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Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein
Autoren: Roman Rausch
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war vor zwei Jahren, als Levy und sein ehemaliger Chef Sven Demandt von der Abteilung für Operative Fallanalysen beim Bundeskriminalamt einem Täter nachstellten, der nur die Eingeweide seiner drei Opfer zurückließ. Die Körper waren niemals aufgetaucht.
    Levy versuchte vergeblich, diese neue Information herunterzuspielen, wenngleich er wenig Zweifel daran hegte, dass Demandt Recht hatte. Er persönlich hatte Levy ausgebildet, als er zur neu gegründeten Truppe beim BKA gestoßen war. «Vielleicht ist es das Gedärm eines Verunglückten, der in eine Schiffsschraube geraten ist», sagte Levy.
    «Red keinen Unsinn», widersprach Demandt scharf. Er ließ sich nicht von einem seiner Schüler maßregeln. «Es passt alles. Unser Mann ist wieder aktiv.»
    Levy schloss die Augen. Er wusste, dass er zum Angebot Demandts nicht nein sagen würde. Viel zu tief saß noch immer der Stachel von damals. Die monatelangen Ermittlungen, die aufkommende Nervosität, die sich bis zur offenen Aggression unter Kollegen steigerte, als ein Ermittlungserfolg ausgeblieben war. Schließlich der Alkohol.
    Er war ein Wrack geworden, verkroch sich in eine Reha-Klinik, bis er sich vor einem Jahr auf die Füße eines freiberuflichen Fallanalytikers stellte.
    «Wer leitet die Ermittlungen?», fragte Levy.
    «Michaelis», antwortete Demandt trocken.
    Der nächste Schock. Kommissarin Hortensia Michaelis war bereits damals im Team, wenngleich in ausführender und nicht leitender Funktion. Sie war eine der Cassandren, die Demandt vor dem labilen Levy gewarnt hatten. Darüber hinaus besaß sie den fast schon pathologischen Eifer, es zur ersten Kriminalhauptkommissarin des Landes zu bringen. Was sie jetzt offensichtlich geschafft hatte. Dass sie sich die Wiederaufnahme der Ermittlungen nicht entgehen lassen würde, war somit klar.
    «Und wer ist von uns   … ich meine von euch dabei?», fragte Levy.
    «Nur du», lautete die Antwort.
    «Kannst du das verantworten?»
    «Lass das meine Sorge sein. Zuvor noch eine Frage: Bist du trocken?»
    Levy antwortete nicht gleich. Er wägte zwischen Lüge und Wahrheit ab. «Wenn ich an dem Fall dran bin, kannst du dich auf mich verlassen.»
    «Dieses Mal könnte es auch meinen Job kosten.»
    Levy bekräftigte seine Aussage.
    «Gut», sagte Demandt, «dann treffen wir uns in einer Stunde. Ich schick dir einen Wagen vorbei.»
    Levy widersprach. «Es ist sechs Uhr morgens. Ich arbeite nicht mehr am Tag, nur noch in der Nacht.»
    Demandt blieb hart. «Wenn du das Saufen bezwungen hast, dann kannst du dich auch am Tage wieder sehen lassen. Bis später.» Ohne eine Antwort zuzulassen, legte er auf.
    Levy erhob sich, ging zur Fensterfront, die sich über die Länge des Lofts erstreckte. Hamburg erwachte zu neuem Leben, so wie auch er, der nun wieder aus der Anonymität eines Ex-Alkoholikers in das Scheinwerferlicht der Ermittlungsbehörden und der Medien treten würde. Er konnte nicht sagen, ob ihm das gefiel.
    Er schenkte sich noch einen ein, kippte ihn in einem Zug hinunter und suchte nach frischer Kleidung.

3
    Der Fundort lag in einer Flussbiegung an einer versandeten Stelle, wo abgestorbene Baumwurzeln Treibgut aus den flachen Wellen filterten. Ein verschlissener Plastikkanister hing in einer Kralle fest, schaukelte im Takt des schwachen Wellengangs in einem dreckig braunen Schaumkranz aus Chemikalien. Das Ufer war flach, ging nach wenigen Meternin Büsche und Haselnusssträucher über. Dazwischen mehrere Brandstellen, an denen noch vor einigen Wochen Steaks und Würste gegrillt worden waren. Verkohlte Coladosen und Zigarettenstummel lagen wie vergessenes Fallobst verstreut umher.
    Auf der anderen Seite des Flusses ragten Schornsteine einer Fabrik in den verhangenen Morgenhimmel. Ihre Rauchfahnen hingen schwer in der Luft. Kein Windstoß wollte sie mit dem Grau des Morgens und dem Bodennebel vermischen, der in weiten Schlieren dem Flusslauf folgte.
    Als Levy sich der Fundstelle vom Parkplatz aus näherte, erkannte er hinter dem Absperrband Demandt im Gespräch mit jemandem. Um sie herum suchten Mitarbeiter der Spurensicherung in weiten, olivgrünen Gummihosen und mit Metallstöcken ausgestattet das Flussufer ab. Andere standen kniehoch im langsam dahinfließenden Wasser. Auch sie suchten nach Spuren, förderten jedoch meist Gegenstände zutage, die vermutlich achtlos in den Fluss geworfen worden waren.
    «Sie können nicht ans Ufer», sagte einer der Polizeibeamten in Uniform an der Absperrung.
    Demandt drehte sich zu
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