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und die verschwundene Seglerin

und die verschwundene Seglerin

Titel: und die verschwundene Seglerin
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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folgen. Als sie wieder vor dem texanischen Spiegel standen, zog er seine kleine Kamera aus der Tasche. Er warf einen Blick über die Schulter und wartete, bis der einzige Besucher, der sich gerade mit ihnen in diesem Raum aufhielt, um die Ecke gebogen war. Die Gelegenheit war günstig, denn auch der Aufpasser war gerade nach nebenan verschwunden.
    Â»Fotografieren verboten«, flüsterte Onkel Titus und wies auf ein Schild, das weithin sichtbar in der Mitte des Raums von der Decke hing.
    Â»Ich weiß«, erwiderte Justus ebenso leise. »Aber Ausnahmen müssen erlaubt sein.« In Windeseile drückte er auf den Auslöser. »Für alle Fälle. Wer weiß, wozu wir die Aufnahmen noch brauchen können.«
    Â»Und jetzt?«, fragte Justus, als sie wieder draußen waren und die frische Brise vom Pazifik schnupperten.
    Â»Komm mit«, sagte Onkel Titus nur. »Es sind zehn Minuten Fußmarsch.« Zuerst wollte Justus nach ihrem Ziel fragen, aber dann beschloss er, sich überraschen zu lassen.
    Schweigend gingen sie nebeneinander her, bis sie mitten im lebhaften Zentrum von Santa Monica vor einem Gebäude standen, das gerade renoviert wurde und von oben bis unten eingerüstet war. Eine Bank, tippte Justus, als sie die marmorne Eingangshalle betraten.
    Â»Würden Sie mich bitte bei Mr Dimitrios anmelden?«, bat Onkel Titus den Angestellten am Informationsschalter. Der fragte nach dem Namen und fünf Minuten später saßen sie im Zimmer des Direktors.
    Â»Freut mich, Sie mal wieder zu sehen«, sagte Mr Dimitrios mit deutlichem griechischen Akzent. Er war ein Hüne von Gestalt, was man sogar merkte, wenn er hinter seinem Schreibtisch thronte. Justus fand es lustig, wie der Bankdirektor ununterbrochen seine Brille auf- und wieder absetzte. »Was kann ich für Sie tun?«, fragte Mr Dimitrios und zwickte sich ins linke Ohrläppchen.
    Â»Ich habe keine Ahnung, ob Sie mir helfen können«, entgegnete Onkel Titus und atmete schwer. »Aber ich sitze in der Patsche.«
    Â»Es wird mir ein Vergnügen sein, Ihnen da herauszuhelfen«, entgegnete Mr Dimitrios würdevoll. »Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht. Schließlich sind Sie einer unserer Stammkunden …«
    Â»Das ist wahr«, warf Onkel Titus tapfer ein. »Wenn auch bestimmt nicht der größte, sondern eher einer von den kleinen.«
    Â»Auf die Größe kommt es nicht immer an«, tröstete Mr Dimitrios. »Lieber klein und solide als … als …« Er suchte nach dem passenden Wort.
    Â»Mehr Schein als Sein«, rutschte es Justus heraus.
    Mr Dimitrios runzelte die Stirn und musterte den Ersten Detektiv erstaunt. »Ganz recht, junger Mann.« Dann wandte er sich wieder Onkel Titus zu. Während er sich hingebungsvoll ins linke Ohrläppchen kniff, lächelte er aufmunternd. »Ich kann Ihnen natürlich nur insoweit helfen, als es mit den Regeln unseres Geldinstituts vereinbar ist.«
    Â»Natürlich.« Justus hatte den Eindruck, dass seinem Onkel das Herz in die Hosen rutschte. Aber dann riss sich Onkel Titus zusammen und erzählte in allen Einzelheiten die Geschichte von Mr Jefferson und den beiden Spiegeln, von denen es eigentlich nur einen hätte geben dürfen.
    Als Onkel Titus fertig war, setzte Mr Dimitrios gerade zum achtundzwanzigsten Mal seine Brille ab. Justus hatte mitgezählt. »Ich lege für Irma Bannister meine Hand ins Feuer«, wiederholte Onkel Titus. Die Enden seines schwarzen Schnurrbarts ragten steil in die Höhe und schienen leicht zu zittern.
    Â»Und natürlich wissen Sie von Ihrer alten Freundin, dass sie unserem Geldinstitut die Ehre gab, ihre Konten bei uns zu unterhalten«, vermutete Dimitrios.
    Â»So ist es. Ich weiß auch, dass sie sich in allen finanziellen Angelegenheiten von Ihnen beraten ließ«, bestätigte Onkel Titus. »Sie hat sich immer nur sehr lobend über Sie geäußert, wenn Sie diese Bemerkung gestatten.«
    Mr Dimitrios beugte sich mit einem dankenden Kopfnicken nach vorn. »Das freut mich. Und nun möchten Sie von mir alles wissen, was ich zur Aufklärung dieser sonderbaren Sache beitragen kann, stimmt’s?«
    Â»Stimmt«, erwiderte Onkel Titus gottergeben.
    Mr Dimitrios lehnte sich zurück und schloss die Augen. Für kurze Zeit ließ er Brille und Ohrläppchen in Ruhe. Dann stand er mit einem Ruck auf. »Auch Mrs Bannister hat über
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