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Und ploetzlich sind sie 13

Und ploetzlich sind sie 13

Titel: Und ploetzlich sind sie 13
Autoren: Claudia und David Arp
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überlassen, welche Konsequenzen Kevins Verhalten haben sollte.
    Als Ralf und Kristin die Auffahrt hinauffuhren, fiel ihnen auf, dass der BMW nicht an seinem üblichen Platz stand. Kevin öffnete ihnen die Tür und seine Eltern fragten wie aus einem Munde: „Wo sind Oma und Opa? Wo ist das Auto?“ „Pst …“, machte Kevin. „Die Kleinen müssen das nicht mitkriegen. Ich erzähle euch alles später. Es ist alles okay, wirklich.“ Seine rasche Entgegnung beruhigte Ralf und Kristin keineswegs; also befragten sie die Großeltern. Aber auch die wollten nichts sagen. Die beiden ließen jedoch nicht locker, bis Kevin schließlich beichtete, was geschehen war.
    In dieser Nacht schliefen Ralf und Kristin nicht gerade gut.
    Wie jedes andere Elternpaar in ähnlicher Lage fragten sie sich: „Was haben wir falsch gemacht? Hätten wir die Großeltern bitten sollen, die Schlüssel außer Reichweite für Kevin aufzubewahren? Jungen sind nun mal von Autos fasziniert …“ Schließlich kamen sie zu der Erkenntnis, dass sich ihr Sohn jetzt in einem Alter befand, in dem sie nicht mehr alle Autos und sonstigen Versuchungen der Welt vor ihm verschließen konnten. So versuchten sie, das Positive an der Sache zu sehen. Weder ihr Sohn noch jemand anders war verletzt worden. Es drohte keine Gerichtsverhandlung. Die Großeltern hatten sich überaus verständnisvoll gezeigt. Und in ein paar Tagen würde die Familie wieder nach Hause zurückkehren und niemand dort würde erfahren, was hier passiert war.
    Dennoch konnten sie sich über das Negative nicht einfach so hinwegsetzen. Woher sollten sie die beträchtliche Summe nehmen, die die Reparatur des Wagens verschlingen würde? War dieser Unfall vielleicht nur ein Vorbote für weiteres Unheil? Wie sollten sie die Teenagerjahre von vier Kindern überstehen, wenn schon im allerersten Jahr ein solches Problem auftauchte? Jedes Elternpaar, das Kinder hat, die sich dem Teenageralter nähern oder bereits mitten in den „Flegeljahren“ sind, kann sich vermutlich vorstellen, wie Ralf und Kristin zumute war. Wahrscheinlich haben Sie es nicht gerade mit einem demolierten Auto zu tun, aber sicher haben Sie Ihre eigene Version dieser Geschichte zu erzählen. Wenn Ihre Kinder noch in den letzten Kindheitsstadien stecken, sind Ihnen vielleicht noch keine wirklich schwerwiegenden Probleme begegnet. Aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Sie sich hin und wieder besorgt fragen: Was wird noch alles auf uns zukommen?
    Am nächsten Morgen luden Ralf und Kristin Kevin auf ein Eis ein. Hier würde sich die geeignete Umgebung bieten, um mit Kevin zu reden, ohne dass die jüngeren Kinder zuhörten. Zuerst sagte lange niemand etwas. Jeder löffelte wortlos Eis.
    Schließlich begann Ralf das unvermeidliche Gespräch: „Solange du klein warst, Kevin, konnten wir dich beschützen. Wenn du einem anderen Kind Sand auf den Kopf geschüttet oder mit Steinen nach Autos geworfen hast, konnten wir eingreifen, und es entstand kein großer Schaden. Aber jetzt sind die Folgen schwerwiegender. Ein anderes Auto hätte in den Unfall verwickelt sein können, und vielleicht wären Menschen verletzt worden. Du selbst hättest verletzt werden können, könntest behindert sein oder sogar tot.“ Ralf schwieg einen Moment, um seinem Sohn Zeit zu lassen, diese möglichen Konsequenzen seiner „Fahrstunden“ zu bedenken. Man sah Kevin an, dass er betroffen war. Kristin sagte: „Kevin, wir haben dich lieb, das weißt du. Aber wir müssen dir auch den Ernst dieser Situation deutlich machen. Es wird nämlich mit Sicherheit noch andere Gelegenheiten geben, wo wir beide nicht da sind und du dich versucht fühlst, etwas Unkluges zu tun. Was sind deine Maßstäbe? Wirst du dann in der Lage sein, dich an das zu halten, was du als richtig erkennst?“
    Im Laufe dieses Gespräches wurde Ralf und Kristin klar, dass ihr Sohn zum ersten Mal in seinem Leben ein Bewusstsein dafür entwickelte, dass er für das, was er tat, auch Verantwortung übernehmen musste. Der Unfall hatte ihm, wie es schien, einen gehörigen Schrecken versetzt und er würde sich alle Mühe geben, einen weiteren groben Schnitzer zu vermeiden.
    Die Eltern erklärten sich bereit, die nicht unbeträchtlichen Kosten für die Reparatur des Wagens zunächst zu übernehmen. Kevin müsste aber dieses Geld an sie zurückzahlen, sobald er selbst etwas verdiente.
    Nun stellte sich noch die Frage: Sollte die Sache jetzt gleich weitere Konsequenzen haben? Nein, beschlossen sie,
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