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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land
Autoren: Ephraim Kishon
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Wohnung gestorben. Er war jedoch, wie sich herausstellte, nicht wirklich tot, sondern hatte nur einen Starrkrampf.

    *

    Leider konnte ich von dem Wohnungsschlüssel keinen Gebrauch machen. Der Paragraph 579 unseres Mietvertrages lautet: »Dem Eindringling ist es verboten, die Wohnung, beginnend mit dem Tag der Unterzeichnung dieses Vertrages, zu betreten.« Laut Dr. Wachsmann ist diese Klausel nötig, damit ich die Wohnung nach Ablauf eines Jahres auch tatsächlich räume. Ich selbst habe mich allerdings entschlossen, die Wohnung, wenn ich erst einmal drin bin, nie mehr wieder zu verlassen.

Steter Tropfen höhlt den Stein
    Ein Jahr ist schließlich doch ein Jahr, hat 365 Tage und bisher immer noch vier Jahreszeiten. In Israel bereitet uns davon nur der Herbst Probleme. In unseren Breiten befindet sich nämlich in jeder Wohnung neben der Küche eine lochähnliche Kammer, die nach allen Seiten verschlossen ist, mit Ausnahme jener einen, wo der stürmische Oktoberregen einfällt. Dieses Loch, im Volksmund »Küchenbalkon« genannt, darf keinesfalls geschlossen werden. Das verbietet ein Gesetz aus dem Jahre 1187, mit dem Sultan Salch-a-Din die Kreuzritter daran zu hindern suchte, in die Häuser einzudringen und sich dort zu verschanzen. Unsere Stadtverwaltungen wissen zwar nur zu gut, daß dieses Gesetz nicht mehr zeitgemäß ist, schließlich haben wir heute unsere eigenen britischen Gesetze. Es gibt jedoch nach wie vor keine juristische Handhabe dagegen, und so werden Zuwiderhandelnde mit hohen Geldbußen belegt, die die leeren Stadtsäckel füllen.
    Um die Straftat auszuführen gibt es mehrere Vorgehensweisen.
    Methode 1: Der hermetische Aaron Fuhrmann
    Der Balkon wird vom Glasermeister Aaron Fuhrmann hermetisch geschlossen. Er nimmt genau Maß und liefert in ein, zwei Tagen, allerhöchstens einem halben Jahr ein Fenstermodul aus hochwertigem Aluminiumholz. Während er es installiert, fragen wir Fuhrmann, ob unser Oktoberregen auch wirklich nicht eindringen wird.
    »Ganz und gar unmöglich«, sagt der hermetische Fuhrmann, »ich schraube zusätzlich überall Leisten an.«
    Der Lebensgefährte Fuhrmanns ist ein städtischer Kontrolleur, der ihm Morgen für Morgen nachschleicht und die kriminelle Handlung für die Stadtverwaltung festhält. Sobald der Kontrolleur gegangen ist, kommt der subtropische Regen.
    Methode 2: Taschentücher
    Der Regen stört uns eigentlich gar nicht, solange er nicht von Südwesten einfällt. Dann aber wird der hermetisch geschlossene Balkon zu einem künstlichen Stausee. Auf jeden einzelnen der dort in besseren Zeiten angesammelten Gegenstände, den Korb mit dem alten Besen, die Koffer, die ausrangierte Stehlampe, den Sack mit den Kartoffeln, strömen die für unser Land so segensreichen Regenschauer. Die Wohnung wird überschwemmt, und der Geist des Ewigen schwebt über dem Wasser.
    Der Kriminelle und seine beste Ehefrau von allen stemmen sich wie ein Mann den Fluten entgegen und versuchen mit großen Taschentüchern der Feuchtigkeit Herr zu werden. Die Wischerei wird zwei bis drei Stunden lang heldenhaft durchgehalten, doch dann ist es Zeit, ins Bett zu gehen.
    Der hermetische Fuhrmann wird alarmiert, und er läßt seine grau-schlauen Expertenaugen über das überschwemmte Schlachtfeld gleiten. Seine Diagnose ist knapp, aber treffend.
    »Stimmt«, sagt er, »das Wasser dringt ein. Aber bald kommt ja der Frühling.«
    Methode 3: Der mysteriöse Pflupp
    In diesen schweren Stunden nimmt das Volk sein Schicksal in die eigenen Hände. Wenn Fuhrmanns Leisten enttäuscht haben, dann müssen wir uns eben allein aus der feuchten Zwickmühle retten. Erster Schritt: Abdichtung der Ritzen, durch die der für unser Land so segensreiche Regen dringt. Wir schleppen einen Stuhl heran, stellen einen Schemel darauf, klettern hoch, fallen runter, stehen auf, bringen einen Tisch, stellen einen Stuhl darauf, steigen rauf, die Frau hält den Fuß fest, und wir lokalisieren die Tropfstelle.
    Die Stelle gibt es nicht. Nur die Tropfen.
    Der Fensterrahmen klemmt stahlhart an der Wand, die
    Leiste deckt den Rahmen zu wie der Vater sein schlummerndes Kind, nicht einmal eine klitzekleine Ritze läßt sich finden und doch, irgendwo in schwindelnder Höhe sammelt sich alle vier Sekunden ein dicker Tropfen und -Pflupp! - tropft auf die Kartoffeln, die bereits frische grüne Keime treiben. Es ist unmöglich festzustellen, woher der Tropfen kommt, ganz plötzlich hockt er auf der Leiste. Unsere Tochter Renana ist der
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