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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
Autoren: S.M. Nightingale
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lief den Häuserblock entlang und bog in eine schmale Straße ein. Mit einem Satz sprang er auf das Dach des Gebäudes neben ihm. Von hier aus konnte er verfolgen wohin sie ging. Er war euphorisch und zitterte. Warum war sie ihm nie aufgefallen? Und warum verspürte er ein nagendes Erschauern, als er ihr folgte?
          Sie ist nicht normal. Sie bedeutet Gefahr .
         In seinen über 400 Jahren als Vampir hatte er schon die merkwürdigsten Artgenossen getroffen. Er hatte Kontakte zu aristokratischen Blutsaugern und dem gemeinen Fußvolk und alle waren sie auf ihre Art gleich. Sie tranken Blut und waren darauf bedacht, ihre Identität geheim zu halten, zum Schutz ihrer eigenen Art. Noch nie hatte er einen Vampir getroffen, der sich selbst so offensichtlich zur Schau stellte. Was dieses Mädchen tat war beispiellos und gefährlich und sollte so schnell wie möglich unterbunden werden. Andernfalls wären die Auswirkungen fatal.
         Er war vorsichtig, stets darauf bedacht, sich unauffällig zu verhalten. Wie eine Katze hüpfte er von Dach zu Dach, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Sie verschwand um eine Ecke und er sprang auf das letzte Haus in der Straße, doch als er nach unten auf den Fußweg blickte, war sie verschwunden. Für einen Augenblick verspürte er einen enormen Adrenalinstoß.
         Wie hat sie das gemacht?
         „Warum verfolgst du mich?“
         Joe wirbelte herum. Da stand sie, kaum sieben Meter von ihm entfernt. Ihr Auftreten war selbstsicher, beinahe arrogant, doch unter der Fassade bemerkte er Nervosität, Neugier – und Furcht. Er wusste sie nicht recht einzuordnen und hatte zum ersten Mal das Gefühl,  nicht zu wissen was er tun sollte. Er grinste. Ein jungenhaftes, unschuldiges Lächeln.
         „Ich werde nachlässig“, meinte er nur und entspannte sich wieder.
         Kyra wollte etwas sagen, ihn mit Fragen bestürmen, doch sie brachte kein einziges Wort heraus. Sie spürte instinktiv, dass diesmal kein gewöhnlicher Mensch vor ihr stand. Er roch seltsam süßlich und faul, wie eine Schale Obst, die man zu lange in der Sonne hatte stehen lassen. Ihr Verstand sagte ihr, dass etwas wie er nicht existierte. Und doch war sie selbst der beste Beweis, dass rationales Denken hier nicht angebracht war.
         Joe erfasste die Situation in einem kurzen Moment. Vor ihm stand ein junger Vampir, der hin und her gerissen schien zwischen Angst und unbändiger Neugier. Allein ihr Gesichtsausdruck und die gerunzelte Stirn signalisierten, dass sie ihren eigenen Augen nicht trauen wollte und ihr noch immer die engstirnige Denkweise der Sterblichen anhaftete.
         „Seit wann bist du hier in der Stadt?“, fragte er und versuchte, sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen.
         „Was geht dich das an?“, sagte sie holprig und viel zu schnell. „Denk nicht, ich hätte dich nicht bemerkt. Warum folgst du mir?“
         Joe sog die Luft durch seine Zähne ein. Kyra fiel auf, dass er keine Fangzähne hatte. Das brachte sie aus dem Konzept. Was konnte er dann sein?
         Er sah hübsch aus, mit tadellosem schwarzem Anzug, violetter Krawatte und auf Hochglanz polierten Schuhen. Seine braunen Haare waren kurz und standen strubbelig in die Höhe. Man hätte ihn ohne weiteres für einen ganz normalen Menschen halten können. Und doch war da noch etwas anderes. Etwas Altes. Und Seltsames.
         „Ich bin Joe, ich verwalte diese Stadt. Halte mich ruhig für vermessen, aber es ist ungewöhnlich, dass ich einen unserer Art in dieser Stadt  nicht  kenne. Du bist nicht registriert.“
         Kyra hatte keine Ahnung, wovon er redete. Ihr Gesicht war wie versteinert.
          „Unserer  Art ? Was meinst du damit? Woher...?“
          Joe lächelte überheblich und zog sich seinen Kragen zurecht. Dabei hob er eine Augenbraue und nickte Kyra auffordernd zu. Bis der Groschen endlich auch bei ihr fiel. Er war tatsächlich das, wofür sie ihn hielt.
         „Deiner Reaktion entnehme ich, dass du noch nicht lange verwandelt bist. Wo ist dein Meister?“
         „Welcher Meister?“
         Er musste lachen und Kyra fühlte sich provoziert.
         „Der Vampir, der dich verwandelt hat. Normalerweise ist es die Pflicht eines jeden Vampirs, sich derer anzunehmen, die er verwandelt. Lässt man sie alleine, können sie zu gefährlichen Amokläufern werden und unkontrolliert Menschen morden. Das wiederum zieht zu
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