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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
Autoren: S.M. Nightingale
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hielt  sie  fest wie in einem Schraubstock. Sie wehrte sich nicht. Sagte nichts. Sie roch eine seltsame Mischung aus Kälte und Kupfer. Und … sie  mochte  diesen Duft. Aber sie konnte sich nicht erklären, warum. Es war ihr auch egal. Alles war ihr plötzlich egal.
         „Hab keine Angst. Es wird alles gut … Lilie.“
         Mit einer übernatürlichen Kraft durchbohrten seine Fangzähne ihre Haut und durchtrennten ihre Halsschlagader. Kyras Augen weiteten sich erschrocken. Er  biss  sie?
         Mit einem Mal spürte sie Schmerz. Dieser riss sie für kurze Zeit aus ihrer Paralyse. Sie wollte nicht sterben. Was tat dieser Mann da? Ihre Fäuste trommelten gegen seine Brust, doch er schien es nicht einmal wahrzunehmen. Der Schmerz, den sie empfand, war beinahe unerträglich und drohte sie zu übermannen. Sie wollte schreien, doch Worte wollten nicht kommen.
         „Nicht“, flüsterte sie, da sie nicht mehr dazu imstande war, lauter zu sprechen.
         Der Mann zeigte keinerlei Interesse. Nicht einmal, als ihre Beine vor Schwäche einknickten.  Sachte  legte er sie auf den Boden. Sie konnte sich nicht mehr bewegen, in ihrem Kopf hämmerte es. Er lehnte sich über sie und sah ihr in die Augen.
         „Du bist schwach“, sagte er leise, „beinahe tot.“
         Kyra zitterte und ihr schwindelte.
         „Aber ich werde dich retten.“
         Er rollte den Ärmel seines Mantels zurück und schnitt sich mit dem Fingernagel eine Wunde in die Pulsadern . Dunkles  Blut quoll hervor und färbte den Boden rot. Er hielt sein Handgelenk über ihren Mund und träufelte ihr sein Blut über die Lippen. Kyra rollte den Kopf zur Seite, doch die wenigen Tropfen hatten ausgereicht.
         „Du wirst leben“, sagte er.
         Sie spürte das Blut in ihrer Kehle, wie flüssiges Feuer, das ihre Eingeweide verbrannte. Er beugte sich  so weit  zu ihr hinunter, dass sie ihr eigenes Spiegelbild in seinen Augen sehen konnte.
         „Du wirst schon bald nach mir suchen, so wie ich nach dir gesucht habe.“ sagte er. „Mein Name … ist Marius.“
         Er verschwand so schnell, wie er gekommen war. Kyra zitterte. Sie war allein. Eine Träne kullerte ihre Wange hinab und vermischte sich mit dem Blut am Boden. Würde sie hier sterben? Was würde ihre Familie sagen, wenn sie ihren kalten, leblosen Körper sähen? Was würde ihre Schwester sagen? Wie sollte Lazlo nur ohne sie...
         Es wurde schwarz um sie herum. Ihr Körper starb.
         Und wurde neu geboren.
     
     
    Eine andere Ebene der Existenz  
     
         Kyra erwachte ruckartig aus einem unruhigen Schlaf. Die Erinnerung an ihren Traum war noch frisch und sie blickte sich gehetzt um. Ihre Finger umklammerten die Magnum unter dem Kopfkissen. Es war noch hell draußen und durch die Vorhänge schimmerte das spärliche Licht der untergehenden Sonne. Sie lauschte nach Geräuschen, nach einem Atem, doch sie hörte nichts außer dem Lärm der Schnellstraße vor ihrem Fenster. Lautes Autohupen, Menschen die sich unterhielten, irgendwo bellte ein aufgeregter Köter. Sie stand auf, die entsicherte Waffe in den Händen und schritt durch das kleine Zimmer. Es war sehr ordentlich und nur dürftig eingerichtet. Neben dem Messinghimmelbett stand eine Kommode aus Ebenholz, ein Schreibtisch befand sich vor dem Fenster, über und über mit Zeitungsartikeln und Notizen belagert. Der Kleiderschrank stand offen. Mehrere schwarze Glattlederhosen stapelten sich neben dunkelvioletten und weißen Blusen, ein Paar Lederstiefel stand ganz unten am Boden. Jeder Zentimeter Raufasertapete war mit Artikeln aus Parapsychologie-Magazinen beklebt, viele der Fotos zeigten immer dieselben Kreaturen.
         Kyra schlich zum Badezimmer und stieß die Tür auf. Mit gezückter Pistole sah sie sich um, doch dort war nichts. Das kleine Fenster stand jedoch offen und der Vorhang flatterte im Wind. Sie ließ die Hände sinken und strich sich durch die Haare.  Du träumst zu viel.  
         Wütend über sich selbst schloss sie das Fenster, ging aus dem Bad und schleuderte die Waffe auf das Bett. Schon wieder dieser Traum. Fast jede Nacht wurde sie in die Geschehnisse zurückversetzt, die sich vor drei Monaten zugetragen hatten. Ein großer Mann in altertümlicher Kleidung, seine Augen hatten die Farbe des Blutes. Unerträgliche Schmerzen.
         Sogar jetzt erschien ihr das alles wie ein schlechter Witz, eine Ausgeburt ihrer
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