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Unternehmen Hongkong

Unternehmen Hongkong

Titel: Unternehmen Hongkong
Autoren: Carter Brown
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wie der richtige
Auftrag für mich«, stellte ich fest. »Wann müßte ich fahren ?«
    Wong überlegte einen Moment.
    »Sofort«, erwiderte er dann.
»Mein Freund wartet mit Ungeduld auf das Geld. Meiner Ansicht nach wäre morgen
früh der richtige Zeitpunkt, um Sie miteinander bekannt zu machen. Er möchte
die Transaktion möglichst rasch abwickeln .«
    »So bald schon?« Ich hob die
Brauen. »Morgen ist mir ein bißchen zu plötzlich. Ich muß es mir überlegen. Ich
brauche etwas mehr Zeit, Wong .«
    »Aber selbstverständlich.« Ein
Lächeln lag auf dem dicken Gesicht. »Denken Sie heute nacht darüber nach, Andy, und teilen Sie mir morgen früh Ihre Entscheidung mit.
Vergessen Sie nicht, das ist für Sie leicht verdientes Geld, und ein Urlaub um
diese Jahreszeit — diese Wirbelstürme sind entsetzlich — wäre doch
ausgezeichnet .« Er stand auf. »Ich erwarte also Ihre
Antwort morgen vormittag .«
    Ich starrte auf seinen breiten
Rücken und überlegte, wieviel er wohl für den
gutgeschnittenen, seidenen Anzug bezahlt haben mochte. Dann trank ich mein Glas
leer und beschloß, mich auf den Heimweg zu machen. Auf halber Höhe der
gewundenen Straße, die zur Spitze des Victoria Peak
hinaufführte, fuhr ich den Wagen in die Garage. Im Parterre des
Zweifamilienhauses lag meine Wohnung. Das obere Stockwerk wurde von einem
englischen Beamten und seiner Frau bewohnt, die vor kurzem einen sechsmonatigen
Urlaub in England angetreten hatten und wahrscheinlich beide mit einem
Bronchialkatarrh zurückkehren würden. Meine Sehnsucht nach ihnen hielt sich in
Grenzen.
    Als ich das Haus betrat,
knipste ich die Wohnzimmerlampe an, und da erblickte ich Sankt Nikolaus, der
sich offenbar sechs Monate verfrüht hatte.
    Er saß bequem zurückgelehnt in
meinem besten Sessel, die Hände im Schoß gefaltet. Über dem langen, kreideweißen
Gesicht schimmerte eine Glatze. Er wirkte ungesund, beinahe leichenhaft, und
die dünne, brüchige Stimme vermochte diesen Eindruck nicht zu vertreiben.
    »Ich muß mich entschuldigen,
daß ich einfach so bei Ihnen eingebrochen bin, Mr. Kane«, sagte er höflich.
»Ich habe es nur getan, weil mein Anliegen dringend und höchst vertraulicher
Natur ist .«
    »Keine Ursache«, erwiderte ich.
»Kann ich Ihnen etwas zu trinken machen ?«
    »Gern«, meinte er. »Scotch? Sie
werden Ihrem Ruf gerecht, Mr. Kane. Man sagt, daß nichts Sie aus der Fassung
bringt, nicht einmal eine Leiche .«
    »Oh, alles Weibliche bringt
mich unweigerlich aus der Fassung«, entgegnete ich. »Das Leben ist voller
Interpunktionszeichen — haben Sie sich das mal überlegt? Eine schöne Frau ist
immer ein Fragezeichen, aber eine Leiche ist nichts als ein Ausrufezeichen .«
    Mit einer ungeduldigen
Handbewegung tat er meine philosophischen Betrachtungen ab.
    »Ich bin geschäftlich hier, Mr.
Kane, und ich weiß, daß auch Sie Geschäftsmann sind. Ich möchte mich mit Ihnen
über einen verlorenen Schatz unterhalten. Im Wert von einer Million Dollar, um
es genau zu sagen.«
    »Und wo ist der Schatz
verlorengegangen ?«
    »In einer Bucht«, erklärte er.
»Die Sache hat nur einen Haken. Die Bucht gehört zu Rot-China .«
    Allmählich schien die Sache
interessant zu werden. Ich setzte mich in einen Sessel und zündete mir eine
Zigarette an.
    »Erzählen Sie«, forderte ich
ihn auf.
    »Dieser Schatz liegt seit
langer Zeit auf dem Grund der Bucht, sehr lange schon. Ich weiß genau, wo er
sich befindet, doch um ihn zu heben, muß ich erst in die Bucht und in der Lage
sein, meinen Weg zurückzufinden .«
    »Das dürfte schwierig sein«,
meinte ich.
    Er lächelte. »Ich glaube, der
einzige Mensch, der mir da helfen kann, der mich hin- und wieder zurückbringen
kann, sind Sie, Mr. Kane .«
    »Warum ich?«
    »Wenn ich recht unterrichtet
bin, sind Sie der geeignete Mann für das Unternehmen. Ich beziehe mich auf den
Ruf, den Sie hier genießen. Ich will Sie nicht mit geheimnisvollen Andeutungen
hinhalten. Der Schatz liegt in der Kwan-Po-Bucht .«
    Ich zog ein Gesicht. »Es wäre
einfacher, wenn er in Lenins Grab vergraben wäre .«
    »Ich sehe ein, daß die Sache
schwierig ist«, sagte er. »Aber ich glaube, die Ausführung des Unternehmens
liegt im Bereich des Möglichen, und Sie sind der Mann, der es zu einem
erfolgreichen Ende führen könnte, Mr. Kane. Der Einsatz lohnt sich .«
    »Würde es Ihnen etwas
ausmachen, mir Zahlen zu nennen ?« erkundigte ich mich.
»Dann werde ich Ihnen sagen, ob mir der Einsatz lohnend genug erscheint
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