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Ungezaehmtes Verlangen

Ungezaehmtes Verlangen

Titel: Ungezaehmtes Verlangen
Autoren: Pamela Palmer
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ein weibliches Stöhnen hörte, verkrampften sich seine Nackenmuskeln. Eigentlich hätte sie noch nicht aufwachen dürfen. Der Druck, den er auf ihre Hauptschlagader ausgeübt hatte, hätte sie wenigstens ein paar Stunden ausschalten sollen, und bisher waren kaum zehn Minuten vergangen.
    Diese Frau war kräftiger, als er gedacht hatte.
    Lyon sah im Rückspiegel, wie sie sich aufrichtete und sich ein wenig benommen eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich.
    »Wo bin ich?« Im nächsten Moment sah er, wie ihre Erinnerung einsetzte. Sie wirkte angespannt, und ihre Augen weiteten sich beunruhigt. »Bringen Sie mich sofort zurück!«
    »Beruhige dich, Strahlende. Ich bringe dich nach Hause. Ich weiß zwar nicht, wie du hierhergekommen bist, aber du bist von der Göttin gezeichnet.«
    Sie beugte sich zwischen den Vordersitzen nach vorn. » Sie fahren in die falsche Richtung. Bringen Sie mich zurück!«
    »Dein Leben hier ist zu Ende.«
    »Sie Idiot. Sie stirbt doch!«
    Sie setzte sich zurück … oder zumindest dachte er das, bis ihre Hand an seinem Gesicht vorbeischoss, ins Steuerrad griff und es heftig nach rechts riss, während sie gerade an einer Reihe parkender Wagen vorbeifuhren.
    Lyon lenkte hastig dagegen, doch es war zu spät. Der Wagen krachte auf einen Toyota, der Airbag ging auf, schleuderte Lyon zurück und nahm ihm für einen Moment die Orientierung. Als er wieder bei Sinnen war, fuhr er herum und starrte … auf eine leere Rückbank. Eine Bö feuchter, eisiger Luft wehte durch die offene Tür herein.
    »Mick, ich brauch mal deine Schlüssel!«
    Als er die Stimme der Frau hörte, drehte sich Lyon wieder nach vorn und sah, wie die Strahlende auf der anderen Straßenseite in einen alten blauen Pick-up sprang. Bevor er sich von dem aufgeblähten Airbag befreien konnte, fuhr der Transporter mit quietschenden Reifen los und ließ zwei amüsierte junge Männer zurück.
    Verdammt und zugenäht.
    Lyon versuchte zurückzusetzen, doch die Stoßstange seines BMW hatte sich mit der des Toyota verhakt. Fluchend stieß er die Wagentür auf und sprang wütend und verzweifelt hinaus, während die beiden Männer über die Straße schlenderten, um den Schaden zu begutachten.
    »Wenn Jerry sieht, was Sie da mit seinem Wagen gemacht haben, wird er aber ganz schön sauer sein.«
    »Jerry wird schon darüber hinwegkommen«, zischte Lyon und hob die Schnauze des BMW so an, dass sich die Stoßstangen voneinander lösten.
    »He, du bist ja …!« Einer der Männer lachte beeindruckt. »Ein richtiger Superman, was?«
    »Ja, klar.« Lyon stieg in den Wagen zurück, schob den Airbag zur Seite, wendete mit quietschenden Reifen und fuhr noch einmal in Richtung des Farmhauses. Er umklammerte das Lenkrad so wütend, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Was war bloß mit ihr los? Jede weibliche Therianerin träumte doch davon, mit dem Zeichen der Auserwählten auf der Brust zu erwachen und unter den Kriegern ihren wahren Partner zu finden. Doch diese hier musste schon über den halben Kontinent geflohen sein und lief immer noch vor ihrem Schicksal davon.
    Er dachte an Vhypers Worte. Ich frage mich, ob sie überhaupt weiß, was das Zeichen bedeutet. War es denn möglich, dass sie gar nicht wusste, dass sie eine Therianerin war?
    Heilige Göttin! Das würde einiges erklären. Zum Beispiel, warum sie bei seinem Anblick Angst bekommen hatte und geflohen war.
    Lautstark stieß Lyon die Luft aus. Er hatte gedacht, dass er es mit einer zurückhaltenden Strahlenden zu tun hatte oder zumindest mit einer Therianerin, die ihrem Volk bewusst den Rücken gekehrt hatte. Jetzt jedoch musste er auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass sie sich für einen ganz gewöhnlichen Menschen hielt.
    Während er in die Einfahrt zu dem gelben Farmhaus einbog, das mit Schindeln gedeckt war, und hinter dem alten Lieferwagen parkte, wog er ab, welches wohl der beste Weg wäre, die Frau aus der menschlichen Welt herauszulösen. Jedenfalls reichte die Zeit nicht, um abzuwarten, bis sie freiwillig mitkäme.
    Als er die Wagentür öffnete und in den Regen hinaustrat, ertönte hinter dem Haus ein Schrei.
    »Mom?« Die Panik in der Stimme der Strahlenden berührte ihn tief. »Mom!«
    Lyon rannte los; der Regen prasselte in sein Gesicht, durchnässte sein Haar und seine Kleidung. Als er an der Ecke des Hauses ankam, sah er, dass sie in dem nassen Gras neben einer schmalen, gebrechlichen Frau kniete. In dem Lichtkegel, der aus der offenen Hintertür fiel, wirkte das
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