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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes
Autoren: Robert Brack
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ständig verwischte, wenn sie es zu fixieren versuchte. Als ihm der Hut vom Kopf rutschte, war sie überzeugt, dass sie sich geirrt hatte. Der Mann hatte dichtes braunes Haar, das ihr völlig unbekannt war. » Ich möchte dich darauf aufmerksam machen, dass ich nur noch bis Mitternacht leben werde «, stöhnte Klara ihrer neuen Freundin ins Ohr.
    »Oh, da hast du aber Glück«, entgegnete Svarta, und Klara spürte die kühle Haut an ihrer heißen Wange. »Mitternacht ist schon vorbei.«
    Die letzte Vorstellung war längst beendet. Die Lampen wurden heruntergedreht, man konnte kaum noch etwas erkennen. Der Mann mit den Blondinen war verschwunden.
    Die Japaner drängten zum Aufbruch. Klara fühlte sich so träge wie lange nicht. Was wollen diese Matrosen denn, warum sind sie so ungemütlich? Tatsächlich schoben die drei Asiaten sie jetzt zum Ausgang, es blieb kaum genug Zeit, den Mantel richtig zuzuknöpfen, was ohnehin nicht einfach war mit den klammen Fingern, oder bin ich etwa betrunken? Die Matrosen schubsten ihre Eroberungen durch die Tür und packten sie fürsorglich an den Armen. Draußen lag Neuschnee, darunter war es glatt.
    Als sie vor einer Bruchbude ankamen, über dessen Eingang ein schiefes Schild mit der Aufschrift Hotel hing, sagte Svarta: »Da gehe ich nicht rein« und wiederholte den Satz in verschiedenen Sprachen.
    Der Mann, der Klara gestützt hatte, schob sie gegen die Hauswand. Sie blieb apathisch stehen. Sie bemerkte, dass die beiden anderen Matrosen wie Polizisten neben Svarta standen und sie festhielten. Svarta warf ihr einen ängstlichen Blick zu: »Klara, komm! Wir gehen.« Sie versuchte sich loszureißen, was nicht gelang.
    » Ich schlafe jetzt … wecken Sie mich nicht … lassen Sie mich sterben «, lallte Klara. Sie spürte, wie der Japaner an ihr zerrte. Die Tür zum Hotel stand jetzt offen, eine schmale steile Treppe war im Schein einer matten Funzel zu erkennen. Klara bewegte sich nicht. Der Japaner schlug auf sie ein. Svarta schrie auf, glitt aus und fiel in den Schnee.
    Benommen merkte Klara, dass sie geohrfeigt wurde. Der Japaner umarmte sie grob und wollte sie ins Haus tragen. Es gelang ihm, sie hochzuheben, und Klara sah, wie die beiden anderen Matrosen Svarta mit den Fäusten bearbeiteten, während sie versuchte, von ihnen fortzukriechen.
    »Hört auf damit«, sagte sie mit tonloser Stimme.
    Der Japaner schleuderte sie durch die Tür, und sie prallte gegendie steile Treppe. Mit einem triumphierenden Schrei warf er sich auf sie und riss an ihren Kleidern.
    Über seine Schulter hinweg beobachtete Klara verwundert, wie die beiden Matrosen durch die Luft flogen. Erstaunlich, wie stark Svarta war. Schmerzensschreie waren zu hören und dann liefen die Kerle davon.
    Ihre Bluse war schon zerrissen, als endlich Svartas Schatten in der Tür auftauchte, den Japaner wie ein Stück Vieh packte, hochhob und auf die Straße warf. Dort stand eine zweite Svarta und trat ihm wütend ins Gesicht.
    Der Japaner wälzte sich im Schnee, sprang auf und rannte davon.
    »Alles in Ordnung, Klara?«, fragte eine Stimme, die ihr entfernt bekannt vorkam. Der Mann, den sie vorhin im »Malstrøm« gesehen hatte, zog sie auf die Beine.
    » Keine Schmerzen … ich sterbe .«
    »Klara Schindler, du stirbst nicht, du bist bloß stockbesoffen. Soll ich dich tragen, oder geht’s auch so?«
    »Wer ist das?«, fragte Svarta misstrauisch. »Auch ein Soldat?« »Das mit Sicherheit nicht.«
    »Polizei?«
    »Das Gegenteil ist der Fall, verehrte Dame.«
    »Ludwig Rinke«, stieß Klara mühsam hervor, »wieso trägst du neuerdings ein Toupet?«
    Rinke strich sich mit der Hand über den Haarschopf: »Die Engel fanden’s hübsch, aber das ist jetzt wohl hinfällig.«
    »Wo hast du denn deine Leibgardistinnen gelassen?«
    »Sind weggelaufen, als sie erfahren haben, dass sie gerade meinen letzten Heller verprasst haben.«
    »Oh, das tut mir leid.«
    »Künstlerpech. Jetzt hocken sie im ›Grand Hotel‹, und wenn die Rechnung kommt, müssen sie ihre Mäntel verscherbeln.«
    »Wenn er ein Künstler ist«, sagte Svarta, die dem Gespräch nicht ganz folgen konnte, »darf er mitkommen.«
    »Künstler ist er auf gewisse Weise. Jedenfalls kann er sehr einfühlsam sein, wenn es darum geht, Geldschränke zu öffnen.«
    »Ich mag einfühlsame Männer«, sagte Svarta, »aber ich habe nur ein Bett.« Sie lehnte sich gegen Klara. Beide zitterten. Es war furchtbar kalt.
    Ludwig Rinke hob seinen Hut vom Boden, klopfte den Schnee ab und
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