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Und ploetzlich sind sie 13

Und ploetzlich sind sie 13

Titel: Und ploetzlich sind sie 13
Autoren: Claudia und David Arp
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weiß nie genau, ob es als Nächstes rauf, runter, um die Kurve oder im Kreis herum geht. Einmal benehmen sie sich so erwachsen – nur um im nächsten Augenblick in ihr bestes frühkindliches Verhalten zurückzufallen! Tatsächlich sind Teenager in vielerlei Hinsicht wie Kleinkinder – nur dass sie jetzt auch noch Hormone, Freunde und technische „Spielzeuge“ haben! Jemand hat einmal behauptet, die Pubertät sei eine Zeit, in der Kinder mit niemandem in der Familie etwas zu tun haben wollen und in einem Chaos hausen, das sie „mein Zimmer“ nennen und aus dem sie nur dreimal täglich rauskommen, um etwas Essbares hinunterzuschlingen und die Familie anzuknurren. Es ist eine Entwicklungsstufe, in der Kinder möglichst wenig mit der Familie zu tun haben wollen und stattdessen die Freunde vergöttern. Kein Wunder, dass Eltern, die ihren Teenagern ihre Liebe zeigen möchten, ihre diesbezüglichen Bemühungen mit dem Versuch vergleichen, einen Kaktus zu umarmen. (Die meisten Eltern freuen sich auch ebenso wenig auf die Pubertät ihrer Kinder, wie sie sich auf eine Umarmung mit einer so stacheligen Pflanze freuen würden.) Die folgende Geschichte lässt verstehen, warum das so ist:
    Ralf und Kristin hatten einige schwierige Monate hinter sich. Ralf verbrachte als Vertreter den größten Teil des Sommers auf der Straße, während Kristin bei den vier Kindern zu Hause die Stellung halten musste – mit allen Terminen und Verpflichtungen, die das so mit sich brachte: Ballettunterricht, Schwimmtraining, Fußballverein, Jugendkreis, Pfadfindertreffen – von ihrem eigenen beruflichen Engagement mal ganz abgesehen.
    Um sich nicht vollkommen fremd zu werden, arrangierten Ralf und Kristin einen Kurzurlaub für sich allein. Die drei jüngeren Kinder schickten sie mit einer befreundeten Familie für eine Woche an die See, während Kevin, der Älteste, beschlossen hatte, bei seinen Großeltern zu bleiben und sich in deren Landwirtschaft nützlich zu machen, um sein Taschengeld aufzubessern.
    Die Arbeit auf dem Hof war für den gerade 13-Jährigen ungewohnt und anstrengend. Kevin reparierte Zäune, fegte den Hof und räumte in der Scheune auf. Es war daher einleuchtend, dass er die Einladung seiner Großeltern zu einem auswärtigen Abendessen oder ihre Frage, ob er sie bei Besorgungen begleiten wolle, ablehnte und sagte: „Ich bin hundemüde; ich bleibe lieber zu Hause.“ Müde war er tatsächlich, aber es war noch ein Hintergedanke dabei. In jenem Sommer hatten Kristins Eltern zwei neue Autos gekauft, einen kleinen hellgrauen Chevrolet und einen großen schwarz glänzenden BMW. Die Schlüssel steckten entweder im Schloss oder lagen auf einem Regal in der Küche. Die beiden neuen Wagen faszinierten den 13-Jährigen, besonders der BMW. Es würde zwar noch einige Jahre dauern, bis Kevin Fahrstunden nehmen konnte, aber er hatte seine Eltern schon oft zu überzeugen versucht, ihm doch jetzt schon das Fahren beizubringen.
    Jetzt war die Versuchung einfach zu groß. Kevin beschloss, fahren zu lernen – auf eigene Faust. Kaum waren die Großeltern fort und er allein, begann er seine Fahrstunden in dem funkelnden neuen BMW. Zunächst fuhr er die lange asphaltierte Zufahrt zum Hof auf und ab. Dann lenkte er das Auto auf einen angrenzenden großen Platz und erforschte durch Kreise, Serpentinen und Schleifen die Geheimnisse der Lenkung. Schließlich wagte er sich auch auf die leicht ansteigende Straße gegenüber dem Haus.
    Bei einem dieser heimlichen Ausflüge wurde der Junge von einem heftigen Regenguss überrascht. Er geriet mit dem Wagen auf eine wasserglatte Stelle und verlor die Kontrolle über das Fahrzeug. Das Auto rutschte über den Gehsteig und prallte mit dem Kotflügel gegen einen großen Stein. Dann schleuderte der Wagen wieder zurück, drehte sich um seine eigene Achse, und auch das Heck des Wagens kam nun in unsanften Kontakt mit dem Steinbrocken.
    Als die Großeltern zurückkamen, lautete Kevins Erklärung: „Jemand hat den Wagen gestohlen und ihn da oben gegen den Felsen gesetzt.“ Der Großvater ging mit dem Jungen zu der Unfallstelle, nahm seinem Enkel aber diese Geschichte nicht ab. Stattdessen fragte er so lange nach, bis der Junge schließlich mit der Wahrheit herausrückte. Der Großvater sagte: „Kevin, eins sollst du wissen: Wir haben dich sehr lieb – und wir verzeihen dir. Diese Sache soll nicht zwischen uns stehen.“ Ralf und Kristin würden in einigen Tagen zurückkehren und er wollte es ihnen
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