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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes
Autoren: Robert Brack
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Bladet übersetzt hatte. Svarta hatte sich geweigert, sich mit dem Ereignis zu befassen, sie wollte schlafen.
    Eriksen schob energisch den Teller beiseite. »Du wirst nach Berlin gehen, Genossin. Ich hoffe, dich hält hier nichts? Wenn du nur halbherzig dabei bist, sag es lieber gleich.«
    Berlin? Das war wie ein Peitschenhieb.
    »Was sollte mich hier halten?« Vielleicht gibt es jetzt ein Loch an der Stelle, wo mein Herz war. Aber ich kann ja zurückkommen und es wieder ausfüllen. Oder ich finde in Berlin etwas, womit ich es ausstopfen kann. Mit ein bisschen Fingerfertigkeit, Nadel und Zwirn kriegen wir das wieder hin , sagte Mutter immer. Vernähte Herzen gibt es so viele auf der Welt.
    Eriksen schlug mit der Hand auf die Zeitungen. »Sie haben einen Holländer festgenommen. Die Nazis behaupten, er hätte in unserem Auftrag gehandelt. Er und andere Genossen. Torgler wurde beschuldigt und ist zur Polizei gegangen … weiß der Teufel, warum er das gemacht hat.«
    »Torgler? Der Abgeordnete?«
    »Hast du die Zeitungen nicht gelesen?«, fragte Eriksen ungeduldig.
    »Nur überflogen. Ich hatte noch keine Zeit.«
    »Zum Donnerwetter! Du gehörst zum Kurierdienst. Das Erste, was du machst, wenn du aufgestanden bist – die Zeitungen lesen!«
    »Ich bin gerade erst aufgestanden.«
    »Du hast die Nacht woanders verbracht.« Eriksen schnaubte missbilligend.
    »Ich hab mich gleich auf den Weg gemacht.«
    »Weißt du, wie oft ich in deiner Pension anrufen musste?« Eriksen hob drohend die Hand.
    »Ich weiß, wie ich nach Berlin komme, ich brauche keinen Zeigefinger …«, entgegnete Klara müde.
    »Nichts weißt du!«
    Warum ist er nur so aufgebracht? Ich mag nicht befehligt werden, schon gar nicht in diesem Ton, das ist ja lächerlich.
    »Mit dem Nachtzug über Hamburg geht es sehr schnell.« Das klang wie von einer braven Schülerin aufgesagt, ärgerte sie sich.
    »Nein, falsch! Da haben sie tausend Möglichkeiten, dich abzufangen. Wir werden ein Schiff für dich finden.«
    »Auch gut.«
    Er liebte es zu kommandieren, und es gefiel ihm nicht, dass bloßer Gehorsam für sie nicht in Frage kam. Es war an seinem Gesicht abzulesen. Die Augen gekniffen, die Lippen gepresst, die Zähne verbissen. Als müsste er sich durch einen Schneesturm kämpfen. Dabei war es nur der Rauch ihrer Zigarette, der ihm entgegenschlug.
    »Die Nazis wollen uns die Schuld zuschieben … noch in der Nacht haben sie losgeschlagen. SA und Polizei haben Hunderte Genossen verhaftet. Hitler geifert gegen uns, Goebbels brüllt Lügen in die Welt, und Göring hetzt die Bluthunde.«
    Klara fühlte sich ausgelaugt und stellte enttäuscht fest, dass es ihr scheinbar egal war, von hier fortzugehen. Sogar willkommen. Die sogenannte Heimat hatte auf einmal eine ungeahnte Anziehungskraft. Sie kramte in ihren Taschen nach der Manoli-Schachtel.
    Als sie das halb abgebrannte Streichholz ausschüttelte undden vom verkohlten Rest aufsteigenden Rauch anschaute, dachte sie: Vielleicht ist man ja so ein Streichholz, nur einmal zum Brennen geeignet und danach … man kann es mit einer Flamme noch einmal kurz zum Glühen bringen, vielleicht sogar mehrere Male, aber das Feuer wird nicht so stark sein, dass es dich verbrennt, nicht mal eine Brandblase, nur ein bisschen Ruß an der Fingerspitze ist alles, was von der Leidenschaft zurückbleibt.
    »Freut mich, dass eine Zigarette dich so aufheitern kann«, sagte Eriksen abfällig. »Was die Brandstiftung betrifft …«
    »Sie werden es selbst gewesen sein«, warf Klara ein und blies ihm den Rauch ins Gesicht.
    »Natürlich sind sie es selbst gewesen, aber wer laut genug geifert, übertönt die Wahrheit. Und deshalb müssen wir dagegenhalten. Und da kommst du ins Spiel, dieser Holländer …«
    »Welcher Holländer?«
    Eriksen stockte, sein Gesicht verdüsterte sich erneut.
    »Ich sagte doch gerade, sie haben einen Holländer verhaftet! Van der Lubbe heißt er … Wir kennen ihn nicht, aber er soll einen Parteiausweis gehabt haben, Propagandamaterial …« »Ein Provokateur«, warf Klara ein.
    »Vielleicht nur ein Schwachsinniger … es heißt, er sei schon tagelang brandschatzend durch Berlin gezogen, aber SA und Polizei ließen ihn gewähren. Na, klingelt’s da bei dir nicht?«
    »Wenn es so offensichtlich ist, was schert es uns dann?«
    »Es sei das Fanal zum kommunistischen Aufstand gewesen, brüllen die Faschisten. Sie behaupten, sie hätten Pläne gefunden. Sie haben Lager eingerichtet, sie karren unsere Genossen mit
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