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Ungeheuer an Bord

Ungeheuer an Bord

Titel: Ungeheuer an Bord
Autoren: A. E. van Vogt
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fragen«, murmelte er, »muß ich sagen, ich weiß es nicht. Die Wahrheit ist, glaube ich, daß ich nie verwunden habe, wie ich damals darauf bestand, diese verdammte Mieze solle am Leben bleiben. Wir alle wissen, welche tragischen Folgen das hatte. Ich rechne jetzt mit allem, und ...«
    Er verstummte. Morton musterte ihn verwundert. Dies war nicht der Smith, den er kannte – der Mann, der in der Vergangenheit des öfteren bereit gewesen war, sein eigenes Leben und das der anderen zu riskieren, um der biologischen Wissenschaft zu neuen Erkenntnissen zu verhelfen.
    Als Smith nichts mehr sagte, ergriff Morton das Wort: »Sie haben keine Ursache, sich Selbstvorwürfe zu machen. Bis wir die Wahrheit erkannten, drückten Sie nur aus, was die Mehrheit von uns über die Mieze dachte. Die Entwicklung der Situation änderte unsere Meinung, aber sie veränderte nicht unsere Arbeitsmethode, die allein auf empirischer Untersuchung beruht. Ich bin dafür, eine solche Logik auch weiterhin zur Basis unserer Arbeit zu machen.«
    Alle nickten, und Morton gab den Männern auf dem Käfig ein Zeichen. »Crane, Varberg, schalten Sie die Käfigbeleuchtung ein, damit wir sehen können, was wir hier gefangen haben.«
     
    Helles Licht überflutete Xtl, der am Boden des Käfigs kauerte, und zwischen den Männern breitete sich eine drückende Stille aus. Der beinahe metallische Schimmer des zylindrischen Körpers, die glühenden Augen, die drahtähnlichen Finger und Zehen, die scharlachrote Scheußlichkeit der ganzen Erscheinung erschreckte sogar diese Männer, die fremde Lebensformen gewohnt waren.
    »Wenn Leben Evolution ist«, sagte der Biologe schließlich, »und nichts entwickelt sich für etwas anderes als für den praktischen Gebrauch, dann stellt sich die Frage, wie eine im freien Weltraum existierende Lebensform hochentwickelte Arme und Beine haben kann. Die inneren Organe dürften von höchstem Interesse sein. Aber nun ist meine Kamera nutzlos. Der Energieausbruch muß Film und Optik zerstört haben. Soll ich die zweite Fluoritkamera holen?«
    »Nein.« Mortons fleischiges, kraftvolles Gesicht verfinsterte sich, während er mit eigenen Zweifeln rang. »Wir haben hier schon eine Menge Zeit vergeudet; und schließlich können wir im Schiffslaboratorium Weltraumbedingungen künstlich erzeugen und diesen seltsamen Vogel untersuchen, während wir mit Höchstgeschwindigkeit unser Ziel ansteuern.«
    »Ich weiß nicht«, sagte von Grossen. »Wir machen eine Entdeckungsreise zu einer anderen Galaxis – die erste dieser Art. Wir haben alles zu studieren, was uns dabei vor Augen kommt, und wir haben nach Anzeichen entwickelten Lebens Ausschau zu halten. Aber wir nehmen keine Musterexemplare mit – nur Bilder und Aufzeichnungen und sonstiges Datenmaterial. Und wenn wir alle Angst vor diesem Ding haben, warum nehmen wir es dann an Bord?«
    »Weil dieses Monstrum anders ist als alles, was uns je untergekommen ist«, erwiderte Morton. »Bisher haben wir uns noch kaum Gedanken darüber gemacht, daß die Existenz eines entwickelten Lebewesens, das im kalten Vakuum des Weltraums überdauern kann, die außergewöhnlichste Sache ist, die man sich denken kann. Selbst Mieze, die ohne Luft leben konnte, brauchte eine gewisse Wärme und die Materie einer Umwelt und hätte die leere Kälte des freien Kosmos unerträglich gefunden. Wenn, wie wir wohl vermuten dürfen, die natürliche Umwelt dieser Kreatur nicht der Weltraum ist, dann müssen wir herauszubringen versuchen, warum und wie sie hier herausgekommen ist.« Er unterbrach sich selbst mit einer abschließenden Handbewegung. »Bringen Sie das Ungeheuer an Bord. Umgeben Sie den Käfig mit einem Kraftfeld. Das sollte selbst die Vorsichtigsten zufriedenstellen.«
    Xtl fühlte das schwache Vibrieren des Raumschiffs durch den Käfigboden. Er sah den Käfig in Bewegung geraten, sah die Gitterstäbe vorbeigleiten und wurde sich eines scharfen, angenehm prickelnden Gefühls bewußt, einer kurzen physikalischen Aktivität innerhalb seines Körpers, die das Arbeiten seines Geistes für eine knappe Sekunde unterbrach. Bevor er denken konnte, erhob sich der Käfigboden über ihn – und er lag auf der harten Oberfläche des Raumschiffs.
    Mit einem erschrocken-wütenden Knurren, das sein Gesicht beinahe zweiteilte, begriff er die Wahrheit. Er hatte vergessen, die Atomstruktur seines Körpers wieder umzustellen, nachdem er die Waffe abgefeuert hatte. Und nun war er durch den Käfigboden gefallen!
    Morton
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