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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
Autoren: S.M. Nightingale
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Ihre Augen flackerten rot.
         Der Schuss war mehrere Straßen weit zu hören. Die Menschen in ihrer Nähe schrien auf und stoben in Panik davon. Joe jedoch rührte sich nicht, sondern grinste nur gehässig.
         „Du hast eins vergessen“, sagte er. „Ich bin ebenfalls schon tot.“
         Kyra ließ die Waffe fallen und holte kräftig aus. Die Fingernägel ihrer rechten Hand schnitten ihm tief ins Gesicht. Sein Blut spritzte auf den Boden, über seine Kleidung und auch in ihr eigenes Antlitz. Überrascht ließ er von ihr ab und knurrte. Sie leckte sich über die Lippen und schmeckte sein Blut. So schnell, wie die Wunden entstanden waren, verheilten sie auch wieder. Joes Kleidung und Gesicht blieben jedoch blutbespritzt.
         „Das war nicht schlecht“, stellte er mäßig interessiert fest und wischte sich über das Kinn. „Aber unbeherrscht.“
         Von Kyras Fingern tropfte das Blut. Sie leckte es ab und ihre Augen leuchteten dabei rot auf wie eine Flamme.
         „ Du  hast angefangen.“, sagte sie.
         Joe versuchte sich zu beruhigen.
         „Du wirst Schwierigkeiten bekommen, wenn du so weitermachst“, sagte er. „Glaubst du etwa, Vampire können tun und lassen, was sie wollen? Wir sind keine Götter. Auch wir haben Gesetze. Und wir haben unter uns diejenigen, die diese Gesetze vertreten. Sie werden dich hinrichten wenn du nicht gehorchst.“
         „Sollen sie es doch versuchen.“
         Das klang nicht halb so selbstsicher, wie sie es gewünscht hatte. Joe und Kyra umkreisten sich wie wildes Getier und starrten sich dabei in die Augen.
         „Das ist kein Spiel“, sagte er in warnendem Ton. „Du wirst dich unseren Gesetzen unterordnen … oder du wirst sterben.“
         Joe konnte nicht glauben, zu welchen Maßnahmen er sich herablassen musste, um das Mädchen umzustimmen.
         „Hör zu“, sagte er, „ich schlage dir einen Kompromiss vor. Du wirst aufhören, Menschen zu töten. Und ich werde dir helfen, dich in unsere Welt zu integrieren. Du bist nicht der einzige Vampir in dieser Stadt. Es gibt hunderte. Du solltest unter ihnen Anschluss finden.“
         Dieses Angebot reizte Kyra. Nach all den Monaten des Suchens und der Verzweiflung standen die Antworten, die sie haben wollte, direkt vor ihr. Es gab nur eines, wonach ihr noch mehr verlangte.
         „Ich will Marius“, sagte sie entschieden. „Ich  muss  wissen, wo und wer er ist.“
         Joe grinste.
         „Dann sollst du ihn bekommen. Wir werden ihn für dich finden. Ich denke, nach dem was er getan hat, hat der Hohe Rat ohnehin ein Hühnchen mit ihm zu rupfen.“
         Er drehte Kyra den Rücken zu und ging zum Rand des Daches. Als er sich darüber beugte, sah es aus, als wolle er die Höhe einschätzen.
         „Noch etwas“, sagte er, „ich denke, du solltest dich mit jemandem aus meinem Freundeskreis treffen. Er kann dir sehr viel beibringen.“
         „Er ist hoffentlich kein Vollidiot“, meinte Kyra.
         „Nein. Er ist Bulle.“
         Joe sah hinauf in den Himmel, an dem schwere Wolken dahinzogen und die Sterne verdeckten.
         „Was für eine beschissene Stadt“, murmelte er.
         Als er gerade gehen wollte, hielt Kyra ihn auf.
         „Warte, wie soll ich diesen Kerl denn finden?“
         „Keine Sorge“, meinte Joe und nun hatte er wieder dieses spitzbübische, jugendliche Grinsen im Gesicht. „Er findet dich.“
         Damit sprang er vom Dach und war im nächsten Moment auch schon verschwunden. 
     
     
    Nur eine Theorie  
     
         „Lilie, hm? Was genau soll das sein?“
         Michael saß in einem der  Sessel, die im schummrigen Licht des  Kronleuchters silbrig schimmerten. Lässig schwenkte er ein bis zur Hälfte gefülltes Weinglas und betrachtete dabei die vielschichtigen Farbverläufe des Blutes. Abschätzend legte er den Kopf von einer Seite auf die andere. Sein dunkelbraunes, leicht gelocktes Haar fiel ihm geschmeidig in den Nacken und umrahmte ein markantes, ausdrucksstarkes Gesicht. Die weißen Augen blickten starr auf das Glas, auf seiner Zunge schmolz gerade der letzte Schluck Blut dahin. Er seufzte leise und schenkte Joe nur wenig Aufmerksamkeit.
         „Ich hatte gehofft, niemals eine treffen zu müssen“, antwortete ihm dieser. „Es ist nicht klug, eine zu erschaffen. Sie sind nicht zu kontrollieren und sowohl für Menschen
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