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Ungeheuer an Bord

Ungeheuer an Bord

Titel: Ungeheuer an Bord
Autoren: A. E. van Vogt
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wahrscheinlich so harmlos, wie unsere Mieze vom letzten Jahr tödlich war. Was meinen Sie, Smith?«
    »Dieses Ding hat Arme und Beine«, sagte der hagere Biologe nüchtern, »also muß es eine rein planetarische Evolutionsform sein. Wenn es intelligent ist, dann wird es auf seine Umgebung reagieren, sowie es im Käfig ist. Es mag ein verehrungswürdiger und weiser Alter sein, der in der Stille und Leere des von allen Ablenkungen freien Raums meditiert. Oder es mag ein junger Mörder sein, verurteilt zu ewigem Exil ...«
    »Ich würde zur Vorsicht raten, Kommandant«, meldete sich Korita zu Wort, der japanische Archäologe. »Im Fall jener anderen Kreatur, die Sie Mieze zu nennen belieben, hatten wir als Anhaltspunkte wenigstens den öden Planeten und die verfallene Stadt, in der sie hauste. In diesem Fall scheint mir das Potential weitaus gefährlicher zu sein. Dieses Wesen lebt im freien Raum, vielleicht sechshunderttausend Lichtjahre vom nächsten Planeten entfernt, anscheinend ohne Nahrung und ohne eine Möglichkeit zur Fortbewegung. Wenn Sie es schon einfangen wollen, dann schlage ich ein sehr gründliches Studium vor. Wir sollten nicht nur sein Verhalten beobachten, sondern Aufnahmen seiner inneren Organe machen, wie sie im luftleeren Raum arbeiten. Wir müssen genau wissen, was wir da an Bord nehmen. Jede Nachlässigkeit kann uns teuer zu stehen kommen.«
    »Das«, sagte Morton, »ist die Stimme der Vernunft. Holen Sie Ihre Fluoritkamera, Smith.« Er wandte sich um und winkte den Männern, die zwanzig Meter draußen mit ihrem Käfig manövrierten. »Macht die Tür ganz auf und laßt den Käfig von oben auf ihn herab. Und nicht zu langsam, sonst bringt ihr ihn nicht hinein.«
    »Augenblick!« sagte eine scharfe Stimme, und der Physiker der Expedition, ein schwerfällig aussehender Hüne namens von Grossen, faßte Mortons Arm. »Wir sollten diese Gefangennahme nicht überstürzen, Kommandant.« Sein kantiges Gesicht blickte grimmig in die Runde. »Es ist wahr, daß ich keinen konkreten Einwand gegen das Einfangen dieser Kreatur mit einem Käfig habe. Aber ich bin hier an Bord, weil ich einen Mann ersetzen mußte, der von dieser – Mieze getötet wurde. Darum spreche ich für ihn, wenn ich sage, daß so etwas nie wieder geschehen darf.«
    Morton runzelte die Stirn. »Sie bringen mich in Verlegenheit, von Grossen«, sagte er langsam. »Als Menschen sind wir verpflichtet, jede mögliche Vorsichtsmaßnahme zu treffen, um unser Leben zu schützen. Als Wissenschaftler müssen wir alles untersuchen, was uns in die Quere kommt. Wir können nicht eine Gefahr scheuen, bevor wir überhaupt wissen, daß es eine ist. Wenn diese Expedition von Furcht bestimmt sein soll, dann können wir geradeso gut umkehren.«
    »Furcht ist nicht, was ich meine«, sagte der Physiker achselzuckend. »Aber ich glaube daran, daß man bis zehn zählen sollte, bevor man handelt.«
    Morton fragte: »Irgendwelche anderen Einwände?«
    Er war beinahe ärgerlich, daß es keine gab.
     
    Xtl wartete. Seine Gedanken zerbrachen ständig in kleine Stücke von Licht und Lichtlosigkeit – eine Kette von Erleuchtung und Dunkelheit, die mit all den Dingen verbunden war, die er je gekannt und gedacht hatte. Visionen eines lange toten Planeten tröpfelten in sein Bewußtsein und brachten eine beinahe instinktive Verachtung dieser Kreaturen, die ihn zu fangen dachten.
    Er konnte sich an eine Zeit erinnern, wo seine Rasse Raumschiffe gehabt hatte, die hundertmal größer gewesen waren als diese Maschine, die unter ihm schwamm. Später hatten sie die Raumfahrt ganz aufgegeben und einfach ein ruhiges, angenehmes Leben geführt und aus natürlichen Kräften Schönheit gebaut.
    Er sah den Käfig näherkommen. Er konnte nichts dagegen tun, selbst wenn er es gewollt hätte. Eine aufgeklappte Seite der großen Konstruktion aus Metallstangen senkte sich über ihn und schloß sich, sowie er drinnen war.
    Xtl hielt sich an der nächstbesten Gitterstange fest. Gerettet! Sein Geist expandierte mit der Heftigkeit einer Explosion. Freie Elektronen schwärmten aus dem Chaos der wirbelnden Atomsysteme in seinem Gehirn und Körper und suchten nach neuen Verbindungen. Er war in Sicherheit, gerettet nach Milliarden von Jahren düsterer Verzweiflung und dumpfer Schicksalsergebenheit, in einem Raumschiff, das ihn tragen konnte, wohin er wollte. Es war noch nicht zu spät, der heiligen Bestimmung zu dienen und seiner Verpflichtung zu genügen.
    Aber war er wirklich sicher? Der
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