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Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein
Autoren: Roman Rausch
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ihnen um, erkannte Levy und wies den Kollegen an, ihn passieren zu lassen. Demandt war in Levys Augen seit dem letzten Treffen deutlich mehr als die seither vergangenen zwei Jahre gealtert. Das graue Haar, das einst nur an den Schläfen zu sehen gewesen war, erstreckte sich mittlerweile über das ganze Haupt. Sein Gesichtsausdruck wirkte müde, gezeichnet von der Zunahme an Arbeit und Verantwortung. Seine Körperhaltung war leicht gebeugt, der Bauchansatz ein eindeutiges Zeichen für ungesunde Ernährung und wenig Bewegung. Das war nicht der Demandt, sportlich, aufrecht und voller Energie, den er in Erinnerung hatte.
    Jetzt erkannte Levy auch Michaelis, die ihm bisher den Rücken zugekehrt und auf den weiten Fluss hinausgeschaut hatte. Ihre Erscheinung war völlig anders. Die frühe Morgenstunde und die zwei Jahre Karrierearbeit schienen ihr nicht zugesetzt zu haben. Noch immer blitzten ihre grünen Augen unter dem blonden Pony hervor, so, als gelte es, jede Bedrohung frühzeitig zu erkennen. Sie trug einen bronzefarbenen Hosenanzug, der seidenmatt schimmerte. Kein Gramm schien sie zugenommen zu haben. Sie wirkte in jeder Bewegung trainiert, frisch und voller Einsatzwillen.
    In der internen Struktur der Kriminalbehörde musste sich viel getan haben, da sie mit ihren jetzt neununddreißig Jahren als einzige Kriminalhauptkommissarin des Landes eigentlich zu jung war, und eine Frau zu sein, half auch nicht beim Aufstieg. So klar und bestimmt ihre äußere Erscheinung war, so schnörkellos und direkt waren ihre Umgangsformen geblieben. Levy fragte sich, wie sie es trotz ihrer Ruppigkeit geschafft hatte, auf der Karriereleiter so weit nach oben zu steigen. Zweifellos hatte sie Fähigkeiten – die hatte sie bereits damals unter Beweis gestellt   –, doch wie konnte man auf Dauer ihren mürrischen Ton ertragen?
    Sie musste nichts sagen, um ihre Haltung ihm gegenüber zu offenbaren, ein Blick genügte. Und der, der Levy auf den paar Metern zu ihr traf, drückte eine klare Protesthaltung aus.
    «Hallo Balthasar», begrüßte ihn Demandt, schüttelte ihm die Hand. «Schön, dass du gekommen bist.»
    Levy nickte, versuchte ein Lächeln, das Bereitschaft signalisieren sollte. Er reichte Michaelis die Hand. Sie hatte die Arme verschränkt und machte keine Anstalten, sich zu bewegen. Stattdessen wandte sie sich Demandt zu.
    «Ich halte es für unverantwortlich, diesen Mann in die Ermittlungen einzubeziehen. Er hat schon einmal bewiesen, dass er dem Druck nicht standhält.»
    Levy ließ den Vorwurf über sich ergehen. Natürlich hatte er gewusst, dass sein Wiederauftauchen von ihr nicht freudestrahlend aufgenommen würde. Er wartete die nächste Reaktion ab. Wie erhofft, kam die Gegenrede von Demandt.
    «Levy ist der richtige Mann für diesen Fall. Er kennt alle Details der bisherigen Ermittlungen, schließlich war er Mitglied des Teams von damals.»
    Michaelis unterbrach. «Das war ich auch, und deswegen weiß ich, wovon ich spreche.» Ihre Augen funkelten Levy an. «Er ist ein unkalkulierbares Risiko. Ich werde das nicht akzeptieren.»
    Demandt reagierte auf den Ausbruch nicht.
    Ein Mann im weißen Overall trat zu ihnen. «Ich bin so weit fertig», sagte er, «wenn sonst nichts mehr ist, dann fahre ich in die Rechtsmedizin zurück.»
    Demandt wandte sich dem Mann im Overall zu und wies auf Levy. «Das ist Balthasar Levy. Er wird das Team im Bereich der Fallanalytik unterstützen.» Dann zu Levy gewandt: «Dragan Milanovic, unser Gerichtsmediziner.»
    Sie schüttelten sich die Hand.
    «Freut mich», sagte Dragan.
    «So ein Irrsinn», protestierte Michaelis, die sich mit der Entscheidung nicht zufrieden geben wollte.
    «Es bleibt dabei», konterte Demandt, «Sie haben das BKA und damit mich um Amtshilfe gebeten. Levy ist der Mann für diesen Fall.»
    «Nun gut», sagte sie, «dann auf Ihre Verantwortung.»
    Michaelis würde an höherer Stelle ihren Protest zum Ausdruck bringen, da war sich Levy sicher. Sie drehte sich um, ging die paar Schritte zum Ufer, rief die Spurensichererauf, ihre Arbeit, so weit vertretbar, zu vollenden und einzupacken.
    Demandt gab Levy in die Hände Dragans. «Zeigen Sie ihm bitte den Fund. Danach können Sie fahren. Alles Weitere erfahren wir aus Ihrem Bericht.»
    «Selbstverständlich», antwortete Dragan und wies Levy den Weg zu einem weißen Kombi, der an der Böschung geparkt war.
    «Gehen Sie schon einmal vor», sagte Levy, «ich komme gleich nach.»
    Dragan nickte und stapfte durch das Gebüsch
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