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Und die Goetter schweigen

Und die Goetter schweigen

Titel: Und die Goetter schweigen
Autoren: Anna Janson
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lustig. Wir haben deren Männer aufgeweckt, und das gab natürlich Krach. Gehörigen Krach! Ist doch nur gerecht, oder was?« Stina blickte Maria in die Augen und wartete auf eine Antwort. »Vielleicht«, stimmte Maria zu und fühlte sich für einen Augenblick überrumpelt. »Dies ist eine schlimme Nachricht für Sie. Haben Sie jemanden, der zu Ihnen kommen kann? Didi vielleicht?« Stina nickte stumm. Die füllige Unterlippe zitterte.Es hatte aufgehört zu schneien. Der weiße Ford war unter einer Schneewehe beinahe begraben. Maria kroch in den Wagen und drehte den Zündschlüssel um. Der Motor sagte gar nichts mehr. Nicht den geringsten Laut wollte er von sich geben. Sie hatte das Licht angelassen! Wütend warf Polizeiassistentin Wern den Duftbaum hinaus, den Hartman an den Zigarettenanzünder gehängt hatte. Raus in den Schnee flog er in voller Fahrt. Von Düften hatte sie heute genug! Die ganze Nase war voll von Duftbällen und getrockneten Rosenknospen, hingegen schrie der leere Magen, der nichts als einen verschimmelten Apfelkuchen abbekommen hatte. Maria trat mit dem Fuß kräftig gegen den Vorderreifen und biss sich auf die Lippe, um nicht hinauszuschreien, was sie gerade dachte. Stina Ohlsson musste am Fenster gestanden und sie beobachtet haben, denn sie kam in einem eleganten rosa Synthetikpelz über den Parkplatz geschritten, in der Hand ein Starthilfekabel. Gemeinsam schoben sie den Ford mühsam so weit vor, dass er Motorhaube an Motorhaube mit Stinas kleinem roten Saab stand. Maria wunderte sich, wie kräftig diese Frau war. Sie trennten sich im besten Einvernehmen über die Widrigkeiten des Winters und die Unzuverlässigkeit von Autos.

3
    Die Landstraße war schlecht geräumt. Maria stellte das Auto an den Wegrand und ging das letzte Stück auf dem Waldweg bis zur Absperrung zu Fuß. Was konnte das Opfer hier draußen im Wald vorgehabt haben? Vielleicht handelte es sich um eine geheimnisvolle Sekte, ein religiöses Ritual, das in Mord ausgeartet war. Der alte Mann und Elin mit der Katze konnten gleichermaßen Beteiligte wie Opfer sein. Vielleicht hatte Dick Wallström ihre Haustiere getötet, und sie hatten sich gerächt, indem sie ihn an der Esche aufgehängt hatten. Maria schüttelte den Kopf. Diese Erklärung war ein wenig zu einfach, auch wenn es zwei Fußspuren im Lehm gab. Der Mord war raffiniert, bis in alle Einzelheiten ausgearbeitet, nichts, was in einem Wutanfall oder im Jähzorn geschehen war. Edvin Rudbäck war alt und klapprig. Er würde kaum die Kraft aufgebracht haben, einen Kerl wie Dick Wallström zu überwältigen. Maria ging an einer Gruppe neugieriger Zuschauer vorbei, die sich auf dem Weg außerhalb der Absperrung angesammelt hatte. Erika Lund und zwei Polizisten, die ihr zur Hand gingen, waren noch am Tatort. »Die anderen sind runter zur Wache gefahren. Sie wollen sich um 16.00 Uhr im Besprechungsraum treffen.« Diesmal stand Erika nicht auf. Es dämmerte schnell, und es gab noch eine Menge zu tun, bevor es richtig dunkel wurde. Zwei Scheinwerfer waren in der Esche aufgehängt worden, aber das war nicht dasselbe, wie bei Tageslicht zu arbeiten. Erika steckte eine weitere Probe in eine Plastiktüte und verschloss sie. »Man merkt schon, dass es der dunkelste Tag des Jahres ist. Grüß die anderen und sag ihnen, dass ich innerhalb der nächsten Stunde komme.« Die lange Autoschlange in Richtung Zentrum bewegte sich mit 70 Stundenkilometern. Sicher fuhr da ein Schneepflug an der Spitze. Der Gegenverkehr schlidderte mit deutlich höherer Geschwindigkeit vorbei. Maria schaltete das Radio ein. Das 3. Programm hatte zu dem Mord an Dick Wallström nichts zu sagen, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis die Medien loslegen würden. Nach den Nachrichten folgte ein Programm über Weihnachtsbrauchtum. Eine glockenreine und trachtenverdächtige Frauenstimme sang: Schneidet, schneidet Hafer. Wer soll Hafer binden. Das soll der Allerliebste mein, wo kann ich ihn nur finden. Ich sah ihn gestern Abend wohl im hellen Mondenschein. Wenn jeder nimmt den Seinen und ich nehm mir den Meinen, dann bleibt der Troll alleine. Schäm dich, schäm dich, denn keiner will dich haben … Maria stellte das Radio ab, die Stimmung des Liedes ließ sie aber nicht los. Eine Sichel hatte man am Tatort gefunden, eine Sichel und eine Weizenähre. Uralte Symbole für Ernte und Fruchtbarkeit. Eigenartig, dass Schneidet, schneidet Hafer zu den Weihnachtsliedern gehörte. Man hat eher den Eindruck, als würde das Lied in
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