragte Grace Fairchild. »Sie organisiert die Frauen der Stadt, damit sie sich auf die Versorgung der Verletzten vorbereiten können.«
    »Da soll noch mal einer sagen, dass ich nur vollkommen nutzlose Fähigkeiten besitze«, trumpfte Lady Kate auf. »Ich bin inzwischen regelrecht erpicht darauf, Mullbinden zu wickeln.«
    »Wenn meine Arbeitgeberin mir freigibt, können Sie sicher sein, dass ich dort bin«, sagte Olivia und sah sich in der Menge nach der Dame um.
    Lady Kate warf ihr ein böses Lächeln zu. »Oh, ich kann Ihnen versichern, dass sie Ihnen freigeben wird. Sagen Sie ihr einfach, dass Sie eine Duchess begleiten.« Sie warf sich den leichten Schal um die Schultern und machte sich zum Gehen bereit. »Wir sollten alle helfen – Heldinnen, die wir sind.«
    »Und dabei
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