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Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Titel: Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
Autoren: Angelika Röbel
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sich Peter. Ganz außer Atem vom schnellen Laufen sagte er: „Mein Gott, ich hätte nicht erwartet, dass es so schnell gehen kann“, dabei rieb er sich sichtlich erleichtert die Hände. „Ihr müsst euch sogar beeilen, denn am 14. März legt ein Frachtschiff von Bremerhaven ab, mit dem Ziel Australien-Brisbane . Ihr habt nur zwei Wochen Zeit, um pünktlich dort zu sein.“
    „Fein, wir haben bereits alles, was mitzunehmen ist, in zwei Kisten gepackt und sind eigentlich fertig“, erwiderte Franziska stolz.
    „Aber ein Problem gibt es noch“, sagte Peter zögernd.
    „Ich verstehe dich nicht. Erst redest du von Beeilung und nun sieht es aus, als weißt du nicht, wie es weitergehen soll.“
    „Genau so ist es, Martin. Es ist mir tatsächlich nicht klar, wie ihr so schnell nach Bremerhaven kommen könnt. Ich dachte, es sei das Beste, wenn ihr per Anhalter fahrt, weil diese Art des Reisens am billigsten ist.“
    „Aber wir haben doch das Geld!“
    „Ja, Franziska, das habt ihr, davon soll die Überfahrt bezahlt werden. Außerdem habt ihr eine eigene Kabine, sofern ihr das Schiff pünktlich erreicht. Ich erfuhr, dass es auch noch preiswertere Überfahrten gibt, aber da fahren die Menschen zu Hunderten mit. Es ist demnach ein gewisser Luxus in diesem Preis mit eingeschlossen. Dazu kommt noch, dass man mir nicht sagen konnte, wann eine solche preiswertere Überfahrt möglich wäre. Und diese Zeit habt ihr nicht!“
    „Gut fahren wir also mit etwas Luxus.“
    Peter erzählte weiter: „Das Geld, was nach der Bezahlung der Überfahrt übrig wäre, ist zu wenig, um in Australien einen Neuanfang zu starrten.“
    „Soll ich es so verstehen, dass wir nun hier bleiben sollen, aber ...“
    „Nein“, fiel Peter ihm ins Wort, „ich möchte euch einen Vorschlag machen, aber bitte, bevor ihr mir widersprecht, lasst mich zu Ende reden.“ Er machte eine kleine Pause, um seinen Worten Bedeutung zu geben. „Also, das Geld, was euch übrig bleibt, könnt ihr nicht als, na sagen wir mal – Reisegepäck – mitnehmen. Es ist viel zu gefährlich und wie schon gesagt, ebenso zu wenig.“ Er sah in fragende Gesichter. „Ich habe mir folgendes gedacht. – Zu den 10.000,00 Reichsmark lege ich von meinen Ersparnissen noch 10.000,00 dazu. Ich überweise meins und das übrige von euch telegraphisch auf eine Bank nach Brisbane. Dort lasse ich ein Konto auf euren Namen einrichten. Wenn ihr dann an eurem Ziel seid, könnt ihr über das Geld verfügen und euch eine Existenz aufbauen. Ihr könnt es mir zurückzahlen, wenn ihr auf der anderen Seite der Welt Fuß gefasst habt. Lasst euch Zeit damit, es eilt nicht, ich vertraue euch. Außerdem glaube ich, dass mein Geld auf diese Weise sicher außer Landes kommt. Keiner weiß so genau, wie das hier noch endet. Es werden immer öfters Stimmen gegen die Juden laut. Da ich Jude bin, tut ihr mir damit eigentlich einen großen Gefallen, wenn ihr mein Angebot annehmt.“
    „Womit haben wir nur soviel Glück und Güte verdient?“, war Martins Antwort auf diesen Vorschlag.
    „Was heißt hier Glück“, erinnerte Peter, „reichen dir nicht drei Beerdigungen?“
    Franziska weinte.
    „Um eure Gräber wird sich der Pfarrer kümmern. Ich helfe ihm dabei. Es kann sein, dass ich mich später auch irgendwie absetzen muss. Ich habe mir für die nächste Zeit eine Vertretung besorgt. Dadurch bin ich in der glücklichen Lage, euch bis nach Bremerhaven zu begleiten. Ich werde erst zurückfahren, wenn ihr auf dem Schiff seid und es abgelegt hat.“
    Sie diskutierten noch lange an diesem Tag, und als sie abends am warmen Ofen saßen, fragte Franziska: „Wo hat er nur das viele Geld her? Ich meine, er ist nur vier Jahre älter als du. So viele Gelegenheiten zum Geldverdienen gibt es hier nicht!“
    „Er erzählte mir, dass er eine Erbschaft gemacht hatte. Es war eine sehr alte Patientin. Sie hatte keine Angehörigen, lebte völlig allein und zurückgezogen. Damit er sich besser um sie kümmern konnte, zog er mit in ihr Haus und pflegte sie so gut er konnte. Als Dank dafür vererbte sie ihm das Haus und eine größere Menge Geld. Aber wie hoch der Betrag war, den sie ihm hinterlassen hatte, erwähnte er mir gegenüber nie. Ich bin stolz darauf, so einen edelmütigen Freund zu haben. Obwohl er sagt, dass wir ihm mit der Annahme des Geldes einen Gefallen tun, vermute ich, dieser Gedanke steht bei ihm erst an zweiter Stelle. Vielleicht sagte er es nur, weil er befürchtete, dass wir sein Angebot ausschlagen
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