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Ungeahnte Nebenwirkungen

Ungeahnte Nebenwirkungen

Titel: Ungeahnte Nebenwirkungen
Autoren: Victoria Pearl
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achtete darauf, dass das warme Wasser ihre lädierte Gesichtsseite nicht traf.
    Nach der Einnahme zweier weiterer Schmerztabletten fühlte sich Nicole in der Lage, ihren Arbeitstag als Mitinhaberin eines kleinen Schuhgeschäfts für den exquisiten Geschmack in Angriff zu nehmen.
    Helen und sie führten seit ein paar Jahren in der Innenstadt einen Laden, in dem vor allem Schuhmodelle aus Frankreich und Italien im Regal standen. Der Gewinn, der zwar bescheiden ausfiel, ermöglichte es den beiden Frauen, ein weitgehend unabhängiges Leben zu führen.
    »Oh, was ist denn mit dir passiert?« begrüßte Helen sie mit besorgtem Gesichtsausdruck.
    Nicole seufzte tief auf und zeigte eine sehr, sehr leidende Miene. »War beim Zahnarzt. Hat mir einen Weisheitszahn gezogen!« erklärte sie knapp. Vollständige Sätze waren heute nicht drin, denn in ihrem Kopf begann der Schmerz zu hämmern, sobald sie den Mund öffnete.
    Grinsend betrachtete Helen ihre Partnerin. »Wie alt bist du?« wollte sie wissen – obwohl sie Nicoles Jahrgang bestens kannte.
    »Ich dachte immer, die Weisheit verliert man spätestens so um die zwanzig?«
    »Du meinst die Unschuld«, versetzte Nicole leicht gereizt.
    Musste Helen sie auf ihr Alter aufmerksam machen? Sie wusste ja selbst, dass sie mit ihren Weisheitszähnen viel zu spät dran war. Doch was hätte sie denn tun sollen? Sie hatte die Zähne nie gespürt. Die lagen einfach da im Mund und regten sich nicht, zeigten sich auch nicht auffällig. Dass sie überhaupt vorhanden sein könnten, war Nicole im Laufe der Jahre entfallen.
    »Madame scheinen heute nicht besonders gut gelaunt zu sein«, stellte Helen immer noch grinsend fest. »Am besten wird es sein, du kümmerst dich ein bisschen um die Kasse und die Bestellung, während ich mich mit den lieben Kundinnen und Kunden abmühe«, schlug sie vor.
    Nicole nickte dankbar, denn heute wäre sie wohl kaum eine zuvorkommende Verkäuferin gewesen. Sie vergrub sich in den Papieren, räumte im Lager auf, füllte die Bestellung für eine neue Schuhkollektion aus und bediente die Kasse, wenn Helen zu beschäftigt war. Die Stunden verstrichen ohne Aufregung. Das Kommen und Gehen der Kundschaft stellte die einzige Abwechslung des ansonsten einförmigen Alltags dar, und das war gut so.
    Gegen Abend ließen die Schmerzen nach. Nicole konnte das erste Mal auch wieder etwas essen, das mehr Festigkeit aufwies als Joghurt. Fast ein wenig enttäuscht musste sich Nicole eingestehen, dass nun der einzige plausible Grund, Dr. Schiesser anzurufen, hinfällig war. Ihr Blick fiel auf den kleinen Zettel an der Pinnwand, auf dem der nächste Termin bei der attraktiven Zahnärztin notiert war. In Nicole stieg ein erwartungsvolles Kribbeln hoch. Sie lächelte in sich hinein.
    Würde Mirjam sie wieder mit tiefen Einblicken verwöhnen? War er überhaupt Absicht gewesen, dieser tiefe Ausschnitt? Wie auch immer, die Frau, die sie bald wieder behandeln würde, zog Nicole an, und sie war sich dessen sehr wohl bewusst.
    Eigentlich spielte es keine Rolle, ob die Anziehung auch umgekehrt funktionierte – von ihr zu Dr. Schiesser – denn wahrscheinlich hatte die Zahnärztin den gleichen Ehrenkodex wie Dr. Wild. Diese Einsicht hielt Nicole jedoch nicht im mindesten davon ab, von Mirjam zu träumen. Das sollte ja wohl noch erlaubt sein!

~*~*~*~
    D r. Schiesser nickte zufrieden. Sie lächelte Nicole an und meinte, die Wunde sei gut verheilt. Nicole versuchte sich zu entspannen. Das Leder des Stuhls unter ihr klebte bereits unangenehm an ihrer durchschwitzten Bluse. Heute hatte sie darauf geachtet, sich zwar dezent, aber dennoch elegant zu kleiden. Der anerkennende Blick, den sie von der Zahnärztin dafür erntete, ließ ihren Herzschlag aussetzen. Die drei obersten Knöpfe ihrer Bluse hatte Nicole nicht geschlossen, doch leider wurde ihr Ausschnitt, der durchaus gewisse Regungen bei geneigten Personen hätte hervorrufen können, durch das Lätzchen verdeckt.
    Die Zahnärztin lächelte noch immer, als sie sich nach möglichen Beschwerden ihrer Patientin erkundigte. Ihr Kittel stand wie beim letzten Mal offen, die rostfarbene Bluse, die sie heute trug, brachte vor allem ihre dunkle Haarfarbe und das intensive Blau ihrer Augen vorteilhaft zur Geltung. Nicole bekundete Mühe, sich auf eine adäquate Antwort zu konzentrieren, denn die forschenden Augen fesselten ihren Blick. Sie suchte einen imaginären Punkt an der Wand, um ihre Gedanken wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Sie fand
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