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Und plötzlich warst du wieder da

Und plötzlich warst du wieder da

Titel: Und plötzlich warst du wieder da
Autoren: EMILIE ROSE
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Sie hatten ihr beigestanden, als sie vor elf Jahren am Boden zerstört gewesen war.
    Am schwierigsten würde es werden, sich nicht von der Vergangenheit einholen zu lassen und nicht ins Grübeln zu verfallen. Nadia dürfte ja nicht einmal einen Job annehmen, um sich abzulenken.
    Abrupt hob sie den Kopf und schaute in die Runde. „Okay. Wann soll es losgehen?“

1. KAPITEL
    Das Penthouse in Dallas ließ im Grunde nichts zu wünschen übrig. Es war eine mit allem Komfort ausgestattete Wohnung. Trotzdem kam Nadia sich vor wie ein Einsiedler in seiner Höhle. Um sie herum herrschte eine reine Grabesstille. Denn in den anderen Stockwerken gab es nur Büros, Kanzleien und Arztpraxen. In diesem fünfzigstöckigen City-Hochhaus existierte nur ein weiteres Apartment, das genau gegenüber von Nadias lag. Aber seit sie vor acht Wochen eingezogen war, hatte sich niemand dort eingerichtet.
    Nadia steckte das Staubtuch weg und sah sich um. Rand hatte sein Versprechen gehalten. Erst vor einem Tag war wieder ein Paket mit Büchern und DVDs von ihm eingetroffen. Er versorgte sie mit Unterhaltungsstoff, so gut es ging. Nadia lächelte. Inzwischen hatte sie sich mit Hilfe einiger der DVDs und einschlägigen Fernsehsendungen die Grundbegriffe des Kochens angeeignet. Sogar die jüngsten Versuche, Kekse zu backen, konnte sie als einigermaßen gelungen bezeichnen. Allerdings fragte sie sich, wer diese Mengen essen sollte. Die Geschäftsleute und Ärzte im Haus wären sicher nicht sonderlich begeistert, wenn sie in den Büros und Wartezimmern herumging und Kekse verteilte.
    Nach den ersten zwei Monaten hatte Nadia ihren kleinen Haushalt einigermaßen im Griff, und die – überwiegend kleinen – Missgeschicke hielten sich in Grenzen. Die meisten notwendigen Dinge ließ sie sich liefern. Um alles andere kümmerte Nadia sich selbst, von der Wäsche bis zum Abwasch machte sie alles. Erst jetzt merkte sie, wie viele häusliche Aufgaben und Pflichten es gab, die ihr früher in Kincaid Manor abgenommen worden waren. Aber das hatte sie jetzt im Griff. Und in der verbleibenden Zeit sogar mittlerweile nahezu jeden aktuellen Bestseller gelesen und jeden Film gesehen, der in den letzten zehn Jahren gedreht worden war. So kam es ihr jedenfalls vor.
    Das Einzige, was Nadia noch nicht in Angriff genommen hatte, waren die Fahrstunden. Sie konnte sich einfach nicht dazu überwinden, sich hinter das Lenkrad eines Autos zu setzen. Die Erinnerungen an den Unfall damals lähmten sie immer noch. Schon ein flüchtiger Gedanke daran versetzte sie in Panik.
    Seufzend zog Nadia das Staubtuch wieder hervor und wischte über den glänzend polierten Kaminsims.
    Wie ungerecht das alles war. Zugegeben, sie beneidete Rand auch nicht gerade. Er hatte alles stehen und liegen lassen müssen, nachdem er sich in Kalifornien eine neue Existenz aufgebaut hatte, um nach dem Willen seines Vaters nach Miami zurückzukehren. Mitch musste Ersatzpapa für Everett Kincaids unehelichen Nachwuchs spielen. Aber immerhin durften ihre Brüder ihre Jobs bei KCL behalten, während sie hier saß und die Wände anstarrte.
    Wieder seufzte Nadia. Tief hinter ihrer ganzen Wut auf ihren Vater steckte die Trauer um ihn. Sooft seine Nörgelei und sein Despotismus sie früher in Rage versetzt hatten, vermisste sie ihn doch. Nie wieder würden sie sich beim Frühstück um den Wirtschaftsteil der Zeitung streiten, nie mehr über die Tagesgeschäfte von KCL diskutieren. Natürlich waren sein Kontrollzwang und seine ewige Kritik an ihr oft unerträglich gewesen. Aber Nadia hatte, selbst wenn sie es nie zugeben würde, immer gewusst, dass es jemanden gab, der sich um sie kümmerte. Jemanden, für den sie wichtig war.
    Sie gab sich einen Ruck und vertrieb die deprimierenden Gedanken. Selbstmitleid half ihr auch nicht weiter. Sie musste durchstehen, wozu ihr Vater sie verdammt hatte, und wenn ihr dabei noch so sehr die Decke auf den Kopf fiel. Wenn ihr bloß etwas einfallen würde außer Putzen, Kochen und Waschen. Allmählich bekam sie das Gefühl, langsam, aber sicher zu verblöden. Und dagegen musste sie etwas unternehmen.
    Nadia schaute auf die alte Standuhr. Es war elf Uhr abends. Die Zeit kroch wie alle Tage träge dahin. Sich ins Bett zu legen hatte keinen Zweck, weil sie noch nicht müde war. In Miami konnte sie jetzt nicht mehr anrufen, weil es wegen der Zeitverschiebung schon zu spät war. Zu gern hätte Nadia etwas darüber gehört, was sich bei ihren Brüder entwickelte. Beide hatten sich
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